Heathrow

Berlin wäre so gerne eine Weltstadt. Immer heißt es “Hauptstadt hier” und “Hauptstadt da”. Wenn man dann in Heathrow auf dem Flughafen steht, dann weiß man, was eine Weltstadt ist! Ich kam am Terminal 5 an und fuhr mit dem Bus ca. 20 Minuten zum Terminal 3. Und da bin ich erst mal verwirrt gestanden und habe wie das Schwein ins Uhrwerk geguckt. Gut, ich bin mittlerweile saumüde und die ewige Klimaanlagenluft tut ihr übriges.  Also habe ich mir erst mal einen riesigen Kaffee und ein Sandwich gekauft.

Mittlerweile bin ich in eine Lounge umgezogen. Hier gibt’s umsonst zu trinken und freies Internet und was zu essen – wenn man 20 Pfund dafür bezahlt. So bin ich dann diese 20 Pfund der Bank of Scotland los geworden, obwohl die sich da manchmal relativ anstellen in England. Fein! Ausgelobt wurde hier der sensationelle Blick aufs Rollfeld. Die Realität sind zwei kleine Fenster, ca. 80×80 mit Blick auf einen Finger – ich grinse mir einen… Aber egal. Ich esse eine Minestrone, die – beachtet man die Tatsache, dass sie eine britische Minestrone ist – erstaunlich gut schmeckt! Neben mir sitzt ein Bauingenieur auf dem Weg nach Melbourne und wir unterhalten uns über Arbeitsmoral und notwendige Frustrationstoleranz (der sprach tatsächlich von “frustration tolerance” – kommt mir irgendwie bekannt vor) in verschiedenen Ländern.

Ein Wort zur BA. Nie wieder werde ich eine British Airways Flugbegleiterin als “Saftschubse” bezeichnen. Die Mädels bei der BA sind richtig Klasse. Mehr etwas älter und zupackend – einige mit erstaunlichen Schneidezähnen – als püppiehaft und improvisationsverhindert. Da hatten die mich auf einen Mittelsitz gebucht. Hilfe! In einer kleinen 737! Auftritt Alberte: Schwarz, groß, bildhübsch und extrem freundlich hat sie solange Passagiere becirct und umsortiert, bis ich einen Gangplatz hatte neben einem leeren Mittelplatz. Man mag das für übertrieben halten, aber ich war so richtig glücklich. Sehr – außerdem will sie jetzt auch Containerfrachtschiff fahren!

Smiley

In zwei Stunden geht es ja dann erst richtig los. Aber ich habe mir bestätigen lassen, dass ich einen Gangplatz am Notausgang habe. Zusammen mit Premium Economy wird das wohl recht komfortabel werden. Hoffentlich kann ich schlafen. Ich bin vollkommen erloschen… Und ich muss nachher noch zum Gate… Lange Wege…

PS: Inderinnen haben ja teilweise derart schöne Kleider an. Es ist eine Augenweide!!!

PPS: In der britischen Minestrone waren dicke Bohnen – sie können es nicht lassen, die Briten. Mein armer Sitznachbar im Flugzeug…

PPPS: Ich bin müde aber happy!

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Vollkommen alle

Kurzmitteilung

Dieser 21-Stundenflug und 28 Stunden durchgehend wach sein ist nichts für mich gewesen. Ich bin vollkommen platt und im Eimer. Ich geh ins Bett.

Singapur ist aber vollkommen genial. Und tropisch. Drei Schritte gehen und schon steht man unter Wasser. Weia… Und das Essen… War gerade noch in so ner chinesischen Garküche… Hier braucht man ja schon mehrere Wochen, um sich durch das Angebot von chinesischem, indischem und arabischen Essen durchzufräsen…

Und alle so nett! Unglaublich! Und so bunt! Ich bin überwältigt!

Und hier gibt es Krabbenflips mit schwarzem Pfeffer – sehr tasty!

Morgen mehr – ich kann kaum noch geradeaus gucken…

Sprechende Aufzüge, Haze und suizidale Eier

Erst hab ich ja gedacht: “Toll, Zimmer im 15. Stock – da hast du sicher einen schönen Ausblick!”. Nun ja… Das war wirklich eine betörend schöne Betonfläche, auf die ich da gucken durfte. Rechts von der Betonfläche war im Hintergrund noch eine hübsche Betonfläche mit verspiegelten Fenstern und darüber gefühlte 5mm verqualmter Himmel.

Ja, verqualmt… Ich hab zwei Tage gedacht, was das hier würzig riecht. Asien halt, dachte ich. Ja, denkste! In Indonesien brandroden sie wild Wälder und das ganze setzt sich dann über Singapur fest. Singapur zahlt viel Geld an Indonesien, damit das aufhört, was aber offenbar nicht so wirklich funktioniert. Jedenfalls ist der Haze dieser Tage allgegenwärtig und es wird empfohlen, nicht raus zu gehen. Na gut – ich sitze jetzt eh am Flughafen und harre meines Weiterfluges am Abend.

