Kopenhagen aus der Tube

Ob ich damit ins Guiness-Buch komme? Kopenhagenkompakttourisause in vier Stunden! Ich hab mir übers Internet ein 24-Stundenticket für die öffentlichen Verkehrsmittel besorgt. Da schicken sie einem ne SMS aufs Handy und dann hält man den Busfahrern und anderen amtlich Interessierten einfach das Handy vor die Nase und gut. Praktisch!

Also runter vom Schiff, quer durch den Hafen, raus aus dem Hafen, einmal rund um den Hafen, Bus, irgendwo raus – zufälligerweise um die Ecke von Amalienborg.

Gleich mal gucken, ob Margarete diesmal Fenster geputzt hat – als ich 1982 das letzte Mal da war, sah es etwas rumplig aus so repräsentationstechnisch… Naja, die Dänen sind nicht ganz so verspannt wie wir Deutschen. Mit Ausnahme der Bärenfellmützenwachsoldaten vorm Schloss.

Glück gehabt – war gerade Wachablösung. Irgendwie können die einem schon Leid tun. Sie sehen doch nicht wirklich ernstzunehmend aus – wenn man mal von der Bewaffnung absieht, mein lieber Mann… – und dann staken die da rum, stellen sich quasi Nase an Nase gegenüber und brüllen sich an. Man muss militärische Traditionen nicht verstehen, oder?

Dafür dürfen Sie nicht drauf reagieren, dass alle Ihre Linsen auf sie richten – ich auch, klar, bin ja heute Extremtourist…

Weiter – runter zum Wasser und in Richtung Langelinie – wer sitzt da am Ende? Die kleene Süße…

Sie ist ja furchtbar zierlich und zart und klein und sehr umringt – selbst heute noch bei dem Mistwetter. Hauptsächlich Japaner, die sicher nicht wissen, wo sie sind. Gefolgt von kreischend hysterischen Amis, die wissenstechnisch das japanische Schicksal teilen. Zwischendrin Axel, der sich böse guckend als Gelegenheitsfotograf für japanische und amerikanische Touristen verweigert. Sehr entrüstete Amischnepfe… Naja… Ich bin eben nicht sozialkompatibel…

Übrigens ist diese Meerjungfrau wirklich sehr hübsch – kein Wunder, dass sie so berühmt ist… Entzückend!

Weiter mit dem Wasserbus – vorbei an der gewaltig klotzigen Oper. Sehr beeindruckend – und ich denke mal, es passt ohne Weiteres die gesamte dänische Bevölkerung rein. Zumindest die kulturbeflissene… Was bei dem allgemeinen Musikgeschmack des Durchschnittsdänen nicht unbedingt zur Standardausstattung gehört. Sie haben auch ABgründe, diese Dänen – bei aller Liebe… Sagen wir mal so – der MDR hätte hier Musiksendungsmäßig sensationelle Einschaltquoten!

Dann zur königlichen Bibliothek. Mann ist das ein Teil. Ich weiß schon warum mein Herz so an Dänemark hängt. Sie können bauen, die Dänen – und sie können Design – und sie können Innenarchitektur. Es ist unglaublich.

Ich bin dann doch ne halbe Stunde in der Bibliothek hängen geblieben. Außen total eckig, schroff, funktional und innen nicht ein einziger rechter Winkel – warme aber nüchtern organische Formen, oder wie man das beschreiben soll. Und alles aus Beton – Beton kann auch sehr schön aussehen.

Ich war – wie man in der Bildergalerie sieht – sehr beeindruckt.

Danach weiter in Richtung Rathaus. Am Tivoli vorbei. Eigentlich wollte ich noch mit der Ringbuslinie einmal durch die Innenstadt eiern. Aber dann wären die Busse in den Hafen nicht mehr gefahren und Taxi ist so derart teuer, dass ich dann doch nur noch zum Hauptbahnhof gefahren bin.

