Stress!!!

Irgendwie rennt mir so langsam die Zeit weg. Ich hab mir wohl wieder zu viel vorgenommen… Ich sitze hier in einem totalen Chaos und frage mich, ob ich das alles noch schaffe, was ich schaffen wollte…

Ich befürchte, von einigen Ideen muss ich mich wohl verabschieden – z.B. wird das mit dem SMS-Server wohl nichts mehr, da mir das GSM-Modem abgeraucht und der Ersatz erst gestern angekommen ist. Gut – dafür habe ich jetzt Twitter eingerichtet.

Und aufräumen wollte ich. Und ausmisten und und und…

Ich sehe mich dann schon wieder 5 Minuten vor der geplanten Abfahrt hier schweißgebadet rumhampeln, weil ich irgendein wichtiges Reisedokument nicht finde. Oder meine Brille… (Brille suchen ohne Brille ist eine meiner Lieblingsübungen), oder die Flugtickets, oder den Wohnungsschlüssel, oder die Theaterkarten… Öh… Ja…

Wird sicher noch lustig…

Aktueller Plan:

  • Montag, 27.8.– Freitag, 31.8.: Urlaubsübergabe für Chef vorbereiten, letzte dienstliche Dinge erledigen, Blog den letzten Schliff geben
  • Freitag, 31.8.: Langsam begreifen, dass ich jetzt zwei Monate lang nicht mehr über die IT des Landes Berlin nachdenken muss (juhu!)
  • Samstag, 1.9.: Wohnung aufräumen und sauber machen
  • Sonntag, 2.9.: Alle instruieren, die sich in meiner Abwesenheit um meinen Krempel kümmern
  • Montag, 3.9.: Auto zum TÜV – welch geniales Timing…
  • Dienstag, 4.9.: Sachen packen und stückweise ins Auto schleifen (diese ************** 102 Stufen… Ich frag meinen Nachbarn)
  • Mittwoch, 5.9.: Ausschlafen, letzte Sachen zusammen suchen (höhö…) und dann um 14:30 auf in Richtung TXL, Auto abgeben und dann nicht mit den Sicherheitsmenschen am Gate anlegen…

Zielgrade…

So… Urlaubsübergabe ist durch, Chef und Stellvertreter sind informiert (man kann auch sagen ‘überhäuft’) und nun kann ich mit gutem Gewissen den Reaktor runter fahren. Da wird die IT des Landes Berlin mal 2 Monate ohne mich auskommen müssen. Ich befürchte, die IT des Landes Berlin wird das bestens schaffen und wenig bis keine Notiz von meiner Absenz nehmen…

Morgen noch Arbeitszeit erfassen, Arbeitszeit genehmigen, Schreibtisch abwischen, Blumen gießen und dann die lieben Kollegen abfüllen.

Martiniglas

Schlussendlich zur lieben Handan und endlich ‘ne zivilisierte Frisur bekommen. Tino meinte, ich sollte vor dem Kollegenabfüllen da hin gehen, damit alle was davon haben…

NÖ!

Immerhin bin ich ja Einzelkind…

Was mir immer mehr Sorgen bereitet, ist die Frachtschiffagentur. Bislang noch keine Reiseunterlagen in Sicht. Das wird langsam knapp…

OH, HERR! GIB MIR GEDULD!

ABER SOFORT!!!!!!!!!!!!!

Ui – und gerade schreibt man mir, dass die Bus-Tour in Neuseeland mit ‘nem 14-Sitzer durchgeführt wird. Warum komme ich mir auf einmal noch überdimensionaler vor als sonst???

Das wird sicherlich recht kuschelig… Andererseits wird’s dann ne kleine Gruppe und das hat sicher auch Vorteile

Schaumama, wie’s wird…

Web Cams

Kurzmitteilung

Juhu – nun kann ich auch von unterwegs in meine Wohnung gucken – wie schön!

Web Cam

Web Cam

Feierabend!

Aus, Ende, Schluss, Licht aus, Computer aus, finito, ultimo, basta, peng!

Nun ist mal für 10 Wochen endlich wirklich Schluss mit Vorgängen, Akten, Plänen, Kalkulationen, Meetings und Formalkram.

Die Kollegen aus dem Produktionsbetrieb haben mir eine Rettungsente geschenkt:

Rettungs- und Reiseente

Rettungs- und Reiseente

Mal sehen, ob ich aus dieser Ente ein richtiges weltentiges (???) Reisegeflügel machen kann. Die kommt jedenfalls mit!

Und nun lege ich erst einmal die Beine hoch. SEHR hoch. Morgen ist dann auch noch ein Tag…

Endlich!

Kurzmitteilung

Juhu! Die Reiseunterlagen für das Frachtschiff sind auch da – nun ist alles in Sack und Tüten. Ich bin erleichtert… Das war noch mal etwas aufregend so kurz vor knapp…

Zwischenspurt

Der erste halbe Koffer ist gepackt und ich stehe im Schweiße meiner Füße. Ich hab ja schon einige Reisen gemacht, aber die hier bringt mich nun doch noch erheblich aus der Ruhe. Ich renne hier etwas kopflos wie ein aufgescheuchtes Huhn rum…

Sollte ich laut gackern? Nee, dann komme ich kurz vor der geplanten Abreise noch in die Geschlossene… Muss nicht sein… Obwohl – ich lebe im Wedding – da fällt das eh nicht weiter auf…

Es wirkt auch nicht wirklich beruhigend auf mich, dass die Werkstatt gestern anrief um zu verkünden, dass mein Auto nicht so einfach durch den TÜV komme, denn die hinteren Radaufhängungen wären defekt oder ausgeschlagen oder abgenutzt und das müsse man machen. Man wisse aber nicht, ob man das nun noch schaffe (bis heute Abend) und ob man die Ersatzteile bekäme und ob der TÜV dann nicht doch noch was finde… Und im Übrigen koste das ganze einen vierstelligen Betrag…

Möglicherweise hab ich das mit dem TÜV dann doch etwas zu optimistisch geplant.

Ich kenne jemanden, der würde auch in dieser Situation noch stoisch gucken und sagen: „Immer spät bremsen!“. Ich wünschte, ich hätte diese Gelassenheit… Über Gelassenheit sagt der aber auch einiges…

Also, ich mache drei Kreuze, wenn ich morgen in diesem Flugzeug nach London sitze…

Und nun geh ich den zweiten halben Koffer packen!

Ächz…

Kurzmitteilung

Werkstatt ruft an und sagt, Auto wird bis 17:00 fertig… Mir fällt ein Himalaya vom Herzen!

 

Oi’packt iss…

Nachdem man mir eben mitteilte, dass auf dieser Busrundfahrt über die Südinsel ein kleinerer Bus zum Einsatz kommt und ich eigentlich nur einen Koffer mitnehmen kann, habe ich alles wieder umgepackt. Supi… Nun gibts einen Koffer für die Südinsel und einen für den Rest und das Reisebüro klärt gerade, was mit diesem zweiten Koffer während dieser Busrundfahrt passiert bzw. wie sie den dann von Christchurch nach Wellington bekommen.

Gesamtgepäck

So what – wird schon und alles ist schön verpackt. So langsam kann ich anfangen, mich zu entspannen…

🙂

Heathrow

Berlin wäre so gerne eine Weltstadt. Immer heißt es “Hauptstadt hier” und “Hauptstadt da”. Wenn man dann in Heathrow auf dem Flughafen steht, dann weiß man, was eine Weltstadt ist! Ich kam am Terminal 5 an und fuhr mit dem Bus ca. 20 Minuten zum Terminal 3. Und da bin ich erst mal verwirrt gestanden und habe wie das Schwein ins Uhrwerk geguckt. Gut, ich bin mittlerweile saumüde und die ewige Klimaanlagenluft tut ihr übriges.  Also habe ich mir erst mal einen riesigen Kaffee und ein Sandwich gekauft.

Mittlerweile bin ich in eine Lounge umgezogen. Hier gibt’s umsonst zu trinken und freies Internet und was zu essen – wenn man 20 Pfund dafür bezahlt. So bin ich dann diese 20 Pfund der Bank of Scotland los geworden, obwohl die sich da manchmal relativ anstellen in England. Fein! Ausgelobt wurde hier der sensationelle Blick aufs Rollfeld. Die Realität sind zwei kleine Fenster, ca. 80×80 mit Blick auf einen Finger – ich grinse mir einen… Aber egal. Ich esse eine Minestrone, die – beachtet man die Tatsache, dass sie eine britische Minestrone ist – erstaunlich gut schmeckt! Neben mir sitzt ein Bauingenieur auf dem Weg nach Melbourne und wir unterhalten uns über Arbeitsmoral und notwendige Frustrationstoleranz (der sprach tatsächlich von “frustration tolerance” – kommt mir irgendwie bekannt vor) in verschiedenen Ländern.

Ein Wort zur BA. Nie wieder werde ich eine British Airways Flugbegleiterin als “Saftschubse” bezeichnen. Die Mädels bei der BA sind richtig Klasse. Mehr etwas älter und zupackend – einige mit erstaunlichen Schneidezähnen – als püppiehaft und improvisationsverhindert. Da hatten die mich auf einen Mittelsitz gebucht. Hilfe! In einer kleinen 737! Auftritt Alberte: Schwarz, groß, bildhübsch und extrem freundlich hat sie solange Passagiere becirct und umsortiert, bis ich einen Gangplatz hatte neben einem leeren Mittelplatz. Man mag das für übertrieben halten, aber ich war so richtig glücklich. Sehr – außerdem will sie jetzt auch Containerfrachtschiff fahren!

Smiley

In zwei Stunden geht es ja dann erst richtig los. Aber ich habe mir bestätigen lassen, dass ich einen Gangplatz am Notausgang habe. Zusammen mit Premium Economy wird das wohl recht komfortabel werden. Hoffentlich kann ich schlafen. Ich bin vollkommen erloschen… Und ich muss nachher noch zum Gate… Lange Wege…

PS: Inderinnen haben ja teilweise derart schöne Kleider an. Es ist eine Augenweide!!!

PPS: In der britischen Minestrone waren dicke Bohnen – sie können es nicht lassen, die Briten. Mein armer Sitznachbar im Flugzeug…

PPPS: Ich bin müde aber happy!

Veröffentlicht unter London

Vollkommen alle

Kurzmitteilung

Dieser 21-Stundenflug und 28 Stunden durchgehend wach sein ist nichts für mich gewesen. Ich bin vollkommen platt und im Eimer. Ich geh ins Bett.

Singapur ist aber vollkommen genial. Und tropisch. Drei Schritte gehen und schon steht man unter Wasser. Weia… Und das Essen… War gerade noch in so ner chinesischen Garküche… Hier braucht man ja schon mehrere Wochen, um sich durch das Angebot von chinesischem, indischem und arabischen Essen durchzufräsen…

Und alle so nett! Unglaublich! Und so bunt! Ich bin überwältigt!

Und hier gibt es Krabbenflips mit schwarzem Pfeffer – sehr tasty!

Morgen mehr – ich kann kaum noch geradeaus gucken…

Sprechende Aufzüge, Haze und suizidale Eier

Erst hab ich ja gedacht: “Toll, Zimmer im 15. Stock – da hast du sicher einen schönen Ausblick!”. Nun ja… Das war wirklich eine betörend schöne Betonfläche, auf die ich da gucken durfte. Rechts von der Betonfläche war im Hintergrund noch eine hübsche Betonfläche mit verspiegelten Fenstern und darüber gefühlte 5mm verqualmter Himmel.

Ja, verqualmt… Ich hab zwei Tage gedacht, was das hier würzig riecht. Asien halt, dachte ich. Ja, denkste! In Indonesien brandroden sie wild Wälder und das ganze setzt sich dann über Singapur fest. Singapur zahlt viel Geld an Indonesien, damit das aufhört, was aber offenbar nicht so wirklich funktioniert. Jedenfalls ist der Haze dieser Tage allgegenwärtig und es wird empfohlen, nicht raus zu gehen. Na gut – ich sitze jetzt eh am Flughafen und harre meines Weiterfluges am Abend.

Also der 15: Stock. Wenn man dann runter will ins Erdgeschoß, dann klingt das so:

  • *ploing*
  • “going down!”
  • “door close!”
  • “13th floor”
  • “door open”
  • “going down!”
  • “door close!”
  • “10th floor”
  • “door open”
  • “going down!”
  • “door close!”
  • “9th floor”
  • “door open”
  • “going down!”
  • “door close!”
  • “8h floor”
  • “door open”
  • “uh, oh, someone must have pressed the worng button! what a mess!”
  • .oO(Yes, exactly, you bumped your big butt into all buttons possibly available in this particular lift, bonehead!!!”)
  • “going down!”
  • “door close!”
  • “6th floor”
  • “door open”

Die Reise dauert dann doch ne Weile. Zwischendurch stehen freundliche Menschen in der Lichtschranke und unterhalten sich freundlich mit freundlichen Menschen außerhalb des Aufzugs, während die anderen freundlichen Menschen im Aufzug dies freundlich und in stoischer Ruhe ertragen. Ich habe mich gefragt, ob wir nicht alle dieses wundervolle Aufzugsmantra im Chor hätten mitsprechen sollen…

Und irgendwann ist man dann beim Frühstück.

Jillian! Falls Du das lesen solltest – also wirklich!

Hättet Ihr Euren Kolonien das nicht ersparen könne??? Wo man hinkommt… England, Schottland, Malta, Singapur, ja sogar auf Madeira! Überall das gleiche! Eier, die sich angesichts Ihres Schicksals, vollkommen gewürzfrei in irgendetwas wässrig Flockiges verwandelt zu werden, wahrscheinlich freiwillig in die Pfanne gestürzt haben. Ein undefinierbares pinkfarbenes, hartgummiähnliches Nahrungsmittel in scheibenform namens “Chicken Ham”. Dazu Pommes Frites mit der Konsistenz von altem Silikon und so eine Art als Fischstäbchen getarnte  Reibeküchlein. Und als Krönung “Corned Beef Mash” – bitte! Das ist doch unwürdig! Überall in Euren ehemaligen Kolonien wird man allmorgendlich mit großem Nachdruck direkt in den kulinarischen Selbstmord gezwungen.

Eure Kolonien hätten so viel Schönes zu bieten gehabt! Warum musstet Ihr die so ins frühstückliche Abseits drängen???

Wenigstens gab es keinen “Black Pudding”! Aber vielleicht krieg ich den ja bei den Aussies oder bei den Kiwis vorgesetzt…

Ich hab das Empire trotzdem lieb!

Smiley

Axel defekt

Kurzmitteilung

Toll! Ich schaff es immer wieder am Urlaubsanfang. Nun hab ich nen dicken Infekt, der offensichtlich nicht besser wird. Ich liebe es! Diese Klimaanlage im Hotel kannte genau zwei Zustände: „tropisch“ (aus) und „arktisch“ (an). Und treudoof wie ich bin, hab ich die am ersten Abend angeschaltet und bin schlafen gegangen. Nun hab ich nen dicken Hals, nen Kopf wie ein Rathaus und huste der Welt einen (oder zwei…)

Wahrscheinlich lassen mich die Aussies morgen früh gar nicht rein. Immerhin ist in Vietnam ja die Vogelgrippe wieder ausgebrochen…

Ich hab mir jetzt hier am Flughafen ein Bett gemietet und geh noch ein wenig schlafen. Zur Not muss ich in Sydney mal zum Doc – der Mensch hat ja eine Reisekrankenversicherung vom ADAC und ich war noch nie in Australien beim Arzt – Abenteuer!!!

Dr. Michael Richmond

OK… Ich habe vor den Mikroben kapituliert. Diese dämlichen Klimaanlagen! Hatte ich erwähnt, dass die in Singapur nur die Zustände “tropisch” (aus) und “arktisch” (an) kannte? Ach ja… weiter unten. Dazu die nette Luft auf beiden Flügen. In dem Flugzeug nach Sydney wurde allenthalben allüberall fröhlich und mit Inbrunst (und sicher auch mit Auswurf) gehustet. Das passte wirklich gut zu der Sache mit der Vogelgrippe in Vietnam. Jetzt hätte eigentlich nur noch gefehlt, dass Dustin Hofman im gelben “Bio Hazard” Schutzanzug durch den Vorhang aus der Galley getreten wäre, um die Welt – oder zumindest uns in der Premium Economy – vor einem neuerlichen “Outbreak” zu retten… Die schnuckelige Stewardess meinte, in der Business Class würde aktuell noch mehr gehustet. Naja, die zahlen ja auch viel mehr…

Ich schweife ab…

Als ich morgens um 7:30 in diesem Hotel in Sydney ankam, wurde ich gleich wieder weggeschickt. Man könne erst um 14:00 einchecken, alle Zimmer seien belegt, ich hätte dann eben schon ein Zimmer eine Nacht früher buchen müssen. Entzückend! Ich mittlerweile mit Fieber, total übermüdet und klatschnass geschwitzt.

Also habe ich mich traurig in ein MacDoof gesetzt und dann beschlossen, einen Arzt zu suchen. Ich habe einige Leute angesprochen, die sich aber alle nicht auskannten. Da hab ich dann ne Polizeistreife angehalten – die waren etwas verdutzt, aber haben mich freundlicherweise dorthin geschickt:

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Dort war erst mal zu (ich hab das Bild später gemacht) und ich habe mich in ein Café gesetzt und mir einen Kaffee und zwei Sandwiches bestellt. Das kostete mich schlappe 16,75 AU$, was mich etwas kalt erwischte *schluck* OK, Sydney ist offenbar nicht wirklich der preiswerteste Ort…

Um 10:00 machte das Medical Center auf und dort waren freundliche Inder, die meine Daten aufnahmen und mich in einen Wartesessel setzten.

Auftritt Dr. Richmond. Von undefinierbarem Alter und undefinierbarer Körperhaltung. Auch von undefinierbarer Blickrichtung. Murmelnd wurde ich diagnostiziert, beklopft, ausgehorcht, gedreht und gewendet, sowie thermisch vermessen. Und dann wurde niedergeschrieben:

  • Augmentin Duo Forte, Repeats: 1
  • Rulide 150mg, Repeats: 1
  • Bisolvon Chesty Tabs
  • Paracetamol

Ich glaube, der Infekt ist wohl doch etwas krasser. Kommentar von fachlich kompetenter medizinischer Seite: “These two antibiotics should knock out everything – including patient”. Na, dann… Versteh ich wenigstens, warum ich mich gerade so fühle, wie ich mich fühle…

Ich muss erwähnen, dass Dr. Richmond ein sehr sympathischer Zeitgenosse ist. Ursprünglich wohl aus Leeds, wie er mir erzählte, weswegen wir dann leider keinen Konsens erzielen konnten, ob das Tor 1968 in Wembley denn nun eins war oder nicht. Nagut. Dr. Richmond war damals dabei, sagte er. Dann wird’s wohl eins gewesen sein!

Und weil die mich nicht ins Hotel lassen wollten, durfte ich in der Tat auch noch bis 14:00 im Behandlungsraum auf einer Metallpritsche hinterm Vorhang schlafen. Das war nun wirklich extrem nett. Ich frage mich, wann ich das letzte Mal bei meinem Hausarzt im Behandlungsraum jemand habe schlafen sehen…

So gesehen war dieser erste und möglicherweise auch vorerst letzte Kontakt zum australischen Gesundheitssystem ein äußerst angenehmer! Mal sehen, ob ich die 223,00 AU$ Behandlungskosten vom ADAC wiederbekomme. Die Unterlagen müssten eigentlich ausreichen…

Veröffentlicht unter Sydney

Kommentarfunktion

Kurzmitteilung

Das Problem mit den angeblich nicht vorhandenen Seiten und der defekten Kommentarfunktion ist behoben. Es lag nicht an Euch 🙂

Flugsicherheit

Irgendwie muss ich das doch mal los werden. Ich mache drei Kreuze, dass ich diese Fliegerei jetzt erst mal hinter mir habe. Man soll nicht denken, dass fliegen irgendwie in irgendeiner Form wirklich attraktiv wäre. Manchmal geht es nur einfach nicht anders.

Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was dieser ganze Kontrollirrsinn soll. In Berlin war es bislang am schlimmsten. Nicht nur, dass ich diese sinnlose Sonderbehandlung bekommen habe, weil in meinen Objektiven ja haufenweise Sprengstoff stecken könnte, oder was weiß ich. Nein, dafür wurde ich dann beim zweiten Kontrolldurchgang auch noch von einer – sagen wir mal sehr rustikalen – Sicherheitsmitarbeiterin kaugummikauenderweise höchst unfreundlich angezischt, warum ich so gereizt sei…

Zudem hatte man offenbar auch noch meine Koffer geöffnet. Davon unterrichtete mich ein Haufen Durchsuchungsprotokolle. Naja, diese USB-Kabel, Akkuladegeräte und Adapter für unterschiedliche Stromanschlüsse stellen natürlich eine immense Gefahr für den Weltfrieden dar… Wenn die Damen und Herren in ihrer unendlichen Paranoia wenigstens meine Sachen wieder ordentlich zusammen gelegt hätten, ohne mir ein Kabel im Kofferscharnier zu zerquetschen, wäre ich sicher voller Verständnis und Sympathie gewesen…

Übrigens – in Heathrow wurde ich wenigstens gefragt, ob man mich berühren dürfe. Das hat zwar nur symbolischen Charakter, ist aber weitaus angenehmer, als wenn man unfreundlich rumkommandiert wird.

In Singapur gibt’s gar keine offensichtlichen Kontrollen. Man hat mir aber erzählt, dass da alles mit viel Hitech im Hintergrund abläuft und Gepäckstücke entsprechend markiert werden. Auch nicht wirklich sympathisch, da man dann gar nicht mehr weiß, wer gerade seine Nase in seine Sachen steckt.

Zumindest wird man aber dort und auch anderswo im Gegensatz zu den Erlebungen im preußischen Heimatland freundlich und höflich behandelt, ohne gleich den Eindruck haben zu müssen, unter Generalverdacht zu stehen. Ausnahme ist hier der australische Zoll – auch nicht gerade ein Aushängeschild für entspannte freundliche Umgangsformen, für die die Aussies eigentlich bekannt sind.

Warum mich das so aufregt ist dies: Ich habe den Eindruck, da wird allenthalben eine irre Sicherheitsmaschinerie in Gang gesetzt, nur um den Eindruck zu erwecken, alles wäre unter Kontrolle. Es ist zu befürchten, dass genau dies nicht der Fall ist, sondern dass dies nur zeigen soll, wie gefährlich die große böse Welt ist und dass man deshalb immer drastischer in die Privatsphäre seiner und anderer Bürger eindringen muss.