Also der 15: Stock. Wenn man dann runter will ins Erdgeschoß, dann klingt das so:

  • *ploing*
  • “going down!”
  • “door close!”
  • “13th floor”
  • “door open”
  • “going down!”
  • “door close!”
  • “10th floor”
  • “door open”
  • “going down!”
  • “door close!”
  • “9th floor”
  • “door open”
  • “going down!”
  • “door close!”
  • “8h floor”
  • “door open”
  • “uh, oh, someone must have pressed the worng button! what a mess!”
  • .oO(Yes, exactly, you bumped your big butt into all buttons possibly available in this particular lift, bonehead!!!”)
  • “going down!”
  • “door close!”
  • “6th floor”
  • “door open”

Die Reise dauert dann doch ne Weile. Zwischendurch stehen freundliche Menschen in der Lichtschranke und unterhalten sich freundlich mit freundlichen Menschen außerhalb des Aufzugs, während die anderen freundlichen Menschen im Aufzug dies freundlich und in stoischer Ruhe ertragen. Ich habe mich gefragt, ob wir nicht alle dieses wundervolle Aufzugsmantra im Chor hätten mitsprechen sollen…

Und irgendwann ist man dann beim Frühstück.

Jillian! Falls Du das lesen solltest – also wirklich!

Hättet Ihr Euren Kolonien das nicht ersparen könne??? Wo man hinkommt… England, Schottland, Malta, Singapur, ja sogar auf Madeira! Überall das gleiche! Eier, die sich angesichts Ihres Schicksals, vollkommen gewürzfrei in irgendetwas wässrig Flockiges verwandelt zu werden, wahrscheinlich freiwillig in die Pfanne gestürzt haben. Ein undefinierbares pinkfarbenes, hartgummiähnliches Nahrungsmittel in scheibenform namens “Chicken Ham”. Dazu Pommes Frites mit der Konsistenz von altem Silikon und so eine Art als Fischstäbchen getarnte  Reibeküchlein. Und als Krönung “Corned Beef Mash” – bitte! Das ist doch unwürdig! Überall in Euren ehemaligen Kolonien wird man allmorgendlich mit großem Nachdruck direkt in den kulinarischen Selbstmord gezwungen.

Eure Kolonien hätten so viel Schönes zu bieten gehabt! Warum musstet Ihr die so ins frühstückliche Abseits drängen???

Wenigstens gab es keinen “Black Pudding”! Aber vielleicht krieg ich den ja bei den Aussies oder bei den Kiwis vorgesetzt…

Ich hab das Empire trotzdem lieb!

Smiley

Axel defekt

Kurzmitteilung

Toll! Ich schaff es immer wieder am Urlaubsanfang. Nun hab ich nen dicken Infekt, der offensichtlich nicht besser wird. Ich liebe es! Diese Klimaanlage im Hotel kannte genau zwei Zustände: „tropisch“ (aus) und „arktisch“ (an). Und treudoof wie ich bin, hab ich die am ersten Abend angeschaltet und bin schlafen gegangen. Nun hab ich nen dicken Hals, nen Kopf wie ein Rathaus und huste der Welt einen (oder zwei…)

Wahrscheinlich lassen mich die Aussies morgen früh gar nicht rein. Immerhin ist in Vietnam ja die Vogelgrippe wieder ausgebrochen…

Ich hab mir jetzt hier am Flughafen ein Bett gemietet und geh noch ein wenig schlafen. Zur Not muss ich in Sydney mal zum Doc – der Mensch hat ja eine Reisekrankenversicherung vom ADAC und ich war noch nie in Australien beim Arzt – Abenteuer!!!

Dr. Michael Richmond

OK… Ich habe vor den Mikroben kapituliert. Diese dämlichen Klimaanlagen! Hatte ich erwähnt, dass die in Singapur nur die Zustände “tropisch” (aus) und “arktisch” (an) kannte? Ach ja… weiter unten. Dazu die nette Luft auf beiden Flügen. In dem Flugzeug nach Sydney wurde allenthalben allüberall fröhlich und mit Inbrunst (und sicher auch mit Auswurf) gehustet. Das passte wirklich gut zu der Sache mit der Vogelgrippe in Vietnam. Jetzt hätte eigentlich nur noch gefehlt, dass Dustin Hofman im gelben “Bio Hazard” Schutzanzug durch den Vorhang aus der Galley getreten wäre, um die Welt – oder zumindest uns in der Premium Economy – vor einem neuerlichen “Outbreak” zu retten… Die schnuckelige Stewardess meinte, in der Business Class würde aktuell noch mehr gehustet. Naja, die zahlen ja auch viel mehr…

Ich schweife ab…

Als ich morgens um 7:30 in diesem Hotel in Sydney ankam, wurde ich gleich wieder weggeschickt. Man könne erst um 14:00 einchecken, alle Zimmer seien belegt, ich hätte dann eben schon ein Zimmer eine Nacht früher buchen müssen. Entzückend! Ich mittlerweile mit Fieber, total übermüdet und klatschnass geschwitzt.

