El Maximo Lider

Soeben haben wir des angeblich noch recht fidelen Diktators Vorgarten durchpflügt – gerade gestern stand in der Satellitenzeitung, sein Bruder hätte zum x-ten Mal bestätigt, dass sich das zottelbärtige Revolutionsfossil bester Gesundheit erfreut – und es wird immer tropischer. Sollte das nicht abnehmen, je weiter wir nach Norden schaukeln?

Kuba an steuerbord achteraus, Puerto Rico an backbord querab, Jamaica und DomRep (!) auch nicht weit – klingt wie Urlaub, aber wer macht denn in dieser schwülen Brutstätte unerfreulicher, viraler und bakterieller Infekte wirklich gerne Urlaub? Leute, die dann den ganzen Tag in vollklimatisierten Räumen all inclusive Nahrung in veritablen Mengen in sich rein schaufeln und sich an gechlorten und künstlich gekühlten Pools aalen oder sich von hyperaktiven, dauergutgelaunten Berufs-Hysterikern zu merkwürdigem Verhalten animieren lassen, während um die Ecke der tägliche Existenzkampf von statten geht? Etwas bizarr…

Und bei Castros überm Dach tobt eine nette Gewitterfront. Von der Brücke aus betrachtet sieht das sehr spektakulär aus. Also raus auf die Nock in der Hoffnung einer irgendwie gearteten Abkühlung – wenigstens relativ.

Jaja, relativ!

Das war relativ gar nix – es geht zwar ein relativ starker Wind, aber der ist relativ unappetitlich feuchtwarm. Heiß ersehnte fröstelnde Zustände wollen sich nicht so recht einstellen. Dafür blitzt und rumpelt es relativ nett. Dazu ein gepflegtes, leicht bewölktes, relativ fahles Mondlicht.

Aber warm. Ekelhaft warm! Der Kahn ist mittlerweile so aufgewärmt, dass hier oben unter der Dusche kein wirklich kaltes Wasser mehr ankommt – Deck E ist zu weit oben und die Rohre sind nicht isoliert. Man erklärt mir, dass die Matisse in China gebaut wurde. Da zählt mehr Funktionalität als Komfort für die Bewohner. Wer Komfort will, muss mit Hapag-Lloyd fahren, solange es die noch gibt… Ich habe jetzt immer einen Eimer mit Wasser im Bad – wenn das auf Raumtemperatur runter gekühlt ist, dann kann man es sich wenigstens über den Kopf gießen und hat mal wenigstens ein paar Minuten die Illusion von Erfrischung. Vielleicht ist das ja auch ein praktikabler Tipp für Reisende der Deutschen Bahn…*

Erwähnte ich eigentlich schon, dass es unanständig schawül ist? Seit vier Tagen geht das nun schon so. Das ist definitiv der etwas unangenehme Teil der ganzen Reise, aber auch der wird vergehen und dann muss ich schon wieder runter vom Kutter und werde sehr traurig sein. Der einzige Teil von mir, dem das Klima hier wohl gefällt, ist meine verbumfeite Haut (“Was macht meine Haut?”**) – die heilt nämlich ab (“Gut, dem Dinge!”**). Also doch noch ein Grund für einen Ortswechsel? Ich grabsch’ mir ne sommersprossige Tropenmaus und besetze eine ausgediente Ölbohrplattform im Golf von Mexico. BP hat da sicher was im Angebot…

Aber was nutzen mir karibische Sommersprossen und eine leidlich befriedete Haut, wenn mich binnen kurzer Zeit dann klimabedingtes Multiorganversagen dahin rafft???

Und was hat das alles mit Fidel zu tun?

Mirswaaaaam!!!


*) Ach ja – wer nun triumphal ausruft, dass das ja klar gewesen wäre, wer führe schon mit einem Containerschiff, das könne ja nichts Vernünftiges sein – ich liebe diese Dreckseimer trotzdem inniglich und würde sie jeder AIDA Sonstwie oder ähnlichen Musikdampfern jederzeit vorziehen. Einzige Ausnahme sind die Schiffe der Hurtigroute und die QM2 – letztere ist allerdings leider für normalsterbliche Angestellte des ÖD relativ unerschwinglich.

**) Für den humorvollen Kenner wohl in Teilen geklauter aber sehr amüsanter, pseudoautobiografischer Literatur