Es lebe die globale Panikmache!

Und nach dem neuerlichen Aufreger um diesen vollkommen unterirdischen “Film” über den Propheten wird das alles auch nicht besser werden. Wasser auf die Mühlen der Sicherheitsfanatiker und Berufsparanoiker!

Ich frage mich wirklich, was das nun alles bewirken soll und mit wieviel unterschiedlichem Maß gemessen wird. Ein kleiner rein quantitativer Vergleich sei erlaubt. In so eine Boeing 737 passen ca. 150 Personen. In einen ICE passen je nach Konfiguration 450 bis 900 Personen. Warum werde ich absolut gar nicht kontrolliert, wenn ich in einen ICE einsteige?

Und warum darf ich nichts Spitzes oder Scharfes mit in ein Flugzeug nehmen, wenn ich dann – wie bei Quantas – ein komplettes handelsübliches Essbesteck (Gabel, Messer) aus Edelstahl in die Hand gedrückt bekomme?

Und wieso setzt man mich bei Quantas auf einen anderen Sitz, weil ich mit einer Gurtverlängerung nicht am Notausgang sitzen darf? Also angeblich, so erklärte mir die Customer Service Managerin (!!!) – früher hieß das Purser – Mrs. O’Niell, stelle diese Gurtverlängerung ein Sicherheitsrisiko am Notausgang dar. Pech für mich, denn es war ne Boeing. Bei Airbus sind die Gurte länger – da brauch ich keine Gurtverlängerung. Stellt dann aber nicht ein längerer Gurt auch wieder ein Risiko dar??? Und warum durfte ich in der 747 – auch Quantas – von Singapur nach Sydney mit Gurtverlängerung am Notausgang sitzen?

Irgendwas ist doch da grundsätzlich ziemlich aus dem Lot…

Ganz entzückend ist auch so nebenbei, dass ich für diese Online-Reservierung des Sitzplatzes 15 AU$ zahlen durfte… Fürs Gesäß…

Über die generell unmöglichen Platzverhältnisse in Flugzeugen schweige ich mich lieber aus. Auch wenn ich lang und dick bin – das geht gar nicht. Ich bin mit meiner Länge nun wirklich nicht die Ausnahme. Ich habe auf dem Flug nach Christchurch doch etliche verbogene und zwanghaft gefaltete Menschen gesehen.

Dazu dann noch die gute Klimaanlagenluft… Das perfekte Reisevergnügen!

Nun bin ich schon sehr gespannt auf meine Rückkehr nach Berlin, denn ich werde etlichen Elektronikkram aus den USA mitbringen. Und die Fotoausrüstung könnte ja geschmuggelt sein. Aber ich habe alle Rechnungen mit! Jawollja! Ich bin ja ein braver Bürger!

Bis dahin aber, liebe Kontrollfreaks, werde ich Neuseeland, den Panamakanal und die Karibik genießen und meine Seele baumeln lassen, während Ihr weiter verbissen Leute belästigt und wahrscheinlich nicht mal den Ansatz eines Gespürs dafür habt, wie sehr Ihr in deren Privatsphäre eindringt und als wie unangenehm dies von vielen empfunden wird!

Man sieht sich!

Koreanische Nudelsuppe

Mir war nach was Warmem und ich habe mir so eine koreanische Nudelsuppe gekauft, über die man heißes Wasser gießt und dann der Dinge harrt, die sich  in dem Becher entwickeln. Die nette Verkäuferin undefinierbarer asiatischer Herkunft in diesem Convenience Shop hat noch gesagt: “Careful, is hot and spicy!” und ich hab heroisch und weltmännisch den Daumen nach oben gedreht.

Nunja… Das Zeug ist geeignet, jeglichen bösen Geist auszutreiben. Ich frage mich, welche Nebenwirkungen diese Suppe zu den Nebenwirkungen der Antibiotika noch hinzu addiert. Ein Glück hab ich mir vorhin Immodium besorgt… Kein weiterer Kommentar… Achja – sie schmeckte übrigens vorzüglich, diese Suppe! Also, zumindest hab ich endlich mal wieder was geschmeckt mit dem Infekt…

Auf jeden Fall sind meine Nase und Nebenhöhlen jetzt definitiv frei! Juhu!

Und ich bin ein wenig in Christchurch Papanui rumgelaufen. Sympathisch hier! Bin schon lange nicht mehr auf der Straße freundlich angegrinst und von wildfremden Leuten gegrüßt worden. Das hat was!

Und es gibt hier unendlich viele Sommersprossen – schon der erste ernsthafte Grund hierzubleiben!

Morgen geht dann endlich die Rundfahrt über die Südinsel los. Hoffentlich bessert sich dieser Infekt über Nacht noch ein bisschen mehr. Ansonsten muss ich bestimmte Dinge auf der Rundfahrt ggf. doch noch ruhiger angehen als ich vorhatte. Da ich aber schon ein paar von den Mitreisenden gesichtet habe, kann ich feststellen, dass ich da offenbar doch eher einer der jüngeren bin. So gesehen ist wohl eher nicht mit exzessiver Outdoor-Aktivität zu rechnen…

Jedenfalls ist es hier wirklich sympathisch und angenehm. Insbesondere die Tatsache, dass dieses Hotel keine Klimaanlage hat, man dafür aber die Fenster öffnen kann, hat etwas sehr Befreiendes!

Leider zieht heute nun schlechtes Wetter auf:

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Aber dass Neuseeland und insbesondere die Südinsel für reichlich Niederschlagsneigung bekannt ist, wusste ich schon vorher. Ich hab eh entsprechende Klamotten mit. Und ab Dienstag wird’s dann wieder schön.

Ich gehe jetzt mal in mein Queen-Size-Bettchen mit dieser Hüpfburgmatratze, guck noch eine dieser unsäglichen aus UK (!!!) importierten Koch-Shows (!!!) im Fernsehen und zähle dann ein paar Kiwi-Schäfchen.

(Ich habe übrigens noch kein einziges Schaf gesehen…)

Gute Nacht!

Rundfahrt – Tag 1

Diese beiden äußerst markanten Herren hier heißen Trevor und Andrew (von links nach rechts).

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Die beiden karren uns in den nächsten 11 Tagen mit diesem Gefährt einmal rund um die Südinsel Neuseelands. Das Auto ist total neu und das führte erst mal zu einigem Kopfkratzen – wie z.B. kriegt man die Schiebetür zu??? Ein Glück war ich zur Stelle – als Deutscher wusste ich natürlich sofort, wie man bei einem VW die Tür zu kriegt (Sicherheitsriegel – ganz toll!)… Ich Held ich! Es folgten Übungen wie “Heizung einschalten”, “warum geht der Scheibenwischer an, wenn ich links abbiegen will?” und so weiter. Very funny indeed!

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Meine lieben Kollegen werden möglicherweise feststellen, dass der Busunternehmer einen sehr passenden Namen hat… Kein weiterer Kommentar!

Smiley

Das ganze fing heute mit einer kleinen Rundfahrt durch Christchurch an und führte uns dann in die Ebene von Canterbury und von dort nach MacKenzie-Land und Omarama.

Zwischendurch haben wir uns am Lake Tekapo die Kirche des guten Hirten (Church of the Good Sheperd) und die beeindruckende Statue des Collie Dog angesehen. Letztere ist offensichtlich sehr wichtig für Kiwis – mir erschloss sich ihre Bedeutung nicht so ganz, zumal meine Zuneigung eher Katzen gilt. Also das Mahnmal der unbekannten Perserkatze hätte mich dann schon eher umgehauen. Dafür ist diese Kirche klasse. Zum einen ist sie erstaunlich winzig und zum anderen in Richtung See durchsichtig. Betrachtet man diesen See und die dahinterliegenden Südalpen, wird auch einem hartnäckigen Atheisten wie mir latent transzendental ums Herz.

Das ist einfach unglaublich. Vor allem unglaublich hellblau! Diese Farbe glaubt einem keiner, sie ist aber wahr! Andrew meint ja, das wäre das Electret. Das würde man in verschiedenen Stufen abbauen und in Elektrizität umwandeln, weswegen die Seen dann hinter den Kraftwerken nicht mehr so hellblau sind… Jaja… Glaubt man Andrew, der im Übrigen jede Menge Geschichten kennt, dann glaubt nun halb Japan an das Geheimnis des Electret… Hm! Trevor kennt noch mehr – allerdings eher seriöse – Geschichten. Der Mann ist ganz offensichtlich ein wandelndes Geschichtsbuch. So wird diese Rundfahrt wohl offensichtlich alles andere als das übliche Touri-Durchgeschleuse, was ich schon jetzt sehr angenehm finde.

Das Wetter war zwar suboptimal – nichtsdestotrotz bin ich schon mal reichlich beeindruckt. Mount Cook hat man uns auch gezeigt. Also in der Tat zeigte man auf eine weiße Wolke – glauben wir mal, dass hinter der Wolke auch wirklich Mount Cook stand. Seines Zeichens mit knapp 4000m Neuseelands höchster Berg. Captain Cook übrigens hat ihn bei seinen drei Umsegelungen der Südinsel nie gesehen – na, warum soll’s dem auch besser ergangen sein als uns. Benannt nach ihm hat ihn später ein fleißiger Kartograph, dessen Namen mir leider entfallen ist.

Andrew meinte zusammenfassend, das wäre dann heute der langweilige Teil der Rundfahrt gewesen. Da kann man gespannt sein! Aber seht selbst – ich habe eine kleine Auswahl der heutigen Darbietungen in die Bildergalerien gestellt.

Um ehrlich zu sein bin ich nun mehr als platt. Ich treffe mich jetzt noch mit meinem Reisegrüppchen (insgesamt sind wir sieben Leute plus die beiden Geschichtenerzähler) zum Diner und dann werde ich wohl umgehend ins Koma fallen. Die Tage mehr!

Landestypisches Mittagessen

Im Flugzeug hatte ich Matt kennen gelernt. Der ist aus Auckland und hat gesagt, ich müsse unbedingt Fish & Chips essen. Dieser Anweisung bin ich natürlich liebend gerne gefolgt. Das ganze sah so aus…

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…und hat hervorragend geschmeckt. Vor allem weder fetttriefend noch anderweitig Sodbrennen fördernd. Einfach genial – zumal mit Essig!

Rundfahrt – Tag 2

Fellow Germans!

Bald brauche ich Urlaub vom Urlaub. Die Menge der Eindrücke, die hier jeden Tag auf mich einströmen, ist kaum zu handhaben. Ich bin kurz vor der touristischen Detonation…

Heute waren wir in der Heimat der Tiefkühlkost – in Oamaru. Möglicherweise auch die Heimat des Steam Punk. Auf jeden Fall wurde in Oamaru neunzehnhundertknick (oder war es achtzehnhundertknirsch?) das Tiefkühlen erfunden. Fortan hatte man eine Möglichkeit, Fleisch in großen Mengen und sicher nach Europa zu verschiffen, was den ehedem großen Wohlstand von Oamaru begründete. Im Übrigen eine sehr sympathische kleine Stadt an der Pazifikküste.

Weiter ging es nach Dunedin, der schottischsten aller schottischen Städte. Wir haben uns sofort nach der Ankunft in den Taieri-Gorge-Zug gesetzt und sind nach Pukerangi gefahren. Dies ist eine sehr alte Bahnstrecke, die durch Unmengen an Tunneln und über jede Menge stählerner Viadukte durch eine Landschaft führt, wie ich sie überhaupt noch nicht gesehen habe. Atemberaubend ist untertrieben!

Seht selbst – die neuen Bilder sind online und meine Wenigkeit ist heute absolut erschlagen.

Good night!

Rundfahrt – Tag 3

Die Nebenwirkungen dieser verdammten Antibiotika machen mir wirklich den Garaus! Naja, noch 2 Tage… dann hab ich die auch durch…

Also: Keine Reiseberichtsepistel heute. Es hat sowieso bis heute Nachmittag geregnet und es war mehr Kilometerfressen angesagt heute, als irgendwelche dollen Naturschauspiele. Und die paar sind irgendwie ins Wasser gefallen. Entsprechend dürr ist auch die bildliche Ausbeute heute.

Morgen allerdings stehen der Milford Sound und andere Nettigkeiten auf dem Programm. Da wird der Auslöser wieder qualmen!

Bis morgen!

Rundfahrt – Tag 4

Wenn einem die Natur im Fünfminutentakt mit der flachen Hand voll in die Fresse haut, ist es wahrscheinlich Neuseeland. Das ist einfach unverschämt schön hier. Und ich habe meinen ersten Kea gesehen – leider etwas unscharf, weils zu überraschend war, aber immerhin:

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Möglicherweise war das auch der letzte. Die brüten gerade und die einzigen, die noch irgendwo anzutreffen sind, sind die, die keine Frau abbekommen haben. Die armen…

Der Morgen fing schon so schön an. Nachdem es am Vortag fast nur geregnet hat, begrüßte uns nach nächtlichem Kälteeinbruch ein frostig nebliger Morgen mit unglaublichen überfrorenen Landschaften und extrem klarer Luft.

Wir sind durch mehrere Täler, die sich gegenseitig in allem übertrumpften, zum Milford Sound gefahren und dort mit einem Schiff rumgegurkt. Der Oberhammer! Alles ohne Worte!

Danach ging’s durch ewig schöne Landschaften und an unzähligen Schafen vorbei nach Queenstown. Nach einigem hin und her hatte ich dann auch ein gutes Zimmer. Das erste erinnerte irgendwie an eine Gefängniszelle – dem Architekten war wohl irgendwie Sinn und Zweck von Fenstern, durch die man rausgucken kann, entgangen.

Nice try, but no cigar!

Kompensation war dann ein anderes Zimmer mit eigenem Balkon und erschlagendem Blick auf die “Remarkables” (siehe Tweet).

Also wenn man morgens aufwacht und das erste was man sieht, ein kristallklarer kreischblauer See vor orange leuchtenden Bergen ist, dann liegt der Gedanke nah, dass man am Abend zuvor vielleicht doch was Falsches getrunken hat. Die Szenerie allerdings war echt. Und weil wir zwei Nächte hier bleiben, hab ich das ganze morgen noch mal!

Juhu!

Rundfahrt – Tag 5

Ich trau mich ja normalerweise nix. Also nix, was wie Achterbahn oder so was aussieht. Was ja eigentlich unlogisch ist, da ich absolut keine Angst vor schwerem Wetter auf See habe… Aber alle haben gesagt, ich soll Jet Boat fahren. Also habe ich das gemacht und wurde dabei gefilmt:

Diese Dinger haben zwei monströse Jet-Antriebe und donnern mit irrem Sound und sehr geringem Tiefgang (ein paar Zoll, also vielleicht 20cm) und 80 km/h durch die Flüsse – in diesem Fall durch den Shotover bei Queenstown.

Das ganze macht wahnsinnigen Spaß und erheblich nass. Die Jungs, die diese Bötchen fahren, haben ganz offensichtlich – wie offenbar die meisten Kiwis – irgendwie nicht alle Nadeln an der Tanne. Da wird mal eben zielsicher Kurs auf ne Felswand genommen und das Boot dann in letzter Sekunde vor der Wand einmal um 360° gedreht. Mit dem Effekt, dass die Welle von der Drehung gegen die Felswand kracht und fröhlich ins Boot zurück hopst. Aber man hat mehrere Lagen Gummi und ne Schwimmweste an – die Durchnässung hält sich also in Grenzen.

Auf die Frage, wie lange man braucht, um die Lizenz für diese Boote zu bekommen, meinte der Skipper nur breit grinsend, zwei Monate und im Übrigen hätte er vorher nie irgendwas mit Booten zu tun gehabt…. Jaja…

Und es ist ein vollkommen geniales – wenngleich unter Umweltgesichtspunkten nicht ganz politisch korrektes – Vergnügen. Vielleicht trau ich mich jetzt doch mal auf ne Achterbahn…

Hier noch das Beweisfoto:

Shotover Queenstown

Und dann bin ich mit der TSS Earnslaw nach Walter’s Peak gefahren. Das ist ein über 100 Jahre altes Dampfschiff, welches auch wirklich noch unter Dampf fährt. Dieses Schiff ist eine absolute Schönheit und während der Fahrt kann man von oben in den Maschinenraum gucken und den Heizern beim Schwitzen zugucken.

Auf Walter’s Peak lernt man dann alles über Schafe. Und endlich habe ich auch mal ein Baby-Schaf getroffen und mich stante pede vollkommen verliebt.

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Es wurde dann auch noch ein Schaf geschoren und dabei erklärt, wie man ein Schaf schert. Das Schaf wirkte irgendwie unglücklich, wobei das ganze rabiater aussieht als es ist. Die sind schon lieb zu ihren flauschigen Dumpfbacken. Der Farm-Mensch meinte hinterher: „She was not really cooperative today“ – Au weia…

Apropos Schaf – da die Kiwis ja nicht gerade wenig Schafe und nebst anderen leicht hirnverbrannten Sachen das Bungee-Springen erfunden haben, gibt es – quasi als terminale Symbiose aus beidem – das hier:

Bungy Baa

Muss man dazu noch was sagen? Nee, waa?

In diesem Sinne – baaaaaaaaaaaaaa!

Rundfahrt – Tag 8

Bungee, Keas, Schafe und Roaring Meg. War ja ganz schön was los die Tage… Und meinereiner war müde und hatte teilweise keinen Internetzugang. Diesbezüglich Ist Neuseeland wirklich way behind… Ich werd’s überleben.

Also Bungee… Oder Bungy – wie denn nun? Wir waren gestern an der Brücke, an der man das erfunden hat. Neben den Bildern haben wir auch ein kleines Video gemacht:

Ich hab echt überlegt, ob ich’s machen soll. Aber Jet Boat hat gereicht. Wenn man da oben steht, dann relativiert sich so einiges. Und bei meinem Gewicht… Naja…

Dafür haben wir dann vorhin diese entzückenden Keas getroffen. Die waren ganz begeistert von unseren Erdnüssen. Als die dann alle waren, zogen die Keas sich sofort gelangweilt zurück. Da fragt man sich wirklich, wer sich da über wen amüsiert…

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Und nun zu Roaring Meg. Es gibt hier zwei Flüsse – Roaring Meg und Gentle Annie. Beide benannt nach Barmädchen in einer Goldgräberstadt, die aus Melbourne importiert wurden. Roaring Meg wird in den Analen so beschrieben:

“One says that she was named after Maggie Brennan, a turbulent and voluble, red-haired barmaid from the nearby Kirtleburn Hotel.”

Ich glaube, die hätte mir gefallen… Herz

Was gab’s sonst noch? Natur, Natur, Natur – wird langsam etwas langweilig, das ewige “ah” und “oh” und “wow” und “amazing” und “marvelous” und so weiter bei jeder Ecke, um die man herum fährt. Das schlimme ist, dass das immer besser wird. Am genialsten sind diese ultrakalten Frühlingsmorgen mit wundervollen Nebelschwaden, glitzernden Eiskristallen, spiegelglatten Seen und all dem anderen Kram.

Und dann war da noch eine Ausstellung optischer Täuschungen, ein riesiger Obst- und Gemüseladen, ein Wasserfall und der Franz-Josef-Gletscher – benannt durch Julius von Haast nach dem österreichischen Kaiser.

Und noch mehr wunderbare Natur inklusive umwerfendem Sonnenuntergang über der Tasmanischen See. Ich frag mich, was die Kiwis besonderes geleistet haben, dass sie so ein Land verdient haben…

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Und mit der Frage gehe ich nun inne Heia… Sorry, aber irgendwie ist das alles im Moment so derart viel, dass ich doch leichte Probleme habe, mich nach 21:00 noch irgendwie wach zu halten…

Genießt die neuen Bilderchens!

Fish, Chips, Short White & Hokey Pokey

Während die etwas sehr dusselig aussehenden Wekas (siehe Bildergalerie von Tag 9) um mich herum staksten, habe ich mir einen Short White (Espresso) und eine mäßige Portion Hokey Pokey gegönnt. Das Zeug macht süchtig, ist sicher entsetzlich ungesund, von nicht näher beschriebener Zusammensetzung, (angeblich) nur in Neuseeland erhältlich und versüßt einem den Morgen ungemein.

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Nachdem die Portion Fish & Chips neulich ja auch relativ moderat war, habe ich dann mittags noch so eine bestellt. Ich hätte das “Kiwi Fish & Chip” evtl. etwas ernster nehmen sollen. Das ganze war dann doch etwas sehr mächtig.

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Na, wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung – ob das wohl bis zum Mittag reichen würde. Morgen gehen wir auf die Fähre zur Nordinsel. Die säuft sicher ab. Auf dem Frachtschiff ist ein Fitnessraum – mal sehen, ob ich mich überwinden kann…

Rundfahrt – Tag 9

So langsam neigt es sich dem Ende zu und ich werde etwas wehmütig. Ab übermorgen bin ich endgültig auf mich selbst gestellt. Irgendwie wird mir das kleine Grüppchen fehlen. Am meisten vielleicht sogar Ruth & Ken. Die beiden sind jenseits der 80, fit wie die Turnschuhe, seit über 60 Jahren verheiratet und immer noch furchtbar lieb zueinander. So was ist ja nicht gerade der Normalfall. Und Sie haben beide einen extrem schrägen Humor. Besonders Ken, seines Zeichens Ex-Buchhalter und eigentlich aus England. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, aber ich mag diese schrägen Typen.

Heute war noch mal Jade angesagt. Um genau zu sein eine Jadewerkstatt. Sehr spannend. Danach ein wenig von dieser langweilig schönen Landschaft, ein bisschen Wasserfall, ein bisschen Berg, dann die Pfannkuchenfelsen (Pancake Rocks) und die blasenden Löcher (Blowing Holes). Das hat was. Da fährt man drei mal um die Ecke, dann über zwei Pässe und schon steht man im subtropischen Urwald. Drei Stunden später sitzt man in der Alpine Lodge und wird auf Österreichisch begrüßt – Charming!

Und weil das hier mit Abstand das beste Hotel auf der bisherigen Reise ist, werde ich sicher hervorragend schlafen!

Gute Nacht!

Trevor & Andrew

This is just to say “Thank you!” again. You guys really made it a most wonderful, teaching, interesting and entertaining tour. Kirra did well to hire you. No question that wouldn’t be answered, no story that wouldn’t be told, no joke that wouldn’t be made. And of course: No fact mentioned by Andrew that wouldn’t be expanded on by Trevor.