Also habe ich mich traurig in ein MacDoof gesetzt und dann beschlossen, einen Arzt zu suchen. Ich habe einige Leute angesprochen, die sich aber alle nicht auskannten. Da hab ich dann ne Polizeistreife angehalten – die waren etwas verdutzt, aber haben mich freundlicherweise dorthin geschickt:

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Dort war erst mal zu (ich hab das Bild später gemacht) und ich habe mich in ein Café gesetzt und mir einen Kaffee und zwei Sandwiches bestellt. Das kostete mich schlappe 16,75 AU$, was mich etwas kalt erwischte *schluck* OK, Sydney ist offenbar nicht wirklich der preiswerteste Ort…

Um 10:00 machte das Medical Center auf und dort waren freundliche Inder, die meine Daten aufnahmen und mich in einen Wartesessel setzten.

Auftritt Dr. Richmond. Von undefinierbarem Alter und undefinierbarer Körperhaltung. Auch von undefinierbarer Blickrichtung. Murmelnd wurde ich diagnostiziert, beklopft, ausgehorcht, gedreht und gewendet, sowie thermisch vermessen. Und dann wurde niedergeschrieben:

  • Augmentin Duo Forte, Repeats: 1
  • Rulide 150mg, Repeats: 1
  • Bisolvon Chesty Tabs
  • Paracetamol

Ich glaube, der Infekt ist wohl doch etwas krasser. Kommentar von fachlich kompetenter medizinischer Seite: “These two antibiotics should knock out everything – including patient”. Na, dann… Versteh ich wenigstens, warum ich mich gerade so fühle, wie ich mich fühle…

Ich muss erwähnen, dass Dr. Richmond ein sehr sympathischer Zeitgenosse ist. Ursprünglich wohl aus Leeds, wie er mir erzählte, weswegen wir dann leider keinen Konsens erzielen konnten, ob das Tor 1968 in Wembley denn nun eins war oder nicht. Nagut. Dr. Richmond war damals dabei, sagte er. Dann wird’s wohl eins gewesen sein!

Und weil die mich nicht ins Hotel lassen wollten, durfte ich in der Tat auch noch bis 14:00 im Behandlungsraum auf einer Metallpritsche hinterm Vorhang schlafen. Das war nun wirklich extrem nett. Ich frage mich, wann ich das letzte Mal bei meinem Hausarzt im Behandlungsraum jemand habe schlafen sehen…

So gesehen war dieser erste und möglicherweise auch vorerst letzte Kontakt zum australischen Gesundheitssystem ein äußerst angenehmer! Mal sehen, ob ich die 223,00 AU$ Behandlungskosten vom ADAC wiederbekomme. Die Unterlagen müssten eigentlich ausreichen…

Veröffentlicht unter Sydney

Flugsicherheit

Irgendwie muss ich das doch mal los werden. Ich mache drei Kreuze, dass ich diese Fliegerei jetzt erst mal hinter mir habe. Man soll nicht denken, dass fliegen irgendwie in irgendeiner Form wirklich attraktiv wäre. Manchmal geht es nur einfach nicht anders.

Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was dieser ganze Kontrollirrsinn soll. In Berlin war es bislang am schlimmsten. Nicht nur, dass ich diese sinnlose Sonderbehandlung bekommen habe, weil in meinen Objektiven ja haufenweise Sprengstoff stecken könnte, oder was weiß ich. Nein, dafür wurde ich dann beim zweiten Kontrolldurchgang auch noch von einer – sagen wir mal sehr rustikalen – Sicherheitsmitarbeiterin kaugummikauenderweise höchst unfreundlich angezischt, warum ich so gereizt sei…

Zudem hatte man offenbar auch noch meine Koffer geöffnet. Davon unterrichtete mich ein Haufen Durchsuchungsprotokolle. Naja, diese USB-Kabel, Akkuladegeräte und Adapter für unterschiedliche Stromanschlüsse stellen natürlich eine immense Gefahr für den Weltfrieden dar… Wenn die Damen und Herren in ihrer unendlichen Paranoia wenigstens meine Sachen wieder ordentlich zusammen gelegt hätten, ohne mir ein Kabel im Kofferscharnier zu zerquetschen, wäre ich sicher voller Verständnis und Sympathie gewesen…

Übrigens – in Heathrow wurde ich wenigstens gefragt, ob man mich berühren dürfe. Das hat zwar nur symbolischen Charakter, ist aber weitaus angenehmer, als wenn man unfreundlich rumkommandiert wird.

