Wartezimmer

Nachdem ich mir vorhin meine letzte (und leider reichlich überteuerte) Portion Fish & Chips reingezogen habe, wollte ich zum Hafen zurück wanken. Da setzte ein Regen ein (darum fiel mir das Gedicht ein), der sich gewaschen hatte. Und was passiert? Ein netter Kiwi hält neben mir an und fragt, ob er mich mitnehmen soll. Fein – so bin ich nur halb nass geworden.

Nachdem ich mich dann schnell umgezogen habe, sitze ich nun hier bei den Sicherheitsleuten am Eingang zum Hafen und warte. Die Matisse hat weitere Verspätung – Grund: Ein Kran ist ausgefallen und ein Schiff blockiert deshalb den Liegeplatz. Die Matisse liegt draußen vor Anker und ich kann witzigerweise den Seefunk mithören. Der Kapitän oder wer auch immer ruft hier immer wieder – so ca. alle 15 Minuten – die Hafenkontrolle um zu fragen, wann er denn nun endlich anlegen darf.

Würde mich auch mal interessieren. So spannend ist dieses Kabuff hier nicht. Eben saß mir einer der Sicherheitstypen gegenüber und genoss sein Abendbrot – ein undefinierbares Gemisch aus Nudeln und breiig grünen Dingen, deren Ursprung und Natur wirklich nicht auszumachen ist. Der Sicherheitsmensch schmatzt und haut sich andauernd die Gabel gegen die Zähne. Gleich beiße ich in den Tisch… Erinnert mich doch sehr an meine Zeit auf dem Bau…

*grins*

Ah – der Lotse ruft die Matisse. vielleicht kommt er in 20 Minuten an Bord. Dann brauchen sie noch knapp ne Stunde bis zum Liegeplatz.

*gäääääääääääähn*

Dieser Urlaub steckt mir in den Knochen. Ich freue mich schon auf meine Kammer. Das Wichtigste auspacken und einsortieren, den Rest verlaschen, mein Buch und dann pennen. Die Ablege will ich gar nicht mitbekommen – dann bricht mir das Herz…

*seufz*

So – die Matisse hat den Anker gelichtet und setzt sich in Bewegung. 8 Knoten… Lotse ist auf dem Weg – so langsam kommt wieder Leben in die Sache.

Unterwegs habe ich noch ca. eine Stunde Video aufgenommen beim fahren und habe allen möglichen Kram in die Kamera gelabert. Über Singapur, das neuseeländische Fernsehprogramm, freundliche aber zu dicke Maori, und warum mir das zu denken gibt, südkoreanische Hotelbesitzer, und jede Menge anderer resümierender Belanglosigkeiten. Mal sehen, ob ich das auf dem Schiff zusammen schneide. Video ist doch nicht wirklich so mein Ding – ich find Fotografie besser. Videoschnitt ist so aufwendig…

*laberlaber*

Ich will mich ja nur davon ablenken, dass ich nun hier weg muss. Komisch ist das – vor drei Wochen habe ich noch gedacht: “Ach, schön, noch drei Wochen! Das ist lange! Und die werden furchtbar schnell rumgehen.” Und nun ist das so und es ging so schnell und ich möchte so gerne die Zeit noch mal zurück drehen. Ich habe immer das Gefühl, ich habe die Zeit nicht ausreichend genutzt und etwas Wichtiges versäumt. Als ob ich nicht bewusst genug durch diesen Urlaub gegangen wäre. Im Moment habe ich überhaupt keine klaren Erinnerungen an die ganze Zeit. Hier und da so ein paar Highlights und das Gefühl, dass es richtig schön und ich nach langer Zeit mal wieder relativ entspannt war.

Hm…

Und nun habe ich en wenig Lampenfieber wegen des Schiffs. Wie wird die Kammer sein? Wie die Mitpassagiere, falls vorhanden? Wie sind die Offiziere und der Kapitän drauf? Heute geht ja ein neuer an Bord, den hat der Agent hier gerade irgendwo abgesetzt. Sind die genau so locker wie die Spanier? Oder ist es auf einem französischen Schiff formaler? Die von der Agentur haben gesagt, die Reederei an sich sei extrem formal, aber an Bord wär alles sehr nett… Da sollte ich dann vielleicht mal drauf vertrauen, anstatt mir schon wieder alles Mögliche auszudenken…

Also versuche ich mal meine absolute Lieblingsübung: Zurücklehnen und gelassen abwarten… Wer mich kennt, wird nun sicherlich grinsen… Mindestens…


Hatte ich nicht vorhin geschrieben, nun wär erst mal Schluss mit Blog? Mal sehen, ob ich das nachher noch über das Handy hochgeladen bekomme… Ansonsten: Panama!