This, guys, was more than awsome!

Cheers!

The “Tourist Gang”

Folks, it was a great pleasure travelling with you. I had my doubts about travelling in a guided group, but me being sceptic was absolutely misled! It was such a family like atmosphere that I am sure, that I’ll miss all of you, aus there are

  • Ruth, the ever young friendly, happy and sunny Kiwi,
  • Ken, her all british husband (for more than 60 years – get that, people!), always picking on the old german, never misses a subtile comment and always being kinda big boy not really wanting to grow up,
  • Eileen, the soft and tender Kiwi, always giving a hand, always friendly and warm,
  • John, her Aussie husband, the serious gentleman, in a very nice way rather decent and distinguished,
  • Sarah, the Aussie key keeper, who likes everything purple and pink – except for the steak,
  • and Suzanne – her Aussie mother – who never rejects a good “Moo!” and always has some practical stuff handy.

That really formed a unique and very sympathetic crowd, I am proud of having been a member of during these wonderful 11 days!

Keep on going!

Rundfahrt – Tag 10

*seufz*

Das war’s denn nun. Gerade hatten wir unser letztes gemeinsames Abendessen und ich werde den liebenswerten Haufen sehr vermissen. Ich hätte nicht gedacht, dass eine Gruppenreise so schön sein könnte. Aber dadurch, dass wir nur sieben waren und die beiden Fahrer Trevor und Andrew offenbar zu den erfahrenstn Fahrern bei Kirra Tours gehören, und in dieser Eigenschaft diese neu ins Programm aufgenommene Rundfahrt als erste geleitet haben, war das ganze eine sehr familiäre und freundschaftliche Sache, geprägt von einem unglaublichen Informationsfluss – verbal, visuell, kulinarisch und anderweitig. So gesehen waren wir die “Guinny Pigs”, wie Sue australisch breit grinsend murmelte.

Ab morgen werde ich mich dann alleine durch den subtropischen Regenwald schlagen. Ich werde mein Auto abholen, dann runter ins Te Papa Museum fahren und mich dann am Nachmittag nach Turangi aufmachen – da gibt’s laut Andrew ne nette Lodge am See mit sehr freundlichen Kiwis – als ob es wirklich unfreundliche Kiwis gäbe… Dann geht’s weiter nach Auckland, wo ich mal mit so einem Hop-on-hop-off-Bus rumgondeln und möglichst auf einen der sieben Vulkane fahren werde, um mich dann irgendwo nördlich von Auckland nieder zu lassen. Dann werde ich ein bis zwei Tage Northland umpflügen – insbesondere den Ninety Miles Beach (der eigentlich nur 93km lang ist). Dort kann man sich wohl mit einer geführten Gruppe auf Quads am Strand vergnügen. Dann nach Nordosten zur Bay of Plenty, Goldmine angucken und auch da habe ich zwei Motel-Empfehlungen (Whangamata, Rotarua) von Andrew. In Rotarua werde ich mir Geysire, Schwefelquellen, Hubschrauberfug über die – aktiven – Vulkane (hoffentlich fällt der nicht auch aus wegen schlechten Wetters, wie am Fox-Gletscher) reinziehen und dann muss ich mich auch schon langsam auf den Weg nach Napier machen.

Wann das Containerschiff geht, ist momentan vollkommen ungewiss – ich hoffe, der Agent in Napier meldet sich morgen bei mir.

Neue Bilder habe ich natürlich auch hochgeladen. Wie das in den nächsten Tagen wird, wird sich zeigen. Ich vertraue auf MacDonalds, Starbucks & Subway, weil die wohl auch hier WiFi für lau anbieten…

See ya!

Chaos!

Das war mal so ein richtig toller Tagesauftakt!

Herr R verpennt, kommt zu spät zum Frühstück, kriegt gerade noch etwas labbriges Rührei (IBIS ist einfach Mist!) und einen dürren Kaffee und schon macht das Buffet dicht. Herr R eilt in sein Zimmer, rafft seinen Krempel und enteilt gen Taxi. Herr R steigt bei der Autovermietung aus und stellt fest, dass es auch in der Tat unfreundliche Kiwis gibt. Zumindest diesen Taxifahrer… Grauenhaft. Auch sind die in Wellington scheinbar etwas genervter unterwegs – muss wohl so sein in Hauptstädten. Herr R passt nicht in das Auto – wobei das eigentlich gar kein Auto ist, sondern ein Raumschiff… Oder so was.

Oder um es mit Urban Priol zu sagen: Das Leben lässt sich eh nur im SUV* ertragen!

Herr R passt dann doch in das Auto, nachdem ein Sommersprossenblondi mit Resthirn tatsächlich herausgefunden hat, wie man den hochelektrisch verstellbaren Fahrersitz absenkt. Nun gut – gebracht wurde das Auto von was kleinem Asiatischen. Die Miniaturdame hatte natürlich eine etwas andere Sitzposition…

Herr R rollt mit diesem Monstrum von einem Auto rechts sitzend und links fahrend in Richtung Te Papa Museum. Ein Glück hat diese Mordsschleuder ein Automatikgetriebe – schalten mit links ist sicher auch nicht so witzig. Herr R kommt in dem Parkhaus des Museums an und schleicht das Geschoss vorsichtig rückwärts (Videokamera, juhu!!!) in ein Parkplätzchen. Herr R steigt aus und denkt sich: “Fein, da wollen wir doch mal ein wenig Kultur fotografieren”, greift nach der Kamera und…

*KREISCH*

Das Ding ist nicht da! Weg!! Nirgends!!! Neither in the two Koffers nor in the two Rucksacks!!!!

PANIK!!!

Herr R ruft bei der Autovermietung an – nein, dort hätte man keine Kamera gefunden.

Herr R ruft beim Taxiunternehmen an, die finden erst mal den Wagen nicht raus. Dann doch. Nein, der Fahrer hätte keine Kamera gefunden, man würde aber noch mal nachschauen lassen und Herrn R zurückrufen.

Herr R ist mittlerweile etwas sehr durchgeschwitzt und zittrig und latent verzweifelt. (Canon 50D + Objektiv = 1.100 €)

Herr R ruft im doofen IBIS-Hotel an. Man würde sofort nachsehen, Herr R möge in 30 Minuten noch mal anrufen.

Herr R rennt zum Parkscheinautomaten, um zu bezahlen. Der Automat mag Herrn Rs Kreditkarte nicht. Die Maestrokarte auch nicht. Herr R flucht erheblich, entschuldigt sich bei der Schlange hinter ihm und zahlt bar.

Herr R rollt angespannt zum Hotel – findet es aber nicht. Einbahnstraßen, Linksverkehr, Riesenauto – Herr R ist klatschnass!

Herr R findet das Hotel doch, parkt illegal, rennt ins Hotel und…

*ÄCHZ*

.. Kamera liegt an der Rezeption.

Herr R bricht innerlich in sich zusammen, möchte die Rezeptionstin trotz erheblichem Mangel an Sommersprossen abknutschen und wankt glücklich aber mit weichem Knie zu seinem Mietauto.

Tag gerettet!

PS: Die Karre geht beim Kick-Down ab, wie Hölle. 3,5 Liter Hubraum… Es macht dann irgendwo in der Mühle dezent “Rrrrrrooooooooaaarrrrrrrrr” und man wird sanft in den beheizbaren Ledersitz geschubst… Über den Spritverbrauch in diesem Moment senkt sich der Mantel des verschämten Schweigens…


*) Selfish Useless Vehicle

Nordinsel – Tag 11

Nachdem dieser Irrsinn mit dem Fotogerät überlebt war und ich dadurch 2 Stunden verloren habe, bin ich endlich ins Te Papa Museum gekommen. Das ist ein Riesending – da braucht man Tage für. Ich war also nur in zwei Ausstellungen. Insbesondere die Ausstellung zur Kultur der Maori ist wirklich überwältigend – seht die Bilder. Zum Abschluss hab ich mir da noch so einen richtig sympathischen Kaffee gegönnt und ein wunderbares Buch über Kunst der Maori und einen aus Holz zusammenbaubaren Kea gekauft.

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Nach einem anschließenden Gewaltmarsch durch Wellington auf der Suche nach “Jasons” bin ich dann mit etlichen Tipps, Broschüren und Unterkunftslisten beladen nach Turangi aufgebrochen. Lektion 1: 300km sind auf der Nordinsel viel – 5 Stunden, trotz Monster-SUV. Aber das ist einfach nur schön. So ne Mischung aus England (Landschaft), Schottland (auch Landschaft), Norwegen (noch mehr Landschaft) und den USA (urplötzlich auftauchende Orte, die nur aus einer Straße, einer Tankstelle, ein paar Bars und jeder Menge Fastfood-Läden bestehen). So zuckelt man gemütlich mit knapp 100 Sachen durchs Land und entdeckt dann auch noch zufällig einen Sender, der alte Rockklassiker spielt. Mit anderen Worten: Brillanter Sonnenuntergang im Rückspiegel und dazu “Rider On The Storm” von den Doors.

Hach, kann das Leben schön sein!

Dann bin ich mit meinem Autochen – nach den 300km und der Aktion in Wellington hab ich mich an die Ausmaße und das generelle Falschrum gewöhnt – hier in Turangi an dem Hotel angekommen, das Andrew mir empfohlen hat. Alles sehr „basic”, aber dafür urgemütlich, preislich erträglich und ich hab sogar ne eigene kleine Küche.

Was will man mehr?

Ich geh jetzt in die Lobby, trinke einen trockenen Roten und lad die Sachen hoch!

Bis demnächst!

Lalü Lala!

Ganz toll! Herzlichen Glückwunsch, Herr R!

Nun hatte ich mich ja doch schon ganz gut an meine riesige Angeberschleuder gewöhnt. Und also habe ich versucht, sowohl meinen MP3-Player als auch mein Handy mit dem Radio von dem Schiff zu verbinden. Um es kurz zu machen: Das hat irgendwann auch geklappt, war jedoch nicht so ganz einfach. Und – ich hab das beim Fahren gemacht.

Suuuuuuuper Idee…

Einige Zeit, nachdem ich das Wunderwerk vollbracht habe, guck ich in den Rückspiegel und sehe jede Menge bunter Blinklichter. Cops. Mist! Zu schnell gefahren? Irgendwas übersehen? Also bin ich vorsichtig links (!) raus und hab angehalten. Es kam ein neuseeländischer Uniformierter und stellte sich freundlich als Michael vor und wie es mir denn so gehe und überhaupt… Ich antwortete, dass ich das noch nicht so recht wisse, da ich ja offenbar was falsch gemacht habe. Naja, meinte Cop Michael – ob ich denn was getrunken hätte. Jemand hätte angerufen, weil ich andauernd auf die Gegenfahrbahn gefahren wäre und des Öfteren das Tempo gewechselt hätte. Er wolle nur mal nachsehen, ob alles OK wäre.

Die Sache ließ sich dann glücklicherweise mit Verweis auf meine Rechtsverkehr gewohnte Herkunft, die furchtbar schöne und damit ablenkende Natur und die Tatsache, dass ich erst einen Tag mit dem Monster unterwegs sei, klären. Ermahnend wurde mir breit und weiterhin freundlich grinsend mitgeteilt: “Take it easy Axel, pull over as much as you want and you will never again have any problems with us!”

That’s it! Kein Bußgeld, kein Vonobenherab, keine unnötige Belehrung. Wie sagte Andrew? Die Cops sind in Neuseeland ein geachteter Teil der Gesellschaft. Sie müssen wirklich gut aus- und gebildet sein, sie tragen keine Waffen, sie sollen höflich sein und dem Bürger helfen. Die Theorie kommt einem ja bekannt vor – wieso können die Kiwis sie umsetzen und wir nicht???

Ich bau nie wieder Elektronik beim Fahren zusammen!

Nordinsel – Tag 12

Abgesehen von Officer Michael und der mit ihm verbundenen Schreckminute war das ein eher entspannter Tag.

Ich bin einmal rund um den Tongariro Nationalpark gegondelt, weil ich unbedingt irgendwie diese beiden wunderschönen schneebedeckten Vulkane sehen wollte, die da rumstehen. Das hat wetterbedingt zwar nur partiell geklappt, aber dafür habe ich jede Menge netter Einwohner getroffen.

Als da wären zunächst eine Paradiesente an einem Gedenkplatz der Maori. Wie die Ente mir erzählte, haben sich da mal zwei Maori-Häuptlinge nicht einigen können, was für den einen ein etwas unkomfortables Ende hatte.

Na gut! Die Ente hat außer “quak quak” eigentlich nichts von großer Bedeutung von sich gegeben. Das “quak quak” war aber äußerst liebenswert, weil sehr zart und freundlich. Außerdem ist sie mir zwei mal laut krakeelend hinterher geflogen, um dann weiter um mich rum zu wackeln, Gras zu zupfen und zusätzliches “quak quak” von sich zu geben.

Schnuckelige Ente!

Apropos Ente – ich muss die Reiseente mal irgendwann wieder aus ihrem Rucksackseitentaschenverlies befreien. Vielleicht morgen… (also übermorgen, weil ich den Artikel zu spät hochgeladen hab).

Als nächstes traf ich einen Hund, der eine ziemlich wüste Promenadenmischung war. Der war offenbar vollkommen alleine und wirkte freundlich.

Dazu kamen dann jede Menge Schäfchen. Ich habe also quasi ein fotografisches Schäfchenbad genommen. Mein Gott, sind diese mähenden Wollknäuele süß…

Der Rest war wieder diese furchtbar schöne Natur. Schnelle Wetterwechsel. Und dann doch noch der eine oder andere Blick auf diese beiden Vulkane.

Erfreut Euch an den Bildern! Und immer schön links fahren!

Ach ja, langsam liebe ich dieses SUFF… Wenn man durch so eine grandiose Landschaft rollt und dazu Dire Straits (Six Blade Knife & Wild West End) oder Eric Clapton (Layla & Change The World) oder Donald Fagen (The Nightfly) oder Barbara Dennerlein (Stormy Weather Blues & Farewell To Old Friends) hört, dann ist wirklich Urlaub!!! Ich bin doch recht entspannt mittlerweile…

Nordinsel – Tag 13

Habe ich noch Füße? Wenn ja, wo bitte sind die jetzt???

Für so einen geübten Wandervogel mag das ja ne Lachnummer sein – aber ich bin heute durch das Waimangu Volcanic Valley gelatscht. Berg hoch, Berg runter, gerne auch mal Treppen: “Moderate ways, easy to walk or flat, some minor stairs” – jaja… Da stand, man könne den Weg in 1,5 Stunden schaffen. Ich hab drei Stunden gebraucht.

Ich glaube, ich bin unsportlich. Könnte das sein???

What so ever! Ich habe es geschafft und es war einfach nur noch überirdisch. So viele Farben, Pflanzen, Geblubber, Gerüche (meistens für meinen Geschmack etwas zu schwefelig, aber ich bin ja auch keine Bakterie), Dämpfe, Qualm, etc… Und dann diese Geräusche in diesen Bäumen. Niemand zu entdecken, aber die Geräusche sind interessant bis aberwitzig und vollkommen schräg. Ich frage mich, was für Vögel so einen Klangteppich weben… Entzückend und sehr erheiternd!

Und zur Belohnung für das ganze Füße platt latschen noch eine Fahrt mit einem Uraltschnuckelbötchen namens Jetty auf einem Vulkankratersee. Mit Geysir in Aktion. Und wenn ich nicht so lahm durch durchs Tal geschlurft wär, dann hätt ich nicht die 14:50-Schiffstour verpasst und dann wär ich nicht mit der 15:40-Schiffstour gefahren und dann hätte ich den Geysir-Ausbruch verpasst, der sich eh nur alle paar Tage mal ereignet.

“Ya a lucky man!”, meinte der Skipper. Na, irgendwann muss man ja mal Glück haben. Und abgesehen davon war ich mit dem Skipper auf diesem Minischiff alleine. Und der war äußerst nett und gesprächig und hat mir alles mögliche gezeigt und erklärt und überhaupt. Sagen wir mal so – der war auch stolz wie Oskar bzgl. der Schönheit seines Vulkansees.

Ich habe mir später bei Pack’nSave eine Tüte Badesalz geleistet und werde mich jetzt damit in meinen Whirlpool stürzen. Dieses Hotel hier ist zwar der absolute Bruchhaufen – einmal Zimmer wechseln wegen Stromausfall, dann durfte ich im neuen Zimmer noch selber drei Glühbirnen wechseln – aber dafür ist es billig, hat ne kleine Küche und der Internetzugang kostet nix. Kompromisse… Und es gibt diese Whirlpoolwanne… Mit Badesalz!!! Ich werde danach schlafen, wie mehrere mit Steinen gefüllte Säcke!

Vorher lad ich noch die Bilder hoch. Viel Spaß damit!

Gute Nacht!

Jazz At The Loo

Also, ich hab schon einiges gesehen. Zum Beispiel die berühmten marmornen Zebrastreifen in Böblingen, weil der Daimler da so viel Steuern in die Stadtkasse spült, dass man nicht mehr wusste, wohin mit dem Geld.

So muss das auch in Waihi sein – der Goldstadt im Norden (siehe auch die Goldmine). Da fand ich auf Grund eines dringenden Bedürfnisses diese öffentliche Toilette:

So weit, so gut. Ich trat ein und die Toilette sprach zu mir. Sie erklärte mir, wie man die Tür elektrisch verriegelt. Nachdem ich das getan hatte, erklärte mir die Toilette, dass ich nun 10 Minuten Zeit hätte, dann würde sie die Tür automatisch entriegeln. Das sorgte dann  zusätzlich zum bereits vorhandenen anatomischen Druck für einen gewissen Zeitdruck.

Dann aber, nach all diesen Erklärungen und Hinweisen, spielte die Toilette wunderbare Jazz-Musik! Unglaublich! Und zwar anspruchsvollen Jazz – nicht so furchtbare Fahrstuhlmusik… Wer diesen kulturellen Hochgenuss nachvollziehen möchte, sollte dringend nach Waihi fahren!

PS: Die genauen Koordinaten der Jazz-Toilette findet man in den Artikelstandorten zu diesem Artikel.

Nordinsel – Tage 14 – 16

Geneigte Leser – Herr R ist vollkommen erloschen…

Ich brauche langsam echt Urlaub vom Urlaub. Die letzten drei Tage waren etwas sehr vollgestopft, weswegen ich mit dem Bilder bearbeiten und Blog schreiben absolut nicht mehr hinterher gekommen bin.

Am Donnerstag bin ich von Rotorua losgefahren nach Paihia. Da habe ich ein wenig die Entfernungen unterschätz – der Ritt hat 11 Stunden gedauert, davon mehr als die Hälfte in strömendem Regen und gegen Ende dann auch noch im ziemlich sehr Dunklen.

Ich habe mir unterwegs eine riesige Goldmine in Waihi und etliche andere Dinge angeguckt. Unter anderem bunte Bäume, lustige Alpakas, freche Spatzen, hinreißende Strände, einen genialen Fernfahrer-Pub und zwischendurch gab’s – weil das mittlerweile gar nicht mehr anders geht – Hokey Pokey.

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In Paihia angekommen, stellte ich fest, dass ich im Gegensatz zu Rotorua richtig Glück hatte mit meiner Unterkunft. Was heißt Glück? Das hier ist ein Traum – ich habe quasi eine kleine Wohnung. Mit einer ca. acht Meter breiten vollverglasten Front mit Blick auf die Bay Of Islands. Davor noch eine entzückend große Veranda. Und das für einen absolut fairen Preis.

Paihia

Nachdem ich dann am Freitag von Elvis – roter Kater, siehe Tweet – geweckt wurde, bin ich unter die Dusche und dann zur Straße geeilt. Dort wurde ich vom Dune Rider abgeholt – einem abenteuerlichen geländegängigen Bus, mit dem wir über Cape Reinga zum 90 Miles Beach (der allerdings nur 93km lang ist – offenbar ein kleiner Rechenfehler von Captain Cook) gerumpelt sind. Dort wurde dann Sand Boarding veranstaltet. Angesichts meines Alters, meiner Größe, meines Gewichts und der bereits neulich festgestellten Unsportlichkeit, habe ich das dann aber lieber fotografiert, als daran teil zu nehmen.

Die spinnen, die Kiwis! Sagte ich das bereits? Man stürzt sich mit einer Art Surfbrett von einer gewaltigen Sanddüne runter. Die meisten hatten extremen Spaß, wie man auf den Bildern sieht. Einige waren etwas abgenervt, wie man auf den Bildern auch sieht. Der Sand ist halt wie Schmirgelpapier und hinterher überall.

Dann sind wir den 90 Miles Beach runtergeheizt. Man muss das so sagen, denn der 90 Miles Beach gilt als Highway und dort werden fröhliche 100km/h gefahren – so man denn ein geländegängiges Fahrzeug hat, was diese Geschwindigkeit anbietet. Der Dune Rider tut das und es ist ein wirklich sagenhafter Ritt durch Sand, Meer, Zuflüsse, etc…

Heute – Samstag – bin ich dann mit der Explorer IV durch die Bay Of Islands gefahren. Eigentlich wollte ich mit Delphinen schwimmen. Leider aber war es so, dass alle Delphingruppen, die wir getroffen haben, zwar sehr neugierig und freundlich waren, jedoch immer auch Baby-Delphine dabei hatten. Aus diesem Grund durften wir nicht ins Wasser – schade, aber so sind die Naturschutzgesetze und das ist ja auch gut so.

Um ehrlich zu sein – nachdem ich vorhin noch kurz am Strand war und mal durch die Wellen gestapft bin, war ich ganz froh, dass ich da nicht reingesprungen bin. 18°C sind doch noch etwas krass kühl…

Und nun bin ich voller Eindrücke und mir platzt bald das Hirn. Wer soll denn das alles verarbeiten?

Na, netterweise hat sich der Zeitplan “meines” Containerschiffs wegen Sturm in der tasmanischen See verschoben. So kann ich noch einen Tag länger hier bleiben und werde mir morgen die 1500 Jahre alten (und noch älteren) Cody Trees angucken – das sind solch unglaublich riesige Gewächse. Und da soll auch ein sehr gutes Maori-Museum sein. Also zieh ich mir das morgen noch rein. Dann fahr ich noch mal ne Nacht nach Turangi, weils da so nett war und weil das dicht an Napier ist. Dann wird sich zeigen, wie das mit dem Containerschiff läuft.