In Singapur gibt’s gar keine offensichtlichen Kontrollen. Man hat mir aber erzählt, dass da alles mit viel Hitech im Hintergrund abläuft und Gepäckstücke entsprechend markiert werden. Auch nicht wirklich sympathisch, da man dann gar nicht mehr weiß, wer gerade seine Nase in seine Sachen steckt.

Zumindest wird man aber dort und auch anderswo im Gegensatz zu den Erlebungen im preußischen Heimatland freundlich und höflich behandelt, ohne gleich den Eindruck haben zu müssen, unter Generalverdacht zu stehen. Ausnahme ist hier der australische Zoll – auch nicht gerade ein Aushängeschild für entspannte freundliche Umgangsformen, für die die Aussies eigentlich bekannt sind.

Warum mich das so aufregt ist dies: Ich habe den Eindruck, da wird allenthalben eine irre Sicherheitsmaschinerie in Gang gesetzt, nur um den Eindruck zu erwecken, alles wäre unter Kontrolle. Es ist zu befürchten, dass genau dies nicht der Fall ist, sondern dass dies nur zeigen soll, wie gefährlich die große böse Welt ist und dass man deshalb immer drastischer in die Privatsphäre seiner und anderer Bürger eindringen muss.

Es lebe die globale Panikmache!

Und nach dem neuerlichen Aufreger um diesen vollkommen unterirdischen “Film” über den Propheten wird das alles auch nicht besser werden. Wasser auf die Mühlen der Sicherheitsfanatiker und Berufsparanoiker!

Ich frage mich wirklich, was das nun alles bewirken soll und mit wieviel unterschiedlichem Maß gemessen wird. Ein kleiner rein quantitativer Vergleich sei erlaubt. In so eine Boeing 737 passen ca. 150 Personen. In einen ICE passen je nach Konfiguration 450 bis 900 Personen. Warum werde ich absolut gar nicht kontrolliert, wenn ich in einen ICE einsteige?

Und warum darf ich nichts Spitzes oder Scharfes mit in ein Flugzeug nehmen, wenn ich dann – wie bei Quantas – ein komplettes handelsübliches Essbesteck (Gabel, Messer) aus Edelstahl in die Hand gedrückt bekomme?

Und wieso setzt man mich bei Quantas auf einen anderen Sitz, weil ich mit einer Gurtverlängerung nicht am Notausgang sitzen darf? Also angeblich, so erklärte mir die Customer Service Managerin (!!!) – früher hieß das Purser – Mrs. O’Niell, stelle diese Gurtverlängerung ein Sicherheitsrisiko am Notausgang dar. Pech für mich, denn es war ne Boeing. Bei Airbus sind die Gurte länger – da brauch ich keine Gurtverlängerung. Stellt dann aber nicht ein längerer Gurt auch wieder ein Risiko dar??? Und warum durfte ich in der 747 – auch Quantas – von Singapur nach Sydney mit Gurtverlängerung am Notausgang sitzen?

Irgendwas ist doch da grundsätzlich ziemlich aus dem Lot…

Ganz entzückend ist auch so nebenbei, dass ich für diese Online-Reservierung des Sitzplatzes 15 AU$ zahlen durfte… Fürs Gesäß…

Über die generell unmöglichen Platzverhältnisse in Flugzeugen schweige ich mich lieber aus. Auch wenn ich lang und dick bin – das geht gar nicht. Ich bin mit meiner Länge nun wirklich nicht die Ausnahme. Ich habe auf dem Flug nach Christchurch doch etliche verbogene und zwanghaft gefaltete Menschen gesehen.

Dazu dann noch die gute Klimaanlagenluft… Das perfekte Reisevergnügen!

Nun bin ich schon sehr gespannt auf meine Rückkehr nach Berlin, denn ich werde etlichen Elektronikkram aus den USA mitbringen. Und die Fotoausrüstung könnte ja geschmuggelt sein. Aber ich habe alle Rechnungen mit! Jawollja! Ich bin ja ein braver Bürger!

Bis dahin aber, liebe Kontrollfreaks, werde ich Neuseeland, den Panamakanal und die Karibik genießen und meine Seele baumeln lassen, während Ihr weiter verbissen Leute belästigt und wahrscheinlich nicht mal den Ansatz eines Gespürs dafür habt, wie sehr Ihr in deren Privatsphäre eindringt und als wie unangenehm dies von vielen empfunden wird!

Man sieht sich!