Sandy

Nix Boston. Sandy wirbelt alles durcheinander. Der Tag begann damit, dass draußen der Wind und der Regen ums Haus pfiffen und klatschten. Also habe ich mir die Decke über den Kopf gezogen und ausgeschlafen. Bis 13:50 *schäm* Meine Gastgeber sind entzückenderweise sehr relaxed und machen ihr Ding und haben grinsend zur Kenntnis genommen, dass ich dann doch mal aus meinem Kabuff gewankt gekommen bin.

Noch mal in Boston rumlatschen hatte sich damit dann wettertechnisch und auch aus anderen Grnden erledigt. Unter anderem hatten die öffentlichen Nahverkehrsmittel den Betrieb eingestellt und ich hätte nicht noch mal immense Summen für Parkgebühren ausgeben wollen. Also habe ich mich in mein Auto gesetzt und bin damit in die Stadt gefahren.

Die war total leergefegt. An einer Kreuzung rutschte fröhlich ein ganzer Baum vor mir die Querstraße entlang – das SUV hat erstaunlich gute Bremsen. Ich hab mir dann bei Dunkin Donuts ein “Frühstück” organisiert und dann erst mal einen gesalzenen Anranzer von einem erheblich bewaffneten und grimmigen Homeland Security Heini eingefangen, da ich mein Auto unerlaubterweise vor der City Hall geparkt habe. Keine gute Idee, wie mir nachdrücklich klar gemacht wurde: You better get that car away now, Sir! Entschuldigungen heuchelnd und auf den Fakt meiner Existenz als dummer, europäischer Tourist hinweisend trat ich sofort die Flucht an.

Dann bin ich wieder zur Long Wharf und habe mein Auto erneut regelwidrig abgestellt – wer bei dem Sauwetter Autos abschleppt muss es nötig haben. Es passierte auch nichts weiter. Ein netter Ami machte ein Bild von mir in Sturm und Regen, auf dem wegen Sturm und Regen eigentlich nichts zu erkennen ist. Wir waren uns beide einig, dass wir dieses Wetter ziemlich umwerfend fänden und freuten uns über das Erlebnis.

Dann bin ich weiter nach Winthrope, was kein besonderer Ort ist. Aber in Google Maps hatte ich dort eine Straße direkt an der Küste ausgemacht. Dem war dann auch so und ich und andere standen dort und haben uns das zunehmend heftiger werdende Naturspektakel reingezogen. Also ich dann irgendwann merkte, dass sich mein dickes Auto im Wind dezent anhob und arg wackelte, habe ich beschlossen, dass es nun genug des Abenteuers wäre. Dem vor mir parkenden hat’s die Rückleuchten aus der Verankerung gepustet – da frag ich mich, was die Amis für Autos bauen… Ich hab dem dann geholfen, seine Lampen einzusammeln und wieder festzumachen. Dann bin ich zurück nach Hause.

Unterwegs gab’s dann noch ein paar nette Straßensperren mit viel bunt blinkender Polizei, Feuerwehr und Bäumen auf den Straßen. Ferner lustig im Wind tanzende Ampeln, Verkehrsschilder und mehrere Straßenzüge ohne Strom.

Und das waren nur die Ausläufer von Sandy – ich möchte nicht wissen, wie es weiter südlich abgeht. Aus New York und Atlantic City sieht man wenig erfreuliche Berichte und. Ich bin gespannt, was da los ist, wenn ich übermorgen runter fahre…

Morgen breche ich erst mal nach Plymouth und Newport auf und tue mir zwei Tage Geschichte und Kultur an. Falls Newport nicht unter Wasser steht.