Und jetzt geh ich ins große Bett und guck noch ein wenig fern oder lese im Buch über ALDI und die netten Management-Praktiken dort.

Gute Nacht, Welt!

Ach ja – ich bin ziemlich glücklich! Und nachdem ich es geschafft habe, den MP3-Player ans Autoradio anzuschließen, habe ich immer die richtige Musik zum fahren… Wunderbar!

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Nordinsel – Tag 17

Heute habe ich mir noch mal die volle Dröhnung Regenwald gegeben und war unter anderem am Tane Mahuta, dem größten noch lebenden Kauri-Baum Neuseelands. Schlappe 51 m ist die Pflanze groß und beeindruckt einen sehr!

Überhaupt ist dieser ganze Regenwald einfach wundervoll. So was will ich auch in meinem Wohnzimmer haben! Inklusive der unglaublichen Geräuschkulisse. Es scheint übrigens so, als ob die gewaltigsten und imposantesten Geräusche von den kleinsten Bewohnern kommen. Vor ein paar Tagen wurde ich von so einem Fan Tail attackiert – das Piepmätzchen ist etwas größer als ein Spatz, hat diesen unglaublich hübschen Fächerschwanz und macht aber Lärm wie ein ganz großer. Hinreißend, diese kleinen Angeber!

Dann war ich noch an den Hanuru Falls und habe ein im wahrsten Sinne des Wortes berauschendes Frühstück genossen.

Unterwegs habe ich noch eine Maori in meinem Alter mitgenommen, die zu Freunden wollte. Hier wird noch viel per Anhalter gefahren –sympathisch. Wir haben ein wenig über das Verhältnis zwischen Weißen und Maori gesprochen. Sie sagte, Ihre ganzen Ex-Ehemänner wären weiß, das Verhältnis sei gut, es gäbe glücklicherweise viele gemischte Paare. Ich habe sie höflicherweise nicht gefragt, wie viele Ehemänner das gewesen sind und was um Gottes Willen sie mit ihnen gemacht hat…

Sie hat aber auch gesagt, dass in den Gefängnissen einfach zu viele Maori säßen, die mit dem Leben nicht klar kämen. Ich habe gefragt, ob das nicht doch vielleicht mit einer gewissen Unterdrückung zu tun hätte. Sie sagte, viele Maori würden das denken, sie wären der Meinung, die Welt schuldet ihnen etwas. Aber das sei nicht so, sagte meine nette Mitfahrerin, ihre Leute müssten endlich anfangen, umzudenken.

Interessant – ich hätte das gerne vertieft, aber dann waren wir schon da, wo sie aussteigen musste.

Der Rest war Natur, Natur, Natur und der Baylys Beach inklusive spektakulärem Sonnenuntergang über Strand, Berg und Tal.

Was ein Land!!!

Nordinsel – Tag 18

Heute war eigentlich nur Kilometerfressen angesagt – ca. 600 davon. Anstrengend! Ich habe also nicht viel fotografiert – außer den Hundertwasser-Toiletten nur noch einen Wasserfall und eine Fabrik bei Nacht.

Aber ich habe einen kleinen Film gemacht von meiner Durchfahrt durch Auckland – vor allem, weil ich von der Harbour Bridge dort recht begeistert war. Die Skyline von Auckland ist auch recht beeindruckend.

Mehr gibt’s nicht zu berichten von diesem Tag – so langsam ist dann mal Ende mit Neuseeland – schaaaaaaaaaaade…

Friedensreich Hundertwasser

Ich habe ja auf dieser Reise etliche Toiletten fotografiert und einer sogar einen Artikel gewidmet. Vielleicht hat das ja etwas mit meiner ruhmreichen Vergangenheit als Sanitärinstallateur zu tun. Vielleicht habe ich auch einfach nur ein Rad ab – in dem Fall passe ich sicher gut nach Neuseeland…

Wie auch immer – ich war vorhin auf dem Weg nach Turangi noch in Kawakawa. Das ist ein netter kleiner verpennter Ort, in dem sich offenbar auch Friedensreich Hundertwasser eine Weile aufgehalten hat. Er hat offenbar von der Verwaltung den Auftrag bekommen, die hiesigen öffentlichen Toiletten zu gestalten. Also hat er sich ganz erheblich ausgetobt.

Das Ergebnis ist traumhaft schön und eine kleine Extragalerie wert.

Ach ja – das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich auf dem Klo sitzend fotografiert habe. So langsam sollte ich doch mal meinen Geisteszustand überprüfen lassen…

Auf Wiedersehen, Neuseeland

So – nun war’s das leider. Ich werde mich jetzt auf den Weg nach Napier machen und dort erst mal den Mietwagen abgeben. Dann fahr ich zum Container-Terminal und sehe zu, dass ich an Bord komme. Aktueller Stand der Dinge ist, dass die Matisse bereits vor Napier vor Anker liegt und angeblich um 19:00 anlegen wird.

Dann wird’s ernst und ich muss hier weg. Nun bin ich doch ganz schön traurig. Es war so unglaublich schön hier. Ich habe viel gesehen und kennen und lieben gelernt. Hier ein kleines Ranking:

Dinge, die man nicht missen möchte:

  1. Vulkane
  2. Regenwald
  3. Gigantische Strände
  4. Maori-Mädchen mit Sommersprossen
  5. Hokey Pokey

Dinge, die einem bestimmt nicht fehlen werden:

  1. Sandfliegen
  2. Neuseeländisches Fernsehprogramm
  3. Südkoreanische Hotelbetreiber und ihre Absteigen
  4. Die hiesigen Spritpreise
  5. Die für das Empire typischen Bettbezugstechniken – jeden Abend dieser Kampf…

Ich mach’s jetzt kurz – es war traumhaft schön und ich komme bestimmt wieder!


Und damit ist jetzt auch bis auf Weiteres Ruhe in dem Blog hier, denn solange ich auf See bin, werde ich kaum online gehen können. Vielleicht so in ca. 2 Wochen in Panama. Mal gucken. So um den 26.10. werde ich dann in Philadelphia an Land gehen.

Bis dann! Ich geh jetzt in den Urlaub vom Urlaub…

Ein Gedicht

Irgendwann auf der Fahrt über die Südinsel hat mir Eileen angesichts des Wetters folgendes Gedicht in die Hand gedrückt:

 

IT RAINED AND RAINED AND RAINED AND RAINED

THE AVARAGE FALL WAS WELL MAINTAINED
AND WHEN THE TRACKS WERE SIMPLY BOGS
IT SATRTED RAINING CATS AND DOGS.

AFTER A DROUGHT OF HALF AN HOUR
WE HAD A MOST REFRESHING SHOWER
AND THEN MOST CURIOUS THING OF ALL
A GENTLE RAIN BEGAN TO FALL.

NEXT DAY WAS ALSO FAIRLY DRY
SAVE FOR A DELUGE FROM THE SKY
WHICH WET THE PARTY OF THE SKIN
AND AFTER THAT THE RAIN SET IN.

(Bernie of Hokitika)

Wartezimmer

Nachdem ich mir vorhin meine letzte (und leider reichlich überteuerte) Portion Fish & Chips reingezogen habe, wollte ich zum Hafen zurück wanken. Da setzte ein Regen ein (darum fiel mir das Gedicht ein), der sich gewaschen hatte. Und was passiert? Ein netter Kiwi hält neben mir an und fragt, ob er mich mitnehmen soll. Fein – so bin ich nur halb nass geworden.

Nachdem ich mich dann schnell umgezogen habe, sitze ich nun hier bei den Sicherheitsleuten am Eingang zum Hafen und warte. Die Matisse hat weitere Verspätung – Grund: Ein Kran ist ausgefallen und ein Schiff blockiert deshalb den Liegeplatz. Die Matisse liegt draußen vor Anker und ich kann witzigerweise den Seefunk mithören. Der Kapitän oder wer auch immer ruft hier immer wieder – so ca. alle 15 Minuten – die Hafenkontrolle um zu fragen, wann er denn nun endlich anlegen darf.

Würde mich auch mal interessieren. So spannend ist dieses Kabuff hier nicht. Eben saß mir einer der Sicherheitstypen gegenüber und genoss sein Abendbrot – ein undefinierbares Gemisch aus Nudeln und breiig grünen Dingen, deren Ursprung und Natur wirklich nicht auszumachen ist. Der Sicherheitsmensch schmatzt und haut sich andauernd die Gabel gegen die Zähne. Gleich beiße ich in den Tisch… Erinnert mich doch sehr an meine Zeit auf dem Bau…

*grins*

Ah – der Lotse ruft die Matisse. vielleicht kommt er in 20 Minuten an Bord. Dann brauchen sie noch knapp ne Stunde bis zum Liegeplatz.

*gäääääääääääähn*

Dieser Urlaub steckt mir in den Knochen. Ich freue mich schon auf meine Kammer. Das Wichtigste auspacken und einsortieren, den Rest verlaschen, mein Buch und dann pennen. Die Ablege will ich gar nicht mitbekommen – dann bricht mir das Herz…

*seufz*

So – die Matisse hat den Anker gelichtet und setzt sich in Bewegung. 8 Knoten… Lotse ist auf dem Weg – so langsam kommt wieder Leben in die Sache.

Unterwegs habe ich noch ca. eine Stunde Video aufgenommen beim fahren und habe allen möglichen Kram in die Kamera gelabert. Über Singapur, das neuseeländische Fernsehprogramm, freundliche aber zu dicke Maori, und warum mir das zu denken gibt, südkoreanische Hotelbesitzer, und jede Menge anderer resümierender Belanglosigkeiten. Mal sehen, ob ich das auf dem Schiff zusammen schneide. Video ist doch nicht wirklich so mein Ding – ich find Fotografie besser. Videoschnitt ist so aufwendig…

*laberlaber*

Ich will mich ja nur davon ablenken, dass ich nun hier weg muss. Komisch ist das – vor drei Wochen habe ich noch gedacht: “Ach, schön, noch drei Wochen! Das ist lange! Und die werden furchtbar schnell rumgehen.” Und nun ist das so und es ging so schnell und ich möchte so gerne die Zeit noch mal zurück drehen. Ich habe immer das Gefühl, ich habe die Zeit nicht ausreichend genutzt und etwas Wichtiges versäumt. Als ob ich nicht bewusst genug durch diesen Urlaub gegangen wäre. Im Moment habe ich überhaupt keine klaren Erinnerungen an die ganze Zeit. Hier und da so ein paar Highlights und das Gefühl, dass es richtig schön und ich nach langer Zeit mal wieder relativ entspannt war.

Hm…

Und nun habe ich en wenig Lampenfieber wegen des Schiffs. Wie wird die Kammer sein? Wie die Mitpassagiere, falls vorhanden? Wie sind die Offiziere und der Kapitän drauf? Heute geht ja ein neuer an Bord, den hat der Agent hier gerade irgendwo abgesetzt. Sind die genau so locker wie die Spanier? Oder ist es auf einem französischen Schiff formaler? Die von der Agentur haben gesagt, die Reederei an sich sei extrem formal, aber an Bord wär alles sehr nett… Da sollte ich dann vielleicht mal drauf vertrauen, anstatt mir schon wieder alles Mögliche auszudenken…

Also versuche ich mal meine absolute Lieblingsübung: Zurücklehnen und gelassen abwarten… Wer mich kennt, wird nun sicherlich grinsen… Mindestens…


Hatte ich nicht vorhin geschrieben, nun wär erst mal Schluss mit Blog? Mal sehen, ob ich das nachher noch über das Handy hochgeladen bekomme… Ansonsten: Panama!

Ahoi!

In der Tat habe ich nun die erste Nacht auf der Matisse hinter mich gebracht. Alles sehr bequem – nicht so gemütlich und familiär, wie auf dem spanischen Seelenverkäufer, aber das liegt daran, dass die Matisse doch um einiges größer und weiträumiger ist. Die Offiziere sind samt und sonders aus Rumänien und die restliche Crew wie üblich von den Philippinen. Zudem habe ich eine nette französische Mitpassagierin, die Flugangst hat und darum mit dem Schiff von Australien nah Frankreich fährt.

Vielleicht schreib ich von Unterwegs dann doch hier und da mal was und schubse es – Tethering sei Dank – ins Blog. Bilder wird’s dann aber weniger geben, das wird zu teuer.

Und jetzt penne ich weiter. Ich glaube, ich werde die erste Woche hier schlafend verbringen und den Schlaff nur durch gelegentliche Essenspausen unterbrechen…

Gute Nacht!

Eingelebt

Wir sind doch tatsächlich immer noch in Neuseeland. Doch noch mal nach Tauranga hoch. Wie mir Lindsay (der Agent aus Napier) sagte, hätte ich auch hier zusteigen können. Da hätte ich glatt noch zwei Tage mehr in Paihia gehabt… Schade…

Langsam habe ich mich eingelebt in meinem kleinen Reich.

 

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Gestern habe ich drei Maschinen Wäsche gewaschen – nun bin ich wieder ein zivilisierter Zeitgenosse. Und kann jetzt die Weiterfahrt genießen. Mal sehen, ob meine französische Mitpassagierin irgendwann etwas mehr auftaut. Aber was soll’s – auf solchen Frachtschiffen fahren eh meist recht schräge Gestalten mit. Das wird schon…

Um 0900 kommt der Zoll und fertigt mich ab. Dann bin ich endgültig und offiziell aus Neuseeland ausgereist.

DAS IST SEHR TRAURIG!!!

Ich muss dringend wieder her kommen. Und mich dann wirklich mehr mit der Nordinsel befassen. Schaumama, wann das sein wird…

Also – 0900 Zoll, 1030 Leinen los und dann 2 Wochen nur Pazifik. Nett… Viel Wasser…

Bis demmächst!

*schnarch*

So – wie vermutet habe ich jetzt fast eine Woche nur geschlafen. Gelegentlich habe ich auch gepennt, geratzt, jepooft oder war im Vollkoma… Unterbrochen wurde das nur durch gelegentliche Essensaufnahme und sehr sporadische Spaziergänge auf dem Hauptdeck. Noch besser ist unser kleines Außendeck: Mit Stuhl, Kaffee und Kindle (nicht Pils!!!) lässt es sich da gut sitzen und entweder auf die eInk-Seite oder ins Unendliche starren.

OK – ich habe mich nicht nur in Morpheus’ Armen gewiegt – dann hätte der jetzt auch ein Problem, mindestens irgendwelche Überlastungserscheinungen in den großen Gelenken. Mittlerweile fresse ich Bücher elektronischer Natur. Ich liebe das kleine Ding (nochmal: Kindle, nicht im Glas) heiß und fettig. Erschreckendes über die netten Management-Methoden bei ALDI, Belustigendes über das Dasein und Wirken einer Hauptschullehrerin, nachdenklich Stimmendes über Deutsche, Türken und wie sie übereinander denken und sich gegenseitig erleben, Erstaunliches über die Grenze, ab der ein Unternehmen nach innen eher eine Irrenanstalt ist, Erleuchtendes dazu, wieso Google eventuell doch evil ist und ich hab noch viel mehr. Heute verspeise ich Google und ab morgen ist dann das Leben von Herrn Jobs dran. Schön, wenn man so einen 800-Seitenschinken mit zwei Fingern halten kann, ohne ein lahmes Ärmchen zu bekommen.

Aber schlafen hat doch einen gewissen Stellenwert. Wenn ich dann auch noch mein orangefarbenes Grellhemd anziehe, dann fühl ich mich doch eher wie Garfield, wobei es hier leider keine Lasagne gibt…

Es ist wirklich erstaunlich, wie weit man seinen Generator runter fahren kann. Jeden Tag noch ein bisschen mehr. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem man sich krank fühlt, was ein Irrtum ist, weil man einfach vergessen hat, wie sich der normale Null-Level anfühlt, den man mittlerweile mit dem Level verwechselt, auf den man gerade noch nach einer Nacht runter kommt. Und der verschiebt sich dabei auch ständig nach oben. So gesehen ist das hier wirklich sehr angenehm – wenn auch ungewohnt und wahrscheinlich – so ist zu befürchten – von geringer Halbwertzeit.

In diesem Sinne gehe ich jetzt – knapp eine Stunde nach dem Frühstück – vielleicht doch noch mal in mein Kämmerchen und stecke den Kopf unter die Decke. Roman (Steward, Philippino, furchtbar nett, immer breit grinsend) hat da wahrscheinlich mittlerweile schon wieder sauber gemacht und hoffentlich nicht wieder dieses Asthma fördernde Raumspray in großzügigen Mengen frei gesetzt.

Vielleicht nage ich vorher noch am bösen Google…

28.000 PS

Mann, ich bin zu alt und zu fett für solchen Scheiß… Vollkommen alle… Hab’ eben 2l Wasser fast ohne abzusetzen in mich rein gegossen…

Warum?

Ich war im Maschinenraum. Raum? Das ist eine Halle… ca. 15m hoch, wenn man die Kühlaggregate und Klimaanlagen mit einberechnet. Der tiefste Punkt liegt derzeit bei ca. 10m unter der Wasseroberfläche. Es herrschen wohlige 35°C und mehr – in Panama werden es dann leicht mal 45°C und noch mehr – die Luftfeuchtigkeit verdient die Bezeichnung Feuchtigkeit eigentlich nicht mehr, weil gefühlt weit jenseits von 99%, und es riecht angenehm nach allen möglichen Ölen, Lösungsmitteln, Schmierfetten und anderem. Der Lärmpegel liegt bei jenseits von gesund, also locker über 130dB und nach kurzer Zeit ohne Ohrenschutz dürfte das Gehör dann hin sein. Ach ja – unter den Ohrenschützern schwitzt man zwar ganz entzückend, dafür sieht man dann aber zum Ausgleich aus wie Mickey Maus…

Alles in allem ein durchaus gemütlicher Ort!

Einzige Möglichkeit sich dort zu bewegen, sind recht steile Treppen und um ehrlich zu sein: Das einzige, was mich aufrecht gehalten hat, waren die Luftauslässe der Belüftungsanlage, unter denen man mal kurzfristig dezent Abkühlung auf ca. 30°C findet.

Der Grund für diese Umweltbedingungen sind die Hauptmaschine mit 7 Zylindern, 28.000 PS maximal und 25.500 PS im Normalbetrieb, die den Propeller (aka Schiffsschraube), der ca. 7,3t wiegt und einen Durchmesser von ca. 7,5m hat, 95 mal pro Minute um die eigene Achse rotieren lässt. Den braucht man, um das Bötchen mit seinen 196m Länge, einem Tiefgang von 11m, einer Breite von 30m, einer Höhe von ca. 52m über Kiel (die Brücke ist auf ca. 40m über Kiel) und einem Gewicht von  bis zu ca. 26.000 BRT auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 20kn (ca. 36km/h) zu beschleunigen und damit bis zu 2262 Blechkisten zu bewegen.

Zusätzlich braucht man noch 4 Hilfsdiesel, die jeweils 1450 kW elektrische Energie bei 440V und 60Hz erzeugen. Die braucht man für die Energieversorgung der Ruderanlage (2 Hydraulikpumpen, die das gewaltige Ruder mit der Grundfläche einer gemütlichen Studentenbude um jeweils 35° in beide Richtungen drehen), 4 Kompressoren, die Luft mit einem Druck von 30kg/cm² zusammen stauchen, mit der dann die Hauptmaschine und die Hilfsdiesel angelassen werden. Jede Menge Pumpen für alle möglichen Wässer (Abwasser, Frischwasser, Seewasser, Kühlwasser, Ballastwasser) und andere Flüssigkeiten (Kühlmittel, Hydrauliköl, Schweröl), weitere Pumpen für Hydraulikanalagen zum lichten der beiden Anker (je ca. 6,5t) und zum Betrieb der diversen Seilwinden. Schlussendlich muss auch das 1.100 PS starke Bugstrahlruder vermittels Elektromotor angetrieben werden, mit dem man den Kahn quasi auf der Stelle drehen kann. Kommen noch drei Lastkräne dazu, mit denen sich das Schiff im Notfall unabhängig von den jeweiligen Hafenanlagen um seine Ladung kümmern kann. Schlussendlich jede Menge eigenständiger Feuerlöschpumpen, die auch noch mit Batteriebetrieb bei Totalausfall eingesetzt werden können.

Dieser ganze Maschinenpark wird von gerade mal 5 Nasen bedient, von denen ich nicht einen einzigen um seinen Job beneide.

Jungs (selten Mädels), die Ihr irgendwo in den Maschinenräumen dieser Welt unter solchen oder krasseren Bedingungen arbeitet – ich ziehe den nicht vorhandenen Hut vor Eurer Leistung!

Ach übrigens – das hier ist ein verhältnismäßig kleines Schiff mit seinen 2262 TEU – sicher erheblich mehr als die gerade mal 1.200 TEU auf meinen geliebten OPDR-Kähnen. Aber wenn man sich mal solche Monstren wie die Emma Maersk anguckt, dann wird die Matisse eher zum Dingi – die Emma nimmt wohl 13.300 TEU. Aber Lindsay (Agent in Napier) sagte, die CMA CGM bastelt gerade an einem neuen Schiffchen mit 14.000 TEU. Das hat ca. 400m Länge und den Rest kann man ja dann interpolieren…

Uff!

Wetta, Wetta, Wetta!

Was ist der Unterschied zwischen gutem und schlechten Wetter in Großbritannien? – Bei gutem Wetter regnet es senkrecht und bei schlechtem Wetter waagerecht…

HAR HAR HAR*

Also gut. Gestern war hier Hamburg. Für nicht Hamburgkundige: In Hamburg kann man an den meisten Tagen ganz vortrefflich die vielen unterschiedlichen Ausprägungen der Farbe grau kennen lernen und begutachten. Und wenn Hamburg der Grundkurs ist, dann war das gestern der für Fortgeschrittene (wenn nicht sogar für komplett Weggetretene, da einem zusätzliches Dauernieseln wirklich den bösen und alle anderen Geister austreibt).

“Fifty shades of grey”, murmelte meine liebe, französische Mitreisende Charlotte Camille (Frau S aus T) nach einem kurzen, prüfenden Blick aus dem Fenster der Offiziersmesse und wir kicherten beide dämlich in unser Abendessen – in bedingungslosem Konsens über die Tatsache, dass miserabel geschriebene Bücher über irgendwelche S/M-Praktiken genauso unnötig sind, wie das bereits erwähnte gräuliche Nieselwetter.

Madame ist gerade mal 27, gelernte Buchhändlerin und neben meinen beiden heiß geliebten Cousinen so ziemlich das Gebildetste und Intelligenteste, was ich in der Altersgruppe seit langem erlebt habe. Ich bin also recht entzückt von dieser ansonsten etwas schrägen und meist unauffindbaren Gesellschaft. Sie ist noch zurück gezogener als ich, aber wenn sie auftaucht, wird’s meistens geistreich bis abgedreht. Und sie kennt die Shadoks! Die gab’s als ich 4 oder 5 war. Hat ihr Vater ihr von erzählt. (Ich fühle mich doch eher alt… Ich werde nämlich andauernd von ihr mit ihrem Vater verglichen – naja, ich nehm’s als Kompliment…) Und Monsieur Hulot sei der Beste. Das Mädchen ist wirklich regelmäßig überraschend.

Grau also.

Und hinter uns tobt ein nettes Tiefdruckgebiet rum, vor dem wir tapfer her schippern. Ich hätte ja nichts dagegen, wenn es uns mal einholen würde, dieses Tiefdruckgebiet. Die kleine schräge Kamillendame (jaja, Klassiker der Weltliteratur – ich denke an die wunderbare Erika Pluhar… Mann Gottes, bin ich wirklich ein alter Sack…) möchte das nicht. Sie ist latent phobisch. Lift? Non! Airplane? Non! Bad Weather? NON!!!

OK – kann man verstehen… Ist nicht jedermanns Sache und stößt auch schnell an die Grenzen des Amüsanten – ich hatte einmal 48 Stunden ohne Schlaf wegen der Rollerei und Stampferei. Da hat die gute Laune dann bald ein Ende… Zumal das dann an mir auf Grund gewisser Masseverhältnisse mit erheblicher Kraft rupft und zupft.

Heute war dann allerdings ein Wetterchen, was seines Gleichen suchte. Alles blau! Himmel, Wasser, Mannschaft… (Cherz!). Da saß ich dann auf meinem Lieblingsplatz auf unserem kleinen “Balkon” auf dem E-Deck, habe alle Viere von mir gestreckt, die Sonne und den salzig seidigen Wind sowie einen fragwürdigen verlängerten Espresso genossen und weiter mein Hirn entrümpelt!

Wunderbar!!!


*) Ich befürchte, dass Jilly mich irgendwann killt, wenn ich weiter despektierlich verbal auf dem Empire rum trampele…

Blau!

Man sitzt da am Bug, guckt in eine unglaubliche Weite (die Erde ist doch eine Scheibe, man kann es ganz klar sehen!!!) und alles ist blau. Sehr blau! Unglaublich blau! Unanständig blau! Neulich war ja der Tag, an dem man die Farbe grau studieren konnte – heute ist der Tag für blau. Umwerfend! Was ist eigentlich die Mehrzahl von blau? Die diversen Blaus? Wie jetzt?

Und was ist darunter? Also unter dem Blau? Gut, Blauwale –  klar, wie der Name sagt, höhö – und andere. Gestern Abend beim Barbecue – sehr schnuckelig: Wir saßen quasi in einer schwimmenden Disko mit BBQ, Karaoke (Philippinos können nicht ohne Karaoke existieren – das ist ein Naturgesetz, zumindest auf See…) und einem fantastischen Sonnenuntergang – bliesen in der Ferne ein paar Wale lustige Wölkchen in die Luft.

Mann!

Ich denke darüber nach, dass dieser Pazifik mit all seinem schönen Blau quasi die Hälfte unseres Planetchens bedeckt. Seit fast zwei Wochen gurken wir hier schon rum und es nimmt gar kein Ende. Und dann geht es auch noch ein paar Kilometer in die Tiefe. Der allgemeine Wissensstand ist ja wohl der, dass wir mehr über den Mond wissen, als über die Ozeane und insbesondere die Tiefsee. Da unten gibt’s ziemlich lustige Gesellen… Am liebsten mag ich diesen Laternenfisch. Oder bunt leuchtende Quallen und Kalmare. Und keiner weiß wirklich was da noch alles rumwuselt. Und wir gurken mit unserer Nussschale oben drauf rum. Ein Staubkörnchen in diesem Universum. Nicht mal. Und ab und zu taucht einer der hiesigen Bewohner kurz auf, grüßt freundlich und verschwindet wieder.

Zum Bleistift: Fliegende Fische!!! Unglaublich! Wie hübsch! Rot, schwarz, weiß – unten blau. Charlotte sagt, sie sähen aus, wie fliegende Sardinen. Ich frage mich, wo sie die Dosen gelassen haben… Wir stellen fest, dass sie wunderbar fliegen können. Sie sehen aus wie diese ersten Gleitflieger von Lilienthal & Co. Start aus dem Wasser ist sehr elegant. Die Landetechnik allerdings… Schwanzflosse zum anbremsen ins Wasser, dann Bruchlandung und kontrollierter Absuff. Vorher fräsen sie mit der Schwanzflosse noch eine Zickzacklinie in die Wasseroberfläche.  Schwer zu fotografieren, die fliegenden Gräten. Ich muss denen bei Gelegenheit noch mal mit der dicken 400mm-Linse auf die Schuppen rücken.

Später dann ein Ruf auf der Brücke: “Dolphins!!!” Jo… eine riesige Gruppe. Steuerbord und backbord ca. 30 – 40 von den Jungs und Mädels. Synchronschwimmen scheint gerade hip zu sein bei Delfinen. 20 nebeneinander tauchen auf und wieder ab und wieder auf und wieder ab. Ich würde gerne mal wissen, ob die gerade Spaß haben oder einfach nur von uns genervt sind. Einige schwimmen mit uns. Heftig, wir gehen 18 Knoten – das sind mal reichlich 32 km/h und die schwimmen fröhlich mit und hopsen über den Wulstbug und machen allen möglichen Blödsinn. Ich glaube eher, die finden uns spannend und sind uns freundlich gesonnen.

Weiter hinten noch mal ein großer Blas von Herrn oder Frau Wal. Hach, ist das schööööööön!

Nachts…

0203 hrs

Ich habe mir irgendwie den ganzen Abend alles mögliche Klangliche aufs Ohr getan: Slickaphonics, Isaac Hayes, Candy Dulfer, Marvin Gaye (Mrs. Jones, hach!), Johnny Guitar Watson – lang leben die 70er, Be-Funk und der ganze Motown-Kram! und bin dann wie so oft bei Maceo Parker gelandet. Happy Music und dazu sanftes Schiffsgeschaukel!

Dann war ich wach. Und damit ich nicht runter in die Kombüse renne und irgendein Überbleibsel vom gestrigen BBQ erlege, um dann doch irgendwann im Niedergang (Treppenhaus) stecken zu bleiben, bin ich raus aufs E-Deck und dann weiter auf die Brücke zwei Decks höher.

Es weht ein angenehmer Wind, der mehr wie eine freundlich warme und sanfte Streicheleinheit von Mama Natur daher kommt. Wir sind relativ dicht unterm Äquator – 10.26° Süd – und morgen Abend oder so gehen wir drüber. Charlotte und ich haben vorsorglich klar gemacht, dass das nicht unsere erste Äquatorüberquerung ist – in beiden Fällen eine kleine Notlüge, aber bitte keine Äquatortaufe…

Es ist unglaublich da oben – also auf der Brücke. Dieser Sternenhimmel. Ich glaube, das habe ich das letzte Mal als kleiner Knopf (ich war mal klein und dünn, ja…) in Dänemark gesehen. Blöde Lichtverschmutzung überall. So derart viele Sterne lehren einen ein wenig Demut. Sirius, Beteigeuze, Rigel, andere Sterne, Sternhaufen, die Milchstraße, andere Galaxien, Galaxienhaufen, Nebel. Ein Blick in die Vergangenheit – teilweise in die weit entfernte Vergangenheit. Einiges von dem, was da leuchtet gibt’s vielleicht schon gar nicht mehr. Dazu jede Menge Sternschnuppen.

Also kräftig Dinge wünschen. Wenn das alles klappt, ist mein Arbeitgeber finanziell ruiniert und ich verbringe den Rest meines Lebens entspannt auf See… Hurra!!!

Rein ins Brückenhaus. “Gutt monning, Sah!” – Second Mate (2. Offizier) geht Wache mit Joey (philippinischer Matrose,  absoluter Sonnyboy). Luxus! Sollten sie nachts ja überall machen mit einem, der den Wachhabenden bei der Stange hält. Die hier können sich das leisten mit 22 Mann. Aber das ist auch nicht mehr der Normalfall. Auch nicht, dass sie einen 3. Offizier haben und der Master (Kapitän) nicht Wache gehen muss.

Auf den kleineren Schiffen haben sie meistens nur noch zwei Offiziere. Also muss der Master mit auf Wache und dazu den ganzen Papierkram machen, bei Manövern (anlegen, ablegen, Lotse an Bord) auf der Brücke sein, etc… Schlimm in Nordeuropa, wo die ganzen Häfen dicht aneinander liegen. Bedeutet z.B.: Felixstowe (UK), Rotterdam, Hamburg, Rotterdam, Felixstowe in einer Woche ohne Pause. Also kaum bis kein Schlaf – weder für die Offiziere, noch für die Mannschaft. Wenn dann auf der Nordsee oder im Kanal noch schweres Wetter ist, dann sind die am Ende so einer Woche vollkommen abgebügelt. Nix Seefahrerromantik. Eiserne Regel: “Wann immer Du schlafen kannst, schlafe! Unbedingt!”

Oder doch noch ein Rest Romantik? Bei so einer langen Reise ohne Hafen wie jetzt vielleicht ein bisschen. Da kehrt Ruhe ein. Da ist Zeit für Entspanntes. Nachdem ich mal dezent nachgefragt habe, hat mir der Chief Mate (1. Offizier) vorhin einen Sextanten in die Hand gedrückt und erklärt und ich habe meine erste Messung gemacht. 4° daneben. Mist! Ich hatte die ganze Zeit Angst, dass mir das Ding über die Reling segelt. Teuer, sowas…

Das war irgendwie wie Weihnachten… Man mag das für beklopft halten, aber ich war glücklich wie ein Schnitzel. Ich wollte das schon immer mal machen. Ich finde Navigation höchst spannend. Und also hab ich da mit dem Ding alles Mögliche angepeilt – mir wird langsam klar, wo der Ausdruck “verpeilt” herkommt. Links Horizont – rechts Venus (man guckt durch eine Art Prisma oder Doppelspiegel), dann Venus zum Horizont runter schieben. Feststellen. Rein ins Brückenhaus. Winkel ablesen (tja – 48,3° sagt der Rechner, 44kommairgendwas habe ich gemessen). Und dann Tabellen, Tabellen, Tabellen, Abweichungen, Korrekturwerte für Höhe des eigenen Standortes, Korrekturwerte für die Optik selber, blablabla… Mit einem Wort: Die Messung an sich ist noch das Leichteste. Ohne diese Logarithmentabellen und den ganzen anderen Kram würde die gesamte Positionsbestimmung ewig dauern.

Früher hatten sie nicht mal genau Uhren. Da war insbesondere die Bestimmung des Längengrades eine ziemliche Lotterie.  Mit der Einführung der ersten Präzisionsuhren (irgendwo habe ich mal einen Nachbau der H4 gesehen – was für ein unglaubliches Kunstwerk!) konnte man das dann sehr sicher durchführen. Heute gibt’s GPS und die Rechnerei entfällt. Hätte eh keiner mehr Zeit für (s.o.). Aber die alte Methode muss trotzdem beherrscht werden und wird den Offizieren immer noch beigebogen. Die Wikinger hatten nur die Sterne. Keine Optik, keine ausreichende Mathematik, nix. Nur die Sterne und viel Mut zur Lücke…

Also – 4° daneben. Epic Fail!!! Das üben wir noch, dachte ich so vor mich hin. Und der Chief Mate – als könne er Gedanken lesen – grinst und sagt doch wirklich: “Du weißt ja nun, wo das Ding liegt und wo die Tabellen stehen”. Ich könne jederzeit gerne üben. Er würde mir auch bei Gelegenheit zeigen, wie man das mit der Sonne macht und mit dem Mond, wenn der mal wieder sichtbar wird. Ansonsten soll ich einfach probieren.

Mann – der hat ja ein sonniges Gemüt. Einen Scheiß tu ich und geh an diese Optik alleine dran. Ich kenne mich – vor lauter Aufregung versenke ich das Ding im Pazifik. Aber ich habe mir eben überlegt, dass ich zu Hause dringend mal gucken muss, ob ich in der elektrischen Bucht so ein Teil gebraucht abschießen kann. Muss ja nicht mehr 100%ig eingestellt sein und funktionieren, aber die Dinger sehen irgendwie sexy aus – sind ja auch Sextanten… Oh, Mann – kein weiterer Kommentar, der war ja erzflach… Auf jeden Fall sehr dekorativ, so eine Optik!

*seufz*

Das sind wirklich genau die Augenblicke, derentwegen ich solche Reisen mache. Es ist ein unglaubliches Gefühl von Leichtigkeit und auch einer gewissen Freiheit bzw. Unbeschränktheit, wenn man nachts einfach aufsteht und mal eben auf die Brücke schlurft – in vorbildlich lumpiger Kleidung, da oben laufen sie eh alle rum, wie die Schluffis – wen sollte es auch stören? Ein kurzes freundliches Gespräch, ein Blick aufs Radar, ein Blick aufs GPS, neuen Wetterbericht lesen, einen Keks und “Gute Nacht” und wieder inne Koje…

“Have a good watch, 2nd!” – “Sleep well, Sir!”

Ach übrigens – ich hab das Bullauge offen, Decke bis zum Kinn, kriege die Brise von Steuerbord voraus um die Ohren und sehe die Sterne. Was will ich mehr?

0258 hrs

In 4 Stunden gibt’s Frühstück. Gute Nacht!

Die ordentlichen Deutschen

Charlotte hat einen deutschen Onkel und damit auch etliche halb deutsche Cousins. Sie sagt, es wäre ein Alptraum gewesen, mit denen mit Lego zu spielen. Alle Steine wären immer penibel sortiert gewesen. Und zwar so, dass es jede Menge kleiner Sortierkästen gab, in denen jeweils höchstens 5 Steine gleichzeitig anzutreffen gewesen wären. Hätte man ein Lego-Haus gebaut, so hätten alle Steine die gleiche Farbe haben müssen, weil das ja sonst gar nicht gegangen wäre. Und wenn ein Lego-Auto keine Rückleuchten gehabt hätte, dann hätte es in der Lego-Garage bleiben müssen, weil es so nicht fahren dürfe.

Was für eine schreckliche Kindheit und der Erbfeind hat es mal wieder zu verantworten! Ob sich das nach dem partiellen Abtritt von Merkozy noch regeln lässt?

Ich frage mich übrigens gerade, ob ich evtl. eine Marktlücke entdeckt habe. Mir kam eben angesichts dieser Geschichte die Idee, dass man Plüschbaguettes herstellen müsste, damit kleine Französinnen nachts was Adäquates zum Kuscheln haben… Ich meine, für den professionellen Hypochonder gibt es ja diese entzückenden Bazillen und Viren zum Liebhaben und für den überzeugten Vegetarier Teppiche in Form und Aussehen großer Wurstscheiben. Warum also nicht auch Kuschelbaguettes??? Oder schnuckelige Samtteebeutelchen für kleine Engländerinnen? Rustikale Frottee-Goudas, die Heintje-Lieder trällern, wenn man ihnen in den Bauch piekt, für kleine Niederländerinnen? Modische Barbie-Pizzen, denen man unterschiedliche Beläge anziehen kann, für kleine Italienerinnen?

Ich werde mal drüber nachdenken… Wer noch Ideen hat – da unten ist das Kommentarfeld! Gute Nacht!

Vor Anker

Mal ganz ehrlich – wer braucht die Tropen? Ich nicht! Ich komme mir vor wie in so einem schlechten Film über irgendeine lateinamerikanische Bananenrepublik, in der ein dicker, britischer Gouverneur sich den Verstand raus schwitzt, vollkommen erloschen unter einem müde quirlenden Ventilator liegt, durch brüchige Holzjalousien von der gleißenden Sonne notdürftig geschützt und sich und sein Leben und seinen Job hasst und den letzten Rest nicht verschwitzten Verstandes mit Rum hinrichtet.

Echt mal – diese fiebrig feuchte Hitze liegt auf einem, wie eine Bleidecke. Die Klimaanlage auf dem Kahn hat schon längst aufgegeben, scheint’s. Fünf Decks weiter unten dreht der Kompressor auf Hochtouren, aber hier oben fällt nur ein laues Lüftchen aus der Ventilationsöffnung über mir. Lediglich die Philippinos fühlen sich wie zu Hause und hopsen breit grinsend an Bord rum. Erster Gedanke: Raus gehen! Ja, toll. Da haut es einen dann erst recht aus dem dampfenden Turnschuh.

Es ist 00:40 Ortszeit und wir liegen vor Anker. Warten darauf, dass der nächste Konvoi reingerufen wird. Letzter Stand der Dinge ist, dass wir ca. um 02:00 die erste von drei Eingangsschleusen erreichen werden. Um uns lauter andere Schiffe mit Festtagsbeleuchtung. Das sieht allerdings sehr hübsch aus. Stativ raus und ablichten!

Für die Mannschaft und die Offiziere wird das heftig. Die Durchfahrt dauert 15 Stunden, dann noch nach Manzanillo und dort gleich Ladung löschen und neue Ladung nehmen. Damit haben die so ca. eine 24-Stundenschicht – mindestens. Und im Maschinenraum sind mittlerweile unerfreuliche 45°C, wie mir der zweite Ingenieur beim essen augenrollend und müden Blickes sagte. Nein – nix Seefahrerromantik. Gar nicht!

Ich halte es hier drinnen nicht mehr aus. Ich geh doch noch mal raus. Draußen geht nun doch ein leichtes Lüftchen. Schlafen kann man eh nicht, weil die Ventilatoren dröhnen wie Geist – müssen sie, sonst wird es da unten noch heißer…

Herr Kästner, das stimmt so nicht!

Hoch geschätzter und verehrter Erich Kästner!

Ich hatte Ihnen geglaubt! In Ihrem wundervollen Buch “Der 35. Mai” schreiben Sie, dass Sie mit Negro Kaballero, dem Rollschuh fahrenden Pferd, über den Äquator gerollt seien. Dieser sei ein langes Metallband, welches regelmäßig von Frau Lehmann in Kittelschürze hingebungsvoll gescheuert wird, damit er nicht rostet.

Heute um 13:37 UTC (08:37 Schiffszeit) sind wir über den Äquator gefahren.

GPSLAT0

Und da war weder von einem Metallband noch gar von einer Frau Lehmann irgendetwas zu sehen. Ich muss zugeben, dass ich doch ein wenig enttäuscht bin!

Ergebenst, Ihr

Herr R

Miraflores

Was ein Anblick! Was ein Ausblick! Man verliert den Überblick…

Ich habe doch noch ein paar Nachtaufnahmen gemacht. Ähm.. Also, 1083 – davon sind 106 übrig geblieben und 44 in der engeren Auswahl fürs Blog gelandet. Bilderschlacht, Regenschlacht, Hitzeschlacht… Ich bin erschlagen und habe wieder dieses britische Gouverneur-Feeling…

Da fährt man in Balboa – grandiose Skyline – auf die erste Schleuse zu. Miraflores. Das sieht aus wie eine Startbahn auf dem Flughafen. Grüne und rote Lichter in einer schnurgeraden Linie. Sehr beeindruckend. Am Ende der Einfahrt dann die Amerikabrücke und links davon die Baustelle für die neuen Schleusen. Vollkommen gigantisch – so etwas habe ich noch nie gesehen. Und nachts sieht es natürlich noch beeindruckender aus, denn alles wird von unzähligen Flutlichtern taghell ausgeleuchtet. Gegen diese Baustelle ist das Loch damals am Potsdamer Platz eine ziemliche Lachnummer.

Langsam – es ist mittlerweile 02:30 – schleicht man sich an die Schleuseneinfahrt ran – von hinten stabilisiert ein kleines Kraftpaket von Schlepper den Kurs, von der Seite tut selbiges ein weiterer Schlepper. Der Lotse kommt im Schnellboot. Der Zoll und die Polizei kreisen um uns herum. Ein weiteres Schnellboot kommt und spuckt haufenweise kräftige kleine Herren aus – die Kanal-Crew, 19 Mann stark, klettert an der Strickleiter an Bord.

Diese bringen uns unter der Leitung des Lotsen durch die Schleusen. Dies geschieht nicht mit eigener Kraft, sondern wir werden von einer Unzahl kleiner wuseliger Lokomotiven gezogen. Die Kanal-Crew ist zuständig für die ganzen Seile und Kabel, mit denen wir gezogen werden. Vorne ziehen zwei auf beiden Seiten und mittschiffs und achteraus stabilisieren uns weitere Lokomotiven, damit wir nicht gegen die Schleusenwände schrammen. Steuerbord und Backbord vielleicht je 5m Platz, was angesichts unserer Größe und Masse nicht wirklich viel ist.

Ich würde gerne mal auf’s Hauptdeck gehen und mir das ganze von Nahem ansehen. Geht nicht. Alles verrammelt. Zu gefährlich. Wenn so ein Kabel reißt, ist die Rübe ab.

Schnell ein Sandwich in der Messe – es ist bereits 4:00 morgens und ich bin total durch und verdreckt, weil ich überall hingehüpft und rumgekrochen bin. Dazu der Regen. Man soll nicht glauben, dass der irgend eine Abkühlung bringt. Auch der Wind nicht. Man kann sich auch einen Fön ins Gesicht halten – der trocknet wenigstens, was man von der feuchten Luft hier nicht wirklich erwarten kann.

Miraflores besteht aus zwei mal drei Becken und kann gleichzeitig vier Schiffe verarzten. 1913 wurde das gebaut – so steht es am Schleusenhaus. Vor uns wird die Adriatic Pearl ins übernächste Becken gezogen und gemeinsam fahren wir hoch. Gleichzeitig wird hinter uns in die Parallelschleuse ein irrer Eimer von Hapag Lloyd in die Schleuse gezogen.

Das ist eine unglaubliche Präzisionsarbeit und viel abgestimmte und klare Kommunikation zwischen Lotse und Lokführern. Unser Kapitän steht daneben und macht einen guten Eindruck – mit frischem Vierstreifenhemd zur Feier des Tages. Viel mehr hat er im Moment nicht zu melden – sicher nicht leicht für ihn, aber hier regiert der Lotse mit seiner Crew. Joey steuert per Hand. Der Lotse gibt Kursanweisungen, Joey bestätigt – so ernsthaft und formal haben wir ihn noch nie erlebt. Das Steuer ist übrigens gerade mal so groß, wie so ein Bobbycar-Lenkrad. Ich denke an die gewaltige Ruderhydraulik hinter der Hauptmaschine und bin wie so oft beeindruckt.

Um 05:40 gebe ich auf. Charlotte bleibt noch – aber die ist ja auch erst 27. Ich kann nicht mehr geradeaus gucken und schlurfe in meine Kemenate – der Kanal muss erst mal ohne mich statt finden. Nachdem ich nach ca. 30 Minuten halbwegs abgekühlt bin, entgleite ich der bewussten Wahrnehmung meiner drückend warmen Umgebung.

Um 09:30 kurzer Blick aus dem Fenster – rechts grün, links grün, in der Mitte Wasser, schnurgerade – aha, Kanal. Und wieder zurück ins Koma.

Um 12:00 duschen – hilft absolut gar nichts. Mittagessen. Rauf auf die Brücke, raus auf die Nock. Paff! 33°C und mindestens 400% Luftfeuchtigkeit hauen mich zurück ins Brückenhaus. Gewitterwolken. Zwei Minuten da draußen und man steht komplett unter Wasser. Ansonsten: Nichts.

Warten… Im Gatun-See. Der ist bildschön. Überall Regenwald, Palmen, Inselchen und alles voller dicker Pötte. Die warten alle darauf, dass Die Konvois aus dem Norden durch kommen. Danach fahren wir dann in die Schleusen von Gatun nach Norden zum Atlantik.

Angeblich um 14:30 – mal sehen!

Gatun

16:20 – auf einmal Invasion auf der Brücke. Lauter kleine freundliche Panamaer breiten sich schlagartig aus. Offenbar geht’s weiter.

Mittlerweile hab ich’s mir in der hintersten Ecke der Brücke gemütlich gemacht. Mal Charlotte fragen, ob se ein Bild macht. Macht Sie – danke! Der Platz ist strategisch gut, denn über mir befindet sich ein Lüftungsauslass. Herrlich kühl!

Unmerklich geht es auf einmal los. Ein kleiner Schlepper schubst unseren Bug rum und wir nehmen Kurs auf die Schleuse am Ende des Gatun-Sees.

Draußen regnet es fröhlich weiter. Ich geh mal das eine oder andere Bild machen… Ich hab erst so wenig…

18:02 – diese Schleuserei ist schon eine gemächliche Sache. Mittlerweile dauert der Vorgang nun eine gute Stunde. Die Schleuse Gatun hat wie Miraflores drei Kammern. Und die Lokomotiven sind doch eher nur zur Stabilisierung da – den Schub bringt die Hauptmaschine, aber sehr vorsichtig.

Langsam wird es dunkel und wir erleben einen wunderschönen Schleusenuntergang. Mit etwas Glück habe ich das ganze auf Video und kann daraus einen Zeitraffer basteln. Anders sieht man die Bewegung eh nicht, denn wie schon geschrieben, geht hier alles sehr langsam.

Ich auch – ich gehe mal langsam zu Abend essen und ich glaube, dann falle ich endgültig in meine Koje. Zumindest für ein paar Stunden bis Manzanillo – mit etwas Glück bringt der Agent dann ein WiFi-Modem und ich kann endlich mal die ganzen Sachen ins Netz der Netze schubsen.

Der Lotse verpackt sich auch gerade und gleich geht auch die Kanal-Crew von Bord. Habt Ihr gut gemacht, Jungs!


Leider kein Internetzugang – das hätte man vorher bestellen müssen, was ich natürlich nicht wissen konnte. Der Agent war übrigens eine Agentin – äußerst dunkelbraun mit Schokolinsenkulleraugen, Infernolocken und Sommersprossen. ICH BLEIBE IN PANAMA!!!

Google, Du nervst!!!

Toll. Da habe ich mich nun hier in Manzanillo selbst dazu breitgeschlagen, bei Vodafone eine Auslands-Daten-Flatrate für 24 Stunden inklusive sagenhaften 5MB Transfervolumen zu kaufen, um wenigstens mal ein paar Artikel hoch zu schieben und nach Mails und einem Mietwagen in den USA zu gucken.

Nachdem mein Handy dann fröhlich getethert hat, dauerte es genau 3 Sekunden und mein Handy macht “pling” und mir wird mitgeteilt, dass ich das Datenvolumen verbraucht hätte. Gleichzeitig lief aber weiter irgendein Datentransfer…

Ich habe also beherzt das Verbindungskabel raus gerupft und das Handy schnell auf Offline gestellt, damit da nicht noch horrendere Roaming-Kosten in Panama auflaufen.

Und warum das Ganze??? Weil die Kindsköpfe von Google sich nicht vorstellen können, dass mal jemand ganz sparsam mit seiner Internetverbindung umgehen muss und auch nicht will, dass irgendwelche Google-Programme ein irgendwie geartetes Eigenleben führen. Diese von einer gewissen Selbstüberschätzung der eigenen Message getriebene Wahrnehmungsstörung führt dazu, dass Google Earth sich einfach sofort in dem Moment zu einem Update entschlossen hat, als das Handy die Internetverbindung auf gemacht hat. Durch das schlagartige Unterbrechen dieser Verbindung ist Google Earth nun auch noch korrumpiert und nicht mehr verwendbar für die tägliche Kursübersicht.

Und natürlich sind auch keine Artikel hochgeladen…

Danke, Ihr infantilen, selbstherrlichen, realitätsfremden Urin-Tulpen von Google. Begreift endlich mal, dass viele zwar gerne einige Eurer wirklich guten Produkte und Dienste verwenden, es aber zum Kotzen finden, dass Ihr meint zu wissen, was sie wollen und wie sie sich das Ganze vorstellen. Ihr wisst es nicht! Ihr seid einfach nur zu sehr von Eurer eigenen Erfolgsgeschichte und der scheinheiligen Mission “Don’t be evil!”, die Ihr wahrscheinlich auch wirklich umzusetzen glaubt, geblendet und habt vollkommen vergessen, dass Außenstehende Euch und Eure Vorgehensweise nicht kritik- und kompromisslos toll finden! Im Gegensatz zu Eurer verschwurbelten Wahrnehmung ist die Welt noch lange keine Gugel!!!

Außerdem will ich meine 15€ von Euch zurück! Mit Zinsen! Und Zinseszinsen!!!

El Maximo Lider

Soeben haben wir des angeblich noch recht fidelen Diktators Vorgarten durchpflügt – gerade gestern stand in der Satellitenzeitung, sein Bruder hätte zum x-ten Mal bestätigt, dass sich das zottelbärtige Revolutionsfossil bester Gesundheit erfreut – und es wird immer tropischer. Sollte das nicht abnehmen, je weiter wir nach Norden schaukeln?

Kuba an steuerbord achteraus, Puerto Rico an backbord querab, Jamaica und DomRep (!) auch nicht weit – klingt wie Urlaub, aber wer macht denn in dieser schwülen Brutstätte unerfreulicher, viraler und bakterieller Infekte wirklich gerne Urlaub? Leute, die dann den ganzen Tag in vollklimatisierten Räumen all inclusive Nahrung in veritablen Mengen in sich rein schaufeln und sich an gechlorten und künstlich gekühlten Pools aalen oder sich von hyperaktiven, dauergutgelaunten Berufs-Hysterikern zu merkwürdigem Verhalten animieren lassen, während um die Ecke der tägliche Existenzkampf von statten geht? Etwas bizarr…

Und bei Castros überm Dach tobt eine nette Gewitterfront. Von der Brücke aus betrachtet sieht das sehr spektakulär aus. Also raus auf die Nock in der Hoffnung einer irgendwie gearteten Abkühlung – wenigstens relativ.

Jaja, relativ!

Das war relativ gar nix – es geht zwar ein relativ starker Wind, aber der ist relativ unappetitlich feuchtwarm. Heiß ersehnte fröstelnde Zustände wollen sich nicht so recht einstellen. Dafür blitzt und rumpelt es relativ nett. Dazu ein gepflegtes, leicht bewölktes, relativ fahles Mondlicht.

Aber warm. Ekelhaft warm! Der Kahn ist mittlerweile so aufgewärmt, dass hier oben unter der Dusche kein wirklich kaltes Wasser mehr ankommt – Deck E ist zu weit oben und die Rohre sind nicht isoliert. Man erklärt mir, dass die Matisse in China gebaut wurde. Da zählt mehr Funktionalität als Komfort für die Bewohner. Wer Komfort will, muss mit Hapag-Lloyd fahren, solange es die noch gibt… Ich habe jetzt immer einen Eimer mit Wasser im Bad – wenn das auf Raumtemperatur runter gekühlt ist, dann kann man es sich wenigstens über den Kopf gießen und hat mal wenigstens ein paar Minuten die Illusion von Erfrischung. Vielleicht ist das ja auch ein praktikabler Tipp für Reisende der Deutschen Bahn…*

Erwähnte ich eigentlich schon, dass es unanständig schawül ist? Seit vier Tagen geht das nun schon so. Das ist definitiv der etwas unangenehme Teil der ganzen Reise, aber auch der wird vergehen und dann muss ich schon wieder runter vom Kutter und werde sehr traurig sein. Der einzige Teil von mir, dem das Klima hier wohl gefällt, ist meine verbumfeite Haut (“Was macht meine Haut?”**) – die heilt nämlich ab (“Gut, dem Dinge!”**). Also doch noch ein Grund für einen Ortswechsel? Ich grabsch’ mir ne sommersprossige Tropenmaus und besetze eine ausgediente Ölbohrplattform im Golf von Mexico. BP hat da sicher was im Angebot…

Aber was nutzen mir karibische Sommersprossen und eine leidlich befriedete Haut, wenn mich binnen kurzer Zeit dann klimabedingtes Multiorganversagen dahin rafft???

Und was hat das alles mit Fidel zu tun?

Mirswaaaaam!!!


*) Ach ja – wer nun triumphal ausruft, dass das ja klar gewesen wäre, wer führe schon mit einem Containerschiff, das könne ja nichts Vernünftiges sein – ich liebe diese Dreckseimer trotzdem inniglich und würde sie jeder AIDA Sonstwie oder ähnlichen Musikdampfern jederzeit vorziehen. Einzige Ausnahme sind die Schiffe der Hurtigroute und die QM2 – letztere ist allerdings leider für normalsterbliche Angestellte des ÖD relativ unerschwinglich.

**) Für den humorvollen Kenner wohl in Teilen geklauter aber sehr amüsanter, pseudoautobiografischer Literatur

Hasta la vista, Karibik! Hello, Savannah!

Heute habe ich mit der Karibik meinen Frieden geschlossen – es ist über Nacht abgekühlt und ich habe daran gedacht, wie schön es in Mexico war. Und da hatten wir teilweise 48°C im Schatten – vollkommen unerträglich. Aber Land und Leute sind fantastisch, wenn es nicht gerade korrupte Polizisten oder irgendwelche unsympathischen Muchachos sind, die einen um ein paar Pesos erleichtern wollen.

Und die Karibik hat mir ein nettes Abschiedsgeschenk verpasst: Drei freundliche Haie an steuerbord und fünf ganz entzückende Delfine, die fröhlich vor dem Schiff her schwammen und immer wieder aus dem Wasser hopsten. Mann, sind die wunderbar! Und ich hatte ausnahmsweise mal die Kamera nicht mit – Skandal!!! Aber vielleicht ist es ja auch mal ganz gut, wenn man nicht überall drauf hält, sondern still und für sich selbst genießt und eine schöne Erinnerung behält.

*rausch* *quäk* *piep* Pilot on board! *krack* *britzel*

Also – der Lotse ist an Bord und wir fahren nun in den Hafen von Savannah. Der Lotse ist groß, breit, schwarz und cool. Die Frage, ob er etwas trinken will, beantwortet er mit: “Whiskey!”. Haha, funny…

Bald endet nun auch dieser Teil der Reise und dann bin ich schon sieben Wochen unterwegs. Komisch – ich bin doch gestern erst losgefahren… Oder war das vorgestern? Allerdings habe ich noch drei Wochen Urlaub vor mir. Also eigentlich noch mal einen ganz normalen Urlaub oben drauf. Nett! Ich sollte so etwas öfter machen – man entspannt wirklich.

Und nun bin ich in Georgia. Nicht vom Winde verweht, aber zumindest hat er meine Frisur ruiniert. Man braucht auf See im Sommer keinen Fön – einmal Kopf raus strecken und die Frisur sitzt perfekt. Wenn man avantgardistische Neigungen hat…

Wann war ich das letzte Mal in Atlanta? 1994 oder so. Das sind auch schon 18 Jahre. Die Zeit vergeht wirklich erstaunlich schnell. Mein Ex-Georgia-Peach dürfte jetzt um die 50 sein und ihre beiden süßen Pfirsichtöchter Anfang 20. Ach ja – Georgia ist das Land der Pfirsiche. Größter Wolkenkratzer in Atlanta ist – oder war es damals zumindest – das Peach Tree Center. Ferner die Heimat von Coca Cola, Sklaverei, hinreißenden Ansichten über das Zusammenleben von schwarz und weiß sowie einschlägiger, verschwurbelter Herzschmerzliteratur. Als Frau Mitchels Haus anfangs der 90er abgebrannt ist, kam das in Atlanta fast einer nationalen Katastrophe gleich – ich erinnere mich an unzählige hysterisch betroffene Berichte und eine bizarre bis nervtötende Kollektivbetroffenheit.

Südstaatenromatik! Schnuckelige Holzhäuschen mit riesigen Veranden. Im Idealfall stehen da ein Schaukelstuhl und eine rostige Petroleumlampe und man kann nachts ein kühles Bier trinken und dem ohrenbetäubenden Lärm der Grillen lauschen. Ich übertreibe nur wenig – es ist wirklich erstaunlich laut, was die kleinen Sechsbeiner da so mit ihren Hinterhufen fabrizieren. Mal in einen Jazz Club, mal Pool spielen. Auch nett. Mag ich die Staaten nun oder nicht? Alles sehr ambivalent, insbesondere die Südstaaten…

Auf jeden Fall mag ich den Papierkram nicht, der vor mir liegt. Zoll, Immigration, Homeland Security – alles in x-facher Ausführung. Wenigstens fragen sie nicht mehr so einen Schwachsinn wie “Planen Sie einen terroristischen Anschlag?” oder “Haben Sie vor, sich zum Terroristen ausbilden zu lassen?” oder “Werden Sie an Aktionen gegen die Todesstrafe teilnehmen?” oder – immer noch der Hit – “Führen Sie Sprengstoff, Waffen oder Munition mit sich?” Und ich werde bei der Frage “Sex?” nicht “Yes, please!” schreiben. Man ist ja von amtlicher Seite hier doch wenig humorvoll.

*kritzel* *kritzel*

So – alles ausgefüllt. Braver Herr R! Nun können die Authorities kommen. Die Herren Schiffsoffiziere haben auch wieder saubere blütenweiße Hemden mit mehr oder weniger vielen Streifen auf den Schultern an. Muss ja alles seine Ordnung haben. Nur der Lotse sieht sehr casual aus. Cargohosen, Poloshirt, Turnschuhe und natürlich das unvermeidliche Basecap.

Savannah kommt in Sicht. Nett – eine große Brücke und die übliche Skyline. Mal sehen, ob der Agent mir helfen kann bei der Organisation eines Mietwagens in Philadelphia. Da ich zwei Tage früher hier bin als erwartet, werde ich Boston nur kurz besuchen und dann die New England Staaten beschnarchen, bevor ich nach NYC fahre. Eigentlich ist die Idee, mit dem AMTRAK zu fahren, zwar reizvoll, aber angesichts meines Gepäcks und den doch mittlerweile recht happigen Fahrpreisen kann ich auch einen Mietwagen nehmen. Dann bin ich unabhängiger und viel teurer wird das eh nicht. Ich bin sowieso pleite, wenn ich nach Hause komme. Der Kapitän sagt, ein paar der Agenten seien sehr nett und vor allem arbeiten sie für die gleiche Firma wie die Agenten in Philadelphia – das könnte hilfreich sein. Vielleicht organisieren die mir auch eine SIM-Karte für die zwei Wochen. Bestenfalls kann ich dann gleich nach der Ankunft und den restlichen Einreiseformalitäten gleich in Richtung Norden aufbrechen und entweder in einem nach Boston durch fahren, oder mir aber unterwegs auf dem Land ein erschwingliches Motel suchen.

Spannend! Ich geh jetzt Einlaufen in Savannah gucken…

Ausflug der schrägen Art

Hurra! We are free to enter the United States. Meine Herren, waren das ein paar Gestalten. Bewaffnet bis an die Zähne und der Chefkontrolleur so voller Tattoos, dass er eher wie einer von den bad guys aussah. Ob wir mehr als $10.000 dabei hätten. Ob wir vor dieser Reise auf einer Farm gearbeitet hätten. Wo wir her kämen und was wir da gemacht hätten. Ob das Spaß gemacht hätte. Aus Deutschland? Nach Boston? Von Neuseeland? Über Australien? Wieso? Urlaub? Aha! *stempel* *stempel* Have fun!

Charlotte sagt, der wäre furchteinflößend gewesen. Ich hatte mir das schlimmer vorgestellt. Wenn ich an die Typen am JFK und in Atlanta erinnere, dann war der doch recht harmlos. Offensichtlich reist man auf diesem Wege stressfreier ein. Man steht nicht in endlosen Warteschlangen, sondern wird vom dritten Offizier freundlich zur Gesichtskontrolle eskortiert. Fein – dafür hat mich das beklopfte Visum ja auch 150€ gekostet. Hoffentlich kommt da morgen in Philadelphia nicht noch das dicke Ende.

Charlotte war noch nie in den USA. Charlotte will zu MacDonalds. Sie will nichts davon wissen, dass Wendy’s eigentlich viel besser ist. Wir telefonieren rum. Totales Chaos. Ich rufe in der Seemannsmission an, ob uns jemand abholen kann, denn wir dürfen nicht zu Fuß in den Hafen – hier ist eh alles viel zu groß. Würde man gerne, aber man wisse nicht, wo der Fahrer sei. Aber wenn der auftauche, würde man ihn aus Schiff schicken. Ich renne runter zum Zweiten und sage ihm, man möge uns bitte Bescheid sagen, wenn der Fahrer auftaucht. Charlotte rollt mit den Augen und geht ihr mittlerweile kaltes Abendbrot essen. Der Bosun ruft dazwischen, dass der Seemannsmissionsmensch die ganze Zeit schon in der Mannschaftsmesse säße. Was ein Wirrsinn… Ich gehe in die Mannschaftsmesse. Da sitzt der Kaplan der Seemannsmission – ein freundlicher Philippino – und mampft Mungobohnensuppe. Wie der zweite Ingenieur sagte die absolute Leibspeise der Philippinos. Leider mit ätzenden Auswirkungen. Da ist irgendwas drin in den Bohnen, was gelegentlich gichtartige Zustände erzeugt. Der Koch hatte neulich einen erstaunlich dicken Fuß. Charlotte hat erzählt, dem Zweiten wär nichts besseres eingefallen, als ihm Brandsalbe drauf zu schmieren, worauf der Kapitän etwas genervt war und der Erste mit ihm in Tauranga zum Arzt gehen musste. Wir sind uns einig, dass wir hier an Bord lieber nicht krank werden wollen.

Der Kaplan verkauft mir eine SIM-Karte von T-Mobile (!!!) – $25 für 5 Tage *seufz* Besser als Roaming und bevor ich gar nix kriege – ich muss mir morgen irgendwie einen Mietwagen organisieren – hoffentlich fahren wir nicht so weit raus, dass ich keinen Empfang mehr habe… Außerdem sind alle Gespräche in den USA für lau und ich hab ein Guthaben von $15 für den Rest. Das hilft mir erst mal bis NYC – da brauch ich dann eh kein Telefon mehr. Aber bitte – eine T-Mobile-SIM in einem Vodafone-Handy von Samsung in den USA!!! Zustände sind das…

Die Suppe ist aufgegessen, die Notebooks (Charlottes und meins) sind im Rucksack und wir fallen die Gangway runter ins kaplan’sche Auto. Einsteigen, Motor an *KLACK* Hatte ich ganz vergessen. Die Autos verschließen sich automatisch, wenn man losfährt. Der lieben Sicherheit wegen, damit man an der Ampel nicht auf einmal ungebetene Gäste mit unangemessenen Geldforderungen im Auto hat. The land of the free and the paranoid…

In der Seemannsmission angekommen klinken wir uns geifernd ins Internet ein, während Hochwürden noch mal losrumpelt und weitere Leute von der Matisse holt. Wir lesen und schreiben Mails – meine Optikerin hat mir geschrieben. Die mit der tollen Sonnenbrille von der Danke-Seite. Und mein Nachbar. Meine Wohnung blüht, der Hausmeister hat endlich mal das Treppenhaus gesaugt und mein Fensterblatt bricht unter sich zusammen. Das musste ja mal kommen – dieser Strunk war mir ob seiner Lebens- und Expansionsfreude eh schon seit einiger Zeit etwas suspekt.

Schnell noch die ganzen Artikel und das Delfin-Video – sorry für die miese Qualität, aber das musste so schnell gehen, weil die Viecher einfach keine Geduld mit mir und meiner ALDI-Biligkamera hatten – hochgeschubst und der Geistliche kommt bereits wieder. Im Auto hat er die absolute Chaotentruppe. Den Koch und den Steward, die beiden Oberscherzkekse, einen der Jungs aus dem Maschinenraum und einen indischen Decksmatrosen. Alle zusammen zu Walmart – da ist auch ein MacDoof und ein ATM-Geldautomat.

Ich stürze mich auf den Geldautomaten. Der Koch und der Steward auf die Flachbildfernseher. Der Mechaniker und Charlotte in die Süßwarenabteilung. Charlotte erklärt, sie hätte sich zum Ziel gesetzt, alle Sorten M&Ms, die es auf der Welt gibt, auszuprobieren. Im Übrigen sammelt sie Süßigkeiten und hält sich selbst für leicht gestört. Ich finde sie eher liebenswert mit ihren ganzen Macken. Im Übrigen ist der Mechaniker auch nicht besser. Der Typ kauft eine ganze Einkaufswagenladung von Süßigkeiten. Die würden so ca. zwei Wochen reichen, die Arbeit im Maschinenraum sei immerhin schwer.

Charlotte steht in den ganzen Süßigkeiten, macht Kulleraugen und sieht so aus., als ob sie gleich anfängt zu hyperventilieren. Offenbar ein leichter Kulturschock. So ungefähr hat meine Cousine aus Magdeburg auch geguckt, als sie nach Mauerfall das erste Mal im KaDeWe stand.

Der ATM-Kasten will meine Maestro-Karte nicht, obwohl auf ihm nebst anderen ein riesiger Maestro-Aufkleber pappt. Die VISA-Karte geht und ich bin $100 reicher. Juhu! Ich kaufe auch was – eine handliche 3-Liter-Flasche Coke Zero und eine Tüte Himbeer-M&Ms. Mit Verlaub: Die schmecken absolut schön scheußlich plastikmäßig – morgen früh ist mir sicher latent blümerant.

Der Inder steht vor einem Sonderangebot mit Wein und fragt mich, ob das Wein sei. Ja, es sei Wein, aber sicher recht furchtbarer. Ein Rosé für $2,65. Flasche mit Schraubverschluss. Ich rate ab, der Inder kauft. OK – etwas verunglückte Kommunikation.

Charlotte und ich fallen offenbar irgendwie auf. Liegt das daran, dass wir mit Bargeld bezahlen oder am Akzent? Wenn Charlotte “Snickers” sagen will, sagt sie “Sneakers” – total süß. Die Kassiererin – eben noch total gelangweilt – grinst auf einmal freundlich. Where are *you* guys from? Kurze nette Unterhaltung. Ich mag ich die USA doch. Genau so geht es dann bei MacDoof weiter. Sobald die merken, dass man von sonstwo ist, werden sie total nett und hilfsbereit. Das ist eine wirklich nette Eigenart unserer amerikanischen Freunde.

Charlotte steht an diesem All-You-can-drink-Teil und probiert in Seelenruhe und mit Hingabe alle Geschmackssorten aus. Ich hätte so gerne ein Foto von ihren Grimassen gemacht. Sie tröpfelt kleine Mengen in den Becher, fotografiert den Inhalt mit Ihrer Digicam, probiert, guckt schräg und macht mit dem nächsten Zapfhahn weiter. Das Mädel ist echt cool. Sie sagt, das wäre ihr erster und letzter Aufenthalt in den USA, da müsse sie eben alles ausprobieren, was sich anbietet.

So langsam kommen alle zurück mit Süßigkeiten, Flachbildfernsehern, potenziell grauenhaftem Wein und anderen Dingen und fröhlich eiern wir zurück zum Schiff. Der Koch fragt den Inder andauernd, ob er denn nun eine SIM-Karte bekommen hätte und ob er damit schon telefoniert hätte. Oder ob er doch lieber eine vom Kaplan kaufen will. Wie das denn nun sei. Ob es in Indien überhaupt Telefone gäbe. Der Inder sagt “You talk much, I dont understand”  Alle Philippinos reden nun gleichzeitig auf den armen Inder ein. Ob er denn nun schon telefoniert hätte. Und warum er überhaupt telefonieren wolle. Und ob die SIM-Karten bei Walmart nun billiger sein als beim Kaplan und warum er denn nun keine gekauft hätte und wen er eigentlich anrufen wolle und so weiter.

Damit hier kein falscher Eindruck entsteht. Diese Typen sind einfach klasse. Da kann man sich in Sachen Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und Zuverlässigkeit wirklich eine gewaltige Scheibe abschneiden. Die werden mir alle sehr fehlen… Insbesondere der Koch und der Steward.

Es war ein sehr schöner Ausflug zu Walmart! Und nun gehe ich schlafen. Morgen muss ich so langsam anfangen, meine Plünnen zu sortieren…

Yo Man!

So – nun bin ich in den vereinigten Emiraten von Amerika und sitze standesgemäß bei MacDoof, trinke einen Riesenkaffe und stecke mir einen Double Cheeseburger in den Kopf. Mitternacht isses inzwischen. Eben bin ich aufm Highway über eine Brücke und habe doch echt noch mal die Matisse im Hafen gesehen. Da wird einem wehmütig – ich werde den Kahn sehr vermissen.

Und nun geht’s weiter. Der Lotse in Philadelphia hat gesagt, ich soll sehen, dass ich heute Nacht noch an NYC vorbei kome, weil ich sonst morgen früh im Stau stehe. Guter Tipp – ich werde jetzt nach Connecticut fahren und mir da ein Hotel suchen.

Und morgen auf der Fahrt nach Boston werde ich irgendwo wieder bei MacDoof in aller Ruhe die ganzen Bilder der letzten Wochen und den aktuellen GPS-Track hochladen und ein wenig aufräumen.

Freut Euch auf fliegende Fische und tauchende Vögel!

Appdeht

Hier sind die neuen Bilder. Sicher beschwert sich wieder irgendwer, dass es zu viele sind. Man muss sie sich ja nicht alle auf einmal ansehen – irgendwie habe ich schon auf 5% reduziert… Mehr mag ich nicht wegschmeissen…

Ich fahr jetzt nach Boston!

Boston

Das war ja auch ein hin und her mit diesem Mietauto. Ich habe dann doch ein anderes bekommen als geplant. Denn das, was ich unter Mini-Van verstehe, ist nicht das, was da stand – das war eher ein Kleinbus… Naja… Alles etwas größer hier und ich habe nun wieder so ein SUV. Glücklicherweise kostet der Sprit hier nur ca. 2/3 von dem, was ich in Neuseeland abgedrückt habe.

Also bin ich nach Boston gefahren – mit Zwischenstopp in einem Kaff namens Norwalk und dem dortigen Motel. Decken wir bitte sofort den Mantel des Schweigens darüber – ich war einfach absolut schweinös müde und mir war alles egal, Hauptsache Bett. Man kann das nicht mal als Absteige bezeichnen, denn das würde alle Absteigen dieser Welt diskreditieren. In meinem höchstpersönlichen Hotelier-Ranking stehen Inder nun noch weit unter Südkoreanern – sorry! Was ein Loch… Eher ein Schuhkarton aus Beton… Grau-en-haft!!!

Glücklicherweise wohne ich hier – bei Bekannten – sehr viel besser. Die haben ein schnuckeliges olles Holzhaus auf’m Berg bei Boston. Alles etwas renovierungsbedürftig, aber furchtbar charmant. Ich schlafe bestens.

Vorgestern sind wir dann ein wenig in Boston rumgelaufen. Ich hatte das Auto in der Garage an der Long Wharf – fein. Nach 3 Stunden durfte ich $35 in das Kassenteil stopfen. Boston ist unter anderem teuer. Und sehr schön und freundlich und gemütlich mit ziemlich vielen netten Leuten. Sehr europäisch hier. Klasse! Später waren wir auch noch in Cambridge und sind einmal um die Harvard University rumgefahren. Beeindruckend, wenn man mal eine solche Eliteschmiede sieht.

Heute war ich in Cape Cod und habe mir die ersten Anflüge von Sandy um die Ohren wehen lassen und dabei die schöne Landschaft genossen. Strände, Dünen, Möwen, Leuchttürme, schnuckelige Örtchen mit schnuckeligen Häuschen und offenbar reichlich konservativer Wählerschaft – Bekenntnisse zu Romney und Ryan allenthalben in den Gärten in Form von kleinen Fähnchen und Plakaten. Dabei war Romney letztlich Gouverneur von Massachusetts und hat wohl dabei genau so eine miese Figur gemacht, wie er es jetzt auf der internationalen Bühne tut. Naja… Die haben auch George W. gewählt und es kann immer noch schlimmer kommen…

Ach ja – auf’m Weg habe ich doch tatsächlich einen ALDI entdeckt und dort konspirative Bilder gemacht.

Morgen würde ich gerne noch mal in Boston rumhopsen. Stadtrundfahrt machen mit integrierter Hafenrundfahrt. Die haben so lustige Amphibienbusse, die dann beides auf einen Schlag erledigen. Vielleicht auch noch ins Aquarium und noch mal nach Harvard auf dem Campus rum laufen.

Wenn dieser blöde Wirbelsturm da mitspielt…

Schaumama!

Sandy

Nix Boston. Sandy wirbelt alles durcheinander. Der Tag begann damit, dass draußen der Wind und der Regen ums Haus pfiffen und klatschten. Also habe ich mir die Decke über den Kopf gezogen und ausgeschlafen. Bis 13:50 *schäm* Meine Gastgeber sind entzückenderweise sehr relaxed und machen ihr Ding und haben grinsend zur Kenntnis genommen, dass ich dann doch mal aus meinem Kabuff gewankt gekommen bin.

Noch mal in Boston rumlatschen hatte sich damit dann wettertechnisch und auch aus anderen Grnden erledigt. Unter anderem hatten die öffentlichen Nahverkehrsmittel den Betrieb eingestellt und ich hätte nicht noch mal immense Summen für Parkgebühren ausgeben wollen. Also habe ich mich in mein Auto gesetzt und bin damit in die Stadt gefahren.

Die war total leergefegt. An einer Kreuzung rutschte fröhlich ein ganzer Baum vor mir die Querstraße entlang – das SUV hat erstaunlich gute Bremsen. Ich hab mir dann bei Dunkin Donuts ein “Frühstück” organisiert und dann erst mal einen gesalzenen Anranzer von einem erheblich bewaffneten und grimmigen Homeland Security Heini eingefangen, da ich mein Auto unerlaubterweise vor der City Hall geparkt habe. Keine gute Idee, wie mir nachdrücklich klar gemacht wurde: You better get that car away now, Sir! Entschuldigungen heuchelnd und auf den Fakt meiner Existenz als dummer, europäischer Tourist hinweisend trat ich sofort die Flucht an.

Dann bin ich wieder zur Long Wharf und habe mein Auto erneut regelwidrig abgestellt – wer bei dem Sauwetter Autos abschleppt muss es nötig haben. Es passierte auch nichts weiter. Ein netter Ami machte ein Bild von mir in Sturm und Regen, auf dem wegen Sturm und Regen eigentlich nichts zu erkennen ist. Wir waren uns beide einig, dass wir dieses Wetter ziemlich umwerfend fänden und freuten uns über das Erlebnis.

Dann bin ich weiter nach Winthrope, was kein besonderer Ort ist. Aber in Google Maps hatte ich dort eine Straße direkt an der Küste ausgemacht. Dem war dann auch so und ich und andere standen dort und haben uns das zunehmend heftiger werdende Naturspektakel reingezogen. Also ich dann irgendwann merkte, dass sich mein dickes Auto im Wind dezent anhob und arg wackelte, habe ich beschlossen, dass es nun genug des Abenteuers wäre. Dem vor mir parkenden hat’s die Rückleuchten aus der Verankerung gepustet – da frag ich mich, was die Amis für Autos bauen… Ich hab dem dann geholfen, seine Lampen einzusammeln und wieder festzumachen. Dann bin ich zurück nach Hause.

Unterwegs gab’s dann noch ein paar nette Straßensperren mit viel bunt blinkender Polizei, Feuerwehr und Bäumen auf den Straßen. Ferner lustig im Wind tanzende Ampeln, Verkehrsschilder und mehrere Straßenzüge ohne Strom.

Und das waren nur die Ausläufer von Sandy – ich möchte nicht wissen, wie es weiter südlich abgeht. Aus New York und Atlantic City sieht man wenig erfreuliche Berichte und. Ich bin gespannt, was da los ist, wenn ich übermorgen runter fahre…

Morgen breche ich erst mal nach Plymouth und Newport auf und tue mir zwei Tage Geschichte und Kultur an. Falls Newport nicht unter Wasser steht.

Die Mayflower

Mein komisches Navigationssystem meint, die Stadt heißt “Plühmuht”. Sehr witzig. “Bitte nehmen sie die Einfahrt in Richtung 1 minus 95 S” – au warte… Gemeint ist die Interstate 95 South. Die Übersetzung isn Deutsche ist wirklich genial. So hab ich in dem ganzen Sandy-Regen wenigstens was zu lachen. So was von Regen kannte ich noch nicht. Jedenfalls nicht mit der Kontinuität. Anstrengend!

Und leider beschränkt das auch meinen Ereignishorizont ein wenig. Alles was heute ging, war nach Plymouth fahren und die Mayflower angucken. Vielmehr die Mayflower II, die eine originalgetreue Replik von 1957 ist. Sie wurde in England gebaut und segelte dann von Plymouth/UK nach Plymouth/US.

Und sie ist unglaublich hübsch!!! Es geht echt nix über Schiffe! Na, vielleicht Sommersprossen – weiß nicht so recht…

Mehr ist irgendwie nicht zu berichten. Der Rest von Plymouth ist ins Wasser gefallen. Ich war noch im Walmart und habe mir Überlebensmittel fürs Hotel gekauft. Ich werde diese Monstersupermärkte nicht wirklich vermissen – eh man da mal was gefunden hat. Allerdings gibt es wirklich alles. Beeindruckend und nervtötend gleichzeitig.

Morgen geh ich mir alte Häuser von stinkreichen Leuten angucken – the Mansions.

Ich falle jetzt in mein riesiges Best Western Bett und versuche mich nicht über die beiden stulledoofen Püppies an der Rezeption zu ärgern. Die Amis haben auch Dämlichkeit im Großangebot – erschreckend!

Das wird nur noch vom Fernsehen und insbesondere den unglaublichen Wahlwerbespots getoppt. Stellt Euch mal vor, Siemens würde Wahlwerbung für die Merkelsche machen und Claudia Roth würde die Stones öffentlich als inkompetente Vollidioten beschimpfen. Und zwischendurch Werbung für abenteuerlichste Versicherungen und Viagra. Unterbrochen wird das ganze durch America Has Talent, reißerische Berichte über Sandy, tränenrührige Solidaritätsbekundungen stolzer Patrioten und die Cosby Show – ich schmeiß die Glotze aus dem Fenster… Ach nee, da steht mein Auto drunter. ich hab einen Balkon mit Blick auf den Atlantik – das ist besser als die Röhre, wenn auch verregnet. Lieber das als Extremschwachsinn auf 68 Kanälen.

Nacht!

Newport

Ich komme mir vor, wie ein japanischer Tourist. Es hat den halben Tag geregnet und also habe ich mal richtig ausgeschlafen. Und dann wurde es klar und ich bin losgerast. Newport in zwei Stunden oder sowas… Nagut, ich war länger unterwegs.

Hauptsache habe ich mir The Mansions angesehen – da fällt einem der Unterkiefer auf die Straße. Das sind Häuser, die nur eine Nachricht transportieren: Wohlstand! Ich war sehr beeindruckt und habe mich gefragt, wie viele Hälse man abschneiden muss, um sich dort nieder zu lassen. Die meisten sind tatsächlich in Privatbesitz. Newport ist definitiv ein Ort, an dem etliche sehr wohlhabende Menschen wohnen dürften.

Zudem gab’s noch durchgeknallte Surfer am Cliff Walk und einen höchst genialen Sonnenuntergang.

Ich bin vollkommen platt – so langsam werde ich etwas reisemüde. Vielleicht nach kein Wunder nach acht Wochen. Ein Glück hab ich dieses recht nette Hotel hier – man schläft sehr gut und alles ist sehr angenehm gestaltet.

Ab morgen wird’s dann lustig. Ich habe vor NYC noch kurzfristig Newburgh/NY auf den Plan gesetzt. Dort will ich mir was sehr Schräges angucken. Mehr sag’ ich nicht…

Und dann NYC – ich hoffe, mein Hotel existiert noch. Ich habe mir eben einen New York Pass inklusive Hop-On-Hop-Off-Busse und Eintritt für ca. 70 Sehenswürdigkeiten besorgt. Das schaffe ich alles natürlich im Leben nicht. Aber es gibt da ne Android-App, mit der man sich Tagespläne machen kann. Hoffentlich ist nicht alles zusammen gebrochen in NCY. U-Bahnfahren fällt schon mal flach – in Süd-Manhattan ist wohl alles abgesoffen und die rechnen mit mindestens einer Woche Aufräumungsarbeiten. Aber Taxis und diese Touristenbusse fahren sicher wieder.

Ich lass mich überraschen. Ein Glück ist das Hotel in Brooklyn und damit auch dicht am Flughafen. Brooklyn scheint offenbar nicht sonderlich demoliert zu sein. Was mit Strom ist wird sich dann zeigen – wenn ich morgen nichts schreibe, dann ist duster oder ich hab en richtiges Problem.

Bis morgen! Gut’s Nächtle!

Westwärts…

…aber nicht hoch zu Ross, sondern zum letzten mal im SUV. Schönes Wetter heute – also bin ich noch nach Mystic gefahren. Sehr schnuckeliges Fischereistädtchen – natürlich auf Tourismus zurechtgeschnitten. Dennoch sehr niedlich.

Danach musste es einfach sein – ich bin zu OCC gefahren. Ich meine, wenn ich schon mal hier bin, dann kann ich da nicht einfach dran vorbei fahren. Und ich war vollkommen hin von den niedlichen Motorrädchen – guckt Euch die Bilder an! Was man doch alles Schönes aus Stahl und Blech machen kann… Und nun bin ich im Besitz einer OCC-Weihnachtsbaumkugel und eines kleinen Paul Teutul Sr., der wild rumschimpft, wen man auf’n Knopf drückt. Schöner Blödsinn… Leider hatten sie keine Sweatshirts in meiner Größe. Erstaunlich eigentlich, denn die schweren Jungs auf den dicken Choppers haben gerne mal sehr ausladende Maße. Naja, man kann nicht alles haben. Wie erkläre ich dem deutschen Zoll den schimpfenden Senior???

Und dann also bin ich nach N.Y.C gefahren. Irgendwann bei Yonkers wurde der Verkehr zähflüssig. Ab der Bronx war es dann eigentlich so wie Autobahndreieck Funkturm um 16:00 und so ging es dann weiter. Die Verhaltensweisen der Fahrenden rund um mich war auch nicht gerade entspannt und höflich. Dagegen sind die Leute in Berlin richtig sanft. Ich hab ganz schön geschwitzt. Das ganze im Dunkeln bei Nieselregen. Mann… Aber ich hab’s geschafft. Alles sehr beeindruckend, wenn man durch diese Häuserschluchten fährt.

Zum Hotel, dann Auto zu AVIS. Dann Taxi zurück zum Hotel – bis ich mal eins hatte. Hier ist wirklich Chaos. Überfüllte Busse, endlose Schlangen an den Haltestellen. Überall Cops, die versuchen das Chaos zu regeln. Feuerwehr und Krankenwagen fahren in einem Fort rum. Heftig!

Der Taxifahrer war übrigens ein schwarzer Reggae-Keyboarder, der sich erstaunlich gut in Berlin und Deutschland auskannte, weil er im Sommer da immer mit seiner Band tourt. Sympathische Type. Nur seine Kenntnisse von Brooklyn waren ähnlich dünn wie meine. Ein Glück hatte ich gestern noch einen Ratgeber für Taxifahren in New York gelesen. Also, dass man erst die grobe Richtung angibt und dann später bei Annäherung ans Ziel etwas konkreter wird. Gemeinsam haben wir es dann gefunden. Als auf einmal überall diese orthodoxen Juden auftauchten, die ich schon auf der Fahrt vom Hotel zu AVIS gesehen hatte, hab ich die Gegend wieder erkannt. Juhu!

Was ne Stadt!!!

Dann war ich noch in so einer Art Supermarkt und habe dort einen großen schwarzen Verkäufer mit meinem Englisch zum lachen gebracht. You’ve got something like Mayonnaise? Reaktion: Man, you wanna Mayonnaise or something like it? Austausch irritierter Blicke. Rettungsversuch: Mayonnaise would be great! Also would take something like it. Nach Klärung meiner mitteleuropäischen Herkunft wurde gescherzt, auf die Schulter geklopft und Light Mayonnaise gefunden. Ich hab den Weg dieses Knaben dann noch ein paar Mal in dem Supermarkt gerkeuzt. Yo, man – you’ve got something like cheese now? And something like ham? Good! Gelächter.

Soweit mag ich Brooklyn!

Und nun sitze ich im 7. Stock des Sumner Hotels in meinem kleinen gemütlichen Zimmerchen, gucke aktuelle Katastrophennachrichten und wenn ich aus dem Fenster gucke, dann sehe ich das hier:

Unglaublich schön und ich hab richtig Glück gehabt mit dem Hotel. Ich hatte eigentlich nach einem Hotel in Lower Manhattan gesucht, aber keins gefunden. Das wär’s dann wohl gewesen.

Morgen muss ich erst mal rausfinden, ob und wie ich nach Manhattan rein komme. Süd-Manhattan ist immer noch platt. Auf dem Weg sind mir diese Krankenwagen begegnet, die eins der Krankenhäuser evakuieren. Großer Skandal hier. Vielleicht geht ja noch was in Upper Manhattan. Hafenrundfahrt, Ellis Island und Miss Liberty kann ich wohl knicken – Battery Park ist total abgesoffen. Also gucke ich eben andere Sachen an. Top Of the Rock, Madame Toussaud’s, Brooklyn Tour, Harlem Tour, Night Tour – mein New York Pass gibt ja ne Menge her – sofern diese Hop-On-Hop-Off-Busse fahren.

Morgen aber erst mal ausschlafen und dann rumtelefonieren. Zur Not guck ich mir drei Tage lang Brooklyn an – hier gibt’s ja einen botanischen Garten, ein Naturkundemuseum und so einiges Andere. Vielleicht find ich auch einen netten Jazz Club.

Jetzt geh ich erst mal waagerecht.

Improvisation!

Ich hatte mir das doch etwas einfacher vorgestellt. Irgendwie naiv – warum laufen denn wohl die ganzen Sondersendungen? Ich bewundere diese Stadt und ihre Bewohner, wie relativ gelassen und stoisch sie diesen Irrsinn wegstecken. Ich frage mich, was in Berlin los wäre, wenn ein Viertel der Stadt – und zwar das wichtigste – komplett lahm gelegt wäre.

Ich hatte mich ja wirklich der Hoffnung hingegeben, meinen New York Pass abzuholen und gemütlich im Bus rum zu schaukeln. Die Busse schaukeln zwar gemütlich, aber man muss erst mal zu der Ausgabestelle für das Ding kommen – und die ist auf der mir abgewandten Seite von Manhattan. Wie da hinkommen?

Erster Anlauf: Ich steige in die J Line in Richtung Jamaica Center (heißt wirklich so). Auf halber Strecke stelle ich fest, dass ich in meinem Tran diesen Zahlungsbeleg im Hotel gelassen habe. Also raus und zurück.

Zweiter Anlauf: Diesmal fahre ich auf Rat eines freundlichen MTA-Menschen in die andere Richtung und nehme den Shuttle-Bus nach Manhattan. Also als der dann nach einer halben Stunde kommt. Schön in der Schlange stehen. Kaum allerdings ist der Bus da, ist Schluss mit zivilisiert. Alle stürzen in den Bus – aber nur hinten. Die extrem hübsche MTA-Frau, die den Menschenstrom irgendwie regeln und lenken soll, brüllt die Menge an, sie möge auch die vordere Tür nehmen. Die Menge rast zur vorderen Tür. Der MTA-Schnuckel ranzt die Menge an, sie solle beide Eingänge nehmen. You’ll never get to Manhattan like this! Die Menge gehorcht irgendwie.

Nun rumpeln wir über den Hudson und dann die Bowery hoch. Sehr gespenstisch. Wie in einem schlechten Film. Die Bowery ist quasi abgesperrt. Überall Polizei, nur Busse und Taxis werden durch gelassen. Oder Autos mit mindestens drei Personen an Bord. Alle anderen müssen draußen bleiben. Dann kommen uns ca. 20 Hummer der Nationalgarde entgegen. Es erinnert wirklich an einen Actionfilm und man erwartet irgendwie, dass in der nächsten Minute Bruce Willis aus einem der Hummer hopst und die Dinge regelt, die da zu regeln sind.

Irgendwann stehe ich Bowery Ecke 54. Straße. Und die Subway hier ist zu – ich hätte an der 42. Straße raus gemusst. Tja… Dumm gelaufen!

Apropos gelaufen – nun bleibt mir nichts Anderes, als meinen untrainierten, gewaltigen Leib quer durch Manhattan zu schleppen. Zumindest bekomme ich so irgendwie doch noch was zu sehen – imposant! Voll! Hektisch! Nicht wirklich mein Ding, wenn ich ehrlich bin. Ich kriege schon Zustände auf dem Ku’damm, wenn ein Feiertag droht – aber das hier ist ja im Größenordnungen heftiger. Schlimm und faszinierend zugleich.

Irgendwann gebe ich auf und versuche ein Taxi zu bekommen. Fehlanzeige. Dann kommt eine Art Rikscha an geklappert mit einem netten jungen Herrn orientalischer Herkunft drauf, der laut Ding Dong macht. Also nehme ich die Rikscha – fein: 15 Minuten und $10 später bin ich am Ziel. Mittlerweile ist es 17:30 und ich muss feststellen, dass es keinen Sinn mehr macht, den Pass abzuholen, weil der erste Tag eh quasi rum ist und die meisten im Pass enthaltenen Eintritte nicht abgegolten werden können, da sich das meiste an Sehenswürdigkeiten in der Sperrzone befindet.

Ich glaube, ich knicke das Ganze morgen – glücklicherweise habe ich eine Ausfallversicherung mit abgeschlossen, sonst wären $200 fürs Gesäß.

Irgendwie lande ich am Broadway. Mittlerweile ist es ätzend kalt geworden. Die angekündigten Nordwinde setzen ein und bringen Arktisches mit sich. Verstärkt durch die engen Straßenschluchten ergibt das ein nettes kühles Windchen – selbst mir zu kalt. Trotzdem – auf dem Broadway machen 5 schwarze, durchtrainierte, schnuckelige, junge Herren eine kleine Break Dance Show. Ziemlich klasse – bis sie durch einen äußerst grimmigen Polizisten an der Fortsetzung gehindert werden. Die umstehende Menge ist not amused, die Jungs ziehen ab.

Ich versuche wieder, ein Taxi zu kriegen. Wenn mal eins hält, dann will der Fahrer aber nicht nach Brooklyn, weil keiner mehr genug Sprit hat, um rüber und weder zurück zu fahren – auch das noch! Ich nehme noch eine Rikscha, um wenigstens irgendwie zu einer Subway zu kommen, die fährt. Und da das nur drei oder vier Linien sind und ich nur eine davon – die M Line – gebrauchen kann, muss ich zur 34. Straße, weil das der Anfangsbahnhof ist und man sich nicht der Hoffnung hingeben sollte, später in den Zug zu kommen. Diesmal kostet die Rikscha $35 – aber wenigstens musste ich das Ende nicht laufen in der Kälte.

Was folgt sind 45 Minuten stehend in einem vollkommen überfüllten Zug. An jedem Bahnhof das gleiche Spiel. Keiner kommt rein, alle versuchen es trotzdem, die Türen verklemmen, der Fahrer orgelt rum, man solle die Türen freigeben, die drinnen sind genervt, weil es nicht weiter geht, die draußen sind genervt, weil sie weiter warten müssen.

Irgendwann kommen wir in Jamaica an – ach, schön wär’s, es wäre wirklich Jamaica. Es ist aber zwischen Queens und der Bronx und das hiesige Publikum ist auf den ersten Blick doch etwas gruselig. Geht aber nicht anders. Ich suche die J Line, bin entweder zu doof oder zu müde oder beides und finde sie nicht. Ich frage ein grimmig dreinblickendes MTA-Flintenweib und die zeigt nur Kaugummi kauend hinter sich – ich stehe vor der Treppe zur J Line. Naja…

Der Rest ist dann U-Bahnfahren von der Stange. 17 Stationen rumpelt man durch eine ziemlich abgewrackte Gegend. Irgendwann wird’s etwas beleuchteter draußen und die Fahrgäste sehen auch nicht mehr ganz so verwegen aus. Mir gegenüber sitzt einer, der aussieht wie frisch entsprungen. Der breitet gewissenhaft ein Schachbrett und viele Bücher auf der Sitzbank um sich rum aus. Ein schwarzer Fahrgast fragt, ob er mit ihm eine Partie spielt. Der etwas verdreht Wirkende guckt nervös und Wimpern zuckend und verneint mit der Begründung, er müsse nun Eröffnungen üben. Ich hätte die gerne fotografiert, aber es bot sich keine geeignete Gelegenheit zum diskreten Ablichten. So hab ich das ganze beobachtet, in mich rein gegrinst und an Kreuzberg gedacht.

Irgendwann bin ich dann endlich am Ziel meiner bescheidenen Wünsche und falle erfreut in “meinen” Supermarkt. Mein neuer Freund, der Schulterklopfer, erinnert sich an mich. Und ich sage: Nice, that you remember the something like a tourist.

Jetzt stecke ich mir zur Belohnung meiner Tapferkeit in Sachen zu Fuß gehen – oh Mann, ich muss dringend mal wieder zu McFit!!! – einen Becher Walgreens Strawberry Cheesecake Ice Cream in den Kopf und dann falle ich ins Fusspflegekoma.

Mal sehen, was ich morgen mache – vielleicht gebe ich mir diesen Ritt nach Manhattan noch mal und versuche wenigstens an einen dieser Touristenbusse zu kommen – derzeit ist Subway und Bus fahren hier umsonst, damit die Leute nicht mit den Autos in die Stadt gurken.


Eins ist auf jeden Fall noch zu sagen:

Hut ab vor den ganzen Leuten, die das ertragen müssen und vielerorts einfach so tun, als wenn nichts sei. Insbesondere, da es in dieser Schärfe vermeidbar wäre, wenn die Energieversorger und andere private Unternehmen, die eigentlich gewisse Verpflichtungen hätten, nicht wie die Irren an allem sparen würden, nur um den Shareholder Value nicht zu gefährden. Das ist der eigentliche Irrsinn an der Situation und wird hier heiß diskutiert.

Und am Sonntag soll zu dem auch noch der New York Marathon statt finden – wie das gehen soll, darüber scheiden sich die Geister. Viele sind der Ansicht, dass das vollkommen unsinnig sei. Insbesondere, da die dafür aufzuwendenden öffentlichen Mittel in gewaltiger Höhe derzeit an anderer Stelle dringender benötigt werden. Andere meinen, man würde bei einem Ausfall oder einer Verschiebung der Veranstaltung einen schweren Image-Schaden für die Stadt riskieren. Aus welchen Lagern die jeweiligen Meinungs- und Bedenkenträger kommen, kann man leicht an einem Finger abzählen.

Man kann mit Blick auf Berlin nur hoffen, dass der dortige Privatisierungsschwachsinn nicht irgendwann mal zu den gleichen katastrophalen Zuständen führt, wie man sie derzeit hier beobachten kann.

Feuerleitern, Feuerwehrautos und Bügeleisen

Der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier – darum endete auch heute der Tag bei Walgreens und meinem neuen Freund. Heute hat er mir erklärt, dass er einen komischen Namen hat. Er heißt Swanzy und ein Deutscher hätte ihm gesagt, dass das auf Deutsch etwas Unanständiges sei. Offenbar ging es um das Wort “Schwanz”, welches ich ihm aufschreiben sollte. Der Typ hat sich halb krumm gelacht – ich glaube, der bedient sich reichlich hinten in der Apotheke. Ich habe gesagt: From now on I’m gonna call you Dick. Noch mehr Gelächter – was ne Type… Morgen mehr – mal sehen. was an meinem letzten Tag in N.Y.C dann noch von ihm kommt.

Ansonsten war heute alles schon sehr viel entspannter. So langsam weiß ich, wie alles funktioniert, wo alles ist und gewöhne mich ans Rumlaufen. Fein, dann bin ich bestens gewappnet fürs nächste Mal. So hatte Sandy wenigstens den einen positiven Effekt, dass ich N.Y.C von seiner schrägsten Seite kennen gelernt habe. Und seit 19:17 – da kam die Durchsage im Shuttle-Bus – gibt es auch wieder eine Subway-Verbindung von Brooklyn nach Manhattan. Da kann ich morgen noch mal in aller Ruhe da rüber gondeln.

Heute habe ich mir nun wirklich das amtliche Touri-Programm gegeben. Erst zur Grand Central Station – beeindruckend, umwerfend, eine Kathedrale des Eisenbahnfahrens! Dann den Uptown Loop gefolgt vom Downtown Loop. Und das bei 5°C auf dem nicht überdachten Oberdeck – morgen nehme ich ne wärmere Jacke mit.

Ich habe viele Hochhäuser gesehen. Natürlich das neue World Trade Center. Das herzallerliebste und sicher allerschönste Flat Iron Building, Empire State und Chrysler Building, die Met, Central Park, Dakota Building, Harlem, Battery Park und so weiter und so fort. Sehr gespenstisch in Lower Manhattan: Es war bis auf die Straßenbeleuchtung und Ampeln komplett dunkel. Überall standen riesige Pumpen und pumpten. Zwischen durch andauernd diese riesigen Feuerwehrautos – man muss zugeben, dass die Dinger ganz schön cool sind. Und die Jungs darin auch.

Und überall diese Feuerleitern. Ich habe einen totalen Faible für diese Leitern. Ich glaube das liegt an der West Side Story. Dieses Musical liebe ich und das hab ich schon als kleines Kind hoch und runter gehört. Auf dem Platten-Cover war genau so eine Feuerleiter. Vielleicht liegt das daran – aber diese Feuerleitern sind für mich die Essenz von N.Y.C.

Ansonsten bin ich nun gut tief gefroren und stell mich jetzt mehrere Jahre lang unter die heiße Dusche. Und morgen muss ich mal gucken. Da hopse ich noch mal auf diese Busse und geh vielleicht ins Museum zur Geschichte der American Indians und vielleicht schlage ich mich selbst breit und leiste mir den Ausblick vom Empire State Building.

Nun muss ich erst mal auftauen!

That’s it!

Na, fast – morgen ist Abflug und ich habe mir heute noch mal Lower Manhattan gegeben. Was soll ich sagen?

Ich habe teilweise da gestanden und diese Stadt verflucht. Man verbringt so viel Zeit damit, in runter gekommenen U-Bahnhöfen auf irgendwelche U-Bahnen zu warten, die nicht kommen. Man kann sich nirgends hinsetzen. Irgendwann kommt dann mal ein Zug und der ist garantiert vollkommen überfüllt. Alle haben dicke Ellenbogen – die Grundstimmung scheint zu sein: “Erst ich und die anderen interessieren mich sowieso nicht die Bohne”. Ich beobachte, dass ich wieder aggressiver im Umgang werde, dabei hatte mir Neuseeland und das Containerschiff so gut getan. Ich meine, Leute weg rempeln und mich daneben benehmen kann ich auch. Offenbar ist das die Qualität, die hier gebraucht wird. Oder ich habe einfach eine Wahrnehmungsstörung.

Mal ehrlich – was man hier teilweise sehr konkret zu sehen bekommt, ist eine relativ verkommene, rücksichtslose und teilweise auch runter gekommene Gesellschaft. Ich erinnere mich mit viel Unwohlsein, wie vorgestern bei Walgreens eine Mutter dringend ein Medikament für ihre kleine Tochter benötigte, die wohl starke Bronchitis hatte. Die vollkommen flapsige Apotheken-Trulla guckte die nicht mal an, sondern näselte in dieser grauenhaften, betonungsfreien und desinteressierten Tonart, dass man den Doktor nicht erreiche und nicht wisse, ob die Versicherung das Medikament bezahle und ob sie es bezahle, wenn dieser Doktor es verschrieben hätte und so weiter. Das ist also The Land of the Free – so viel Freiheit hätte ich gerne nicht. Dann doch lieber etwas mehr Staat, wenn damit dann wenigstens eine solide soziale Grundsicherung und Bildung gewährleistet sind.

Ich glaube, ich hätte arge Probleme, hier klar zu kommen. Ich meine, ich komme mit der Stadt klar – sie geht mir mindestens genau so auf den Zünder wie Berlin. Vielleicht liegt’s am Alter. Ich komme auch mit den relativ rüden Umgangsformen hier klar – das kann man ja als Berliner quasi von der Stammzelle an. Aber dieses System von “Jeder ist sich selbst der Nächste” und wer durchs Rost fällt, hat halt Pech gehabt ist mir einfach zu unzivilisiert.

Wenn das unsere Zukunft in Europa oder Deutschland sein sollte, dann gute Nacht, Marie!

So sehr mich diese Stadt fasziniert – ich werde sie nicht wirklich vermissen. Ich war jetzt 15 Jahre nicht mehr in den Staaten und als ich heute auf der 34. Straße mit einem Griechen sprach, der mir eine Coke Zero verkauft hat, war ich doch froh, Europäer zu sein und mit einem solchen zu sprechen. Wenn ich überhaupt so eine Art Nationalstolz habe, den ich dem der Amis nur all zu gerne entgegensetze, dann ist es das wunderbare Gefühl, Europäer zu sein. Mein Bedarf am amerikanischen Way Of Life ist für’s erste mal wieder gedeckt.

Nichts desto trotz  ich bin natürlich gerne aufs Empire State Building gegangen. Wenn gleich auch hier wieder erst mal eine Geduldsprobe auf dem Plan stand. Man geht da nicht einfach rein… Nein, man wird beguckt, man darf sich seines Gürtels und aller Sachen entledigen, die dann durch den Durchleuchtungskasten gehen, man wird hierhin dirigiert und dorthin, man kommt sich vor, wie ein Schaf in der Herde. Wenn schon Schaf, dann bitte in Neuseeland! Ich hatte nach der Prozedur erst mal schon wieder den Kanal voll. Dieses dämliche Dauergrinsen überall, was so unpersönlich ist, wie nur irgendwas. Dann doch lieber ehrlich angepöbelt werden – das hat mehr Stil…

Der Blick von oben nach unten hat mich dann aber versöhnlich gestimmt und ich habe den Shutter rattern lassen. Das ist schon irre, was man da um Dunkeln von oben zu sehen bekommt. Ein gewaltiger Organismus, den man wohl erst nach langer Zeit begreift, versteht und überblickt. Dass er voller bösartiger Geschwüre zu sein scheint, sieht man angesichts der nächtlichen Glitzerfassade natürlich nicht. Aber irgendwann muss man ja wieder runter in die Subway

Ich weiß nicht, was ich von alledem zu halten habe – ein Glück ist meine Meinung auch gar nicht gefragt und ziemlich unwichtig. Dass aber so etwas wie eine natürliche Hassliebe zu dieser Stadt in vielen Menschen, die sie kennen, inne wohnt, ist ja – glaube ich – ein bekanntes Phänomen. So gesehen bin ich sicher vollkommener Durchschnitt und muss mir keine allzu großen Sorgen um meine allgemeine Wahrnehmung und Sozialkompatibilität machen.

Erfreut Euch an den Bildern – ich glaube, einige sind recht gelungen. Es fing mit einem genialen Sonnenaufgang und entsprechenden Reflexionen in der Skyline von Lower Manhattan an und endete mit diesem unglaublich schönen Lichtermeer, was ich so schnell nicht vergessen werde.

Ach ja – ich habe einige der Bilder von heute in die Galerien von gestern gesteckt, weil die da besser hin passten.

Und nun muss ich packen – oder vielmehr umpacken, damit die beiden Koffer und die beiden Rucksäcke jeweils kein Übergewicht haben und alles, was ich unterwegs gekauft habe, in einem Rucksack ist. Immerhin will man dem deutschen Zoll ja geordnet und wohl vorbereitet begegnen – ach, was freu ich mich schön auf die neugierigen Spürnasen…

Mr. Swanzy

Nachdem ich meinen neuen Freund, Mr. Swanzy, heute schon auf dem Weg zur Subway getroffen habe, als er seinem A4 entstieg, der angeblich nicht viel wert sei in den USA, weil schon 10 Jahre alt, dafür aber umso teurer im Unterhalt, bin ich natürlich gewohnheitsgemäß bei meiner Rückkehr nach Williamsburg bei Walgreens eingekehrt, um mich mit abendlichen Nahrungsmitteln einzudecken.

Und als ich reinkam, stand am Eingang schon Kobby Swanzy, zeigte mit dem Daumen nach oben und grinste von Brooklyn bis Harlem. Ich habe mich so gefreut, den Kerl zu sehen, weil der einfach beste Laune verbreitet, was ich nach den heutigen Subway-Erlebnissen (“Fat white Sucker!”, weil ich nicht rechtzeitig einer Viermädelstruppe auf der Treppe ausgewichen bin) sehr nötig hatte.

Wir haben länger gequatscht und dann Email-Adressen und Telefonnummern ausgetauscht. Und weil der gute Kobby, der eigentlich aus Ghana ist, aber schon seit 10 Jahren in Brooklyn lebt und arbeitet, mir dreimal den Tag bzw. den Abend mit seiner unglaublich sympathischen Art gerettet hat, hat er auch schon eine Email bekommen – solche Leute hätte man gerne im Freundeskreis.


yo, man!

i told you, i’ll send you an email. thanks again for making my day three times – i mean, i am from a huge loud and stressy city, but certainly nyc beats it by orders of magnitude. sometimes i just stood somehere and thought, i hate that fucking city. especially when standing at some rotten subway station wiating for a train that wouldn’t come. and if its coming its completely crowded. ppl being rude or annoyed or just cool or all at once. yeah – its almost the same in berlin, but i am used to it in berlin. i guess you get used to it, when living here as well. but here, it’s much tougher tho. i mean – on my trip i had been to really nice and calm places (new zealand!) with relaxed friendly ppl, who wouldn’t hurry at all, smile at you etc… so whenever i stoo at one of these places and was about losing my temper, i remembered that in the evening i’m gonna meet you and your all bright smile again and i thought to myself, there still are nice ppl in this city. take it as a compliment, i mean it exactly as i wrote it. so thanks!

btw… if you look here:

http://blogs.herrrausb.de/worldtrip2012/?page_id=1086

you might find out, that i tried to look sharp at you city. tried to find the ups and the downs. the fassades and whats behind them. and one thing is for sure – this damn place is full of extraordinary beautiful women – mainly afro american and hispanic. i never saw so much pride, dignity und beauty gathered in one human being than when looking at all these women. i rather would have liked to take tons of pictures of these beautiful beings – but i shouldnt disturb their privacy, so i’ll keep them in mind as great memory. even a very small black one in a subway who flirted with me. you know, they always flirt these little ones. not to be mistaken – of course thats not flirting like in „lets have a date“ or something (like this…). its just, even at the age of – say – 4 they already know, how to wrap you around their fingers (if that makes sense) and she was absolutely cute. making faces at me, so i responded with funny faces and we both were smiling. until her mother realized that and gave me a rather grim look. what a pity – i just was trying to be nice and friendly. well… would be just great, if ppl would be able to accept each other and live together…

see ya, man – it really has been a great pleasure meeting you – and thats not the all american phrase, but honestly and european meant!

best regards

axel

JFK

Sind ja derzeit nur fünf Stunden Verspätung. Juhu! Die Reise endet so, wie sie begonnen hat – ich sitze auf’m Flughafen fest. Um mich rum tobt der Wahlkampf. Ich kann es langsam alles nicht mehr hören. Die gehen mir so derart aufn Keks – vor allem sind es alles so derart gehaltlose Sachen… Spiegel Online hatte da einen niedlichen Beitrag – das trifft’s schon ganz gut. Wie ich gestern schon geschrieben habe – genug USA für die nächsten Jahre.

Nun sitze ich hier in der Lounge und genieße gruseligen Kaffee und bin reichlich müde. Und ich muss noch drei Stunden aushalten, bevor ich mich mal langsam in Richtung Gate bewegen kann. Und dann noch neu Stunden Flug oder so. Mann – na, ich hab mir ja Business Class gegönnt – da kann ich wenigstens die Beine ausstrecken bzw. hoch legen. Dazu noch ein paar Filmchen und dann war’s das endgültig.

Ging viel zu schnell und heute in einer Woche kann ich wieder voller Inbrunst an meinem Magengeschwür arbeiten – hach, was freu ich mich da drauf! Die Realität hat mich wieder – ich fahr vom Flughafen erst mal zu ALDI und kauf ein. Das ist keine schlechte Idee, denn die ALDI-Mädels in der Filiale am Saatwinkler Damm sind alle ganz entzückend. Dann hab ich wenigstens einen freundlichen Einstieg in den Abstieg!

Irgendwie bin ich müde – das war schon ne ganze Menge an Eindrücken und Erlebnissen. Mal sehen, ob ich mich bis Montag noch mal etwas ausruhe und von der Erholung erhole.

In diesem Sinne hör ich noch ne Runde Roger Cicero und grinse mir einen…