Der Chief wollte so gerne einen Spiegel und einen Stern haben. Hab ich ihm noch schnell besorgt und als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk in die Hand gedrückt. Ich hab nämlich auch was für den Alten und der Chief ist so nett, dass ich dann schon ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, wenn der nix bekommen hätte. So hat sich das Problem auch gelöst.

Dann vorbei an den Zeugen Jehovas – die Spinner sind echt überall! – zum 26er und dann zurück um Hafen, einmal rund um den Hafen, durchs Gate, quer durch den Hafen und erfreulicherweise lag die Vera noch am Kai.

Und jetzt geh ich auf die Brücke – hoffentlich krieg ich da das WLAN zu greifen. Ist hier netterweise umsonst, aber nicht sehr sendestark. Dann geht der Kram noch ins Netz und ich dann inne Koje. Bin etwas alle nach dem Parforce-Ritt – und ich bin sehr froh, dass ich mal wieder in Dänemark war, ein wenig Dänisch sprechen und mich an den mehrheitlich freundlichen Dänen erfreuen konnte. Ich hab Land und Leute nämlich SEHR gerne!

Glædelige Jul!

Raahe, Tornio, Kemi und so

Die eigentliche Eisfahrt begann nach Oulu. Es ging über Raahe und Tornio nach Kemi. Dies mit einigen Umwegen, Fehlversuchen und letztendlich dann nur noch mit Unterstützung durch einen der finnischen Eisbrecher Kontio und Otso.

Man bleibt stecken, fährt zurück, nimmt Anlauf und versucht es an anderer Stelle nochmal. Die MS Jork hat eine kleine Eisklasse- sie kommt durch bis zu 50cm dickes Eis alleine durch. Aber irgendwann ist dann eben mal Schluss.

Irgendwie war es auch witzig – wie im Slapstick-Film. Wir wurden immer langsamer und irgendwann standen wir dann und es machte noch einmal “Knirsch!”, so als ob das Schiff recht genervt seufzt und aufgibt – und dann war Ruhe. Langsam ging es dann wieder zurück.

Guckt man sich das GPS-Log an, dann sieht man, dass da nicht viel mit gradlinigem Kurs war – zudem man auch noch irgendwie um die Schären herum muss, die sich alle unter dem Eis verstecken.

GPS

Dann kam das Anlegemanöver in Kemi – bei sehr starkem Südwind, der das Eis mit großer Kraft in den Hafen drückte. So, dass es fast nicht möglich war, irgendwie an den Kai zu kommen. Es folgte ein Manöver, bei dem der Kapitän und der Lotse versuchten, das Eis zwischen Schiff und Kai weg zu bekommen.

Zunächst fuhren sie immer wieder hin und her, um die großen Eisplatten etwas zu verkleinern. Dann wurde das Schiff achtern fest gemacht und leicht nach au0ßen gedreht, so dass es ungefähr in 20° zum Kai lag. Daraufhin wurde mit Fingerspitzengefühl sowie vor allem dem Bug- und Heckstrahlruder das Eis weggespült. Nach zwei Stunden war das Werk vollbracht und wir lagen am Kai.

AM nächsten Tag ging es denn im Nebel auf den Weg nach Hause. Dies gelang dann erneut wieder nur mit der Hilfe der Otso, da der Wind über Nacht das Eis immer weiter in den botnischen Meerbusen gedrückt und damit komprimiert hat.

Dann irgendwann war die Eisgrenze erreicht – ein letzter Blick auf die OTSO und die Eisfahrt war vorbei.

Das war eine schöne Fahrt und nun nehme ich zwangsweise aber unvermeidlich wieder Kurs auf den öffentlichen Dienst in Berlin.

Eis!

1625 hours

Gerumpel und Vibration – kann ja nur bedeuten, dass wir den Kurs schnell ändern oder Fahrt weg oder auf nehmen. Bumm, bumm, bumm… Wer klopft da?

Raus aus der Koje – Breaking Bad kann warten!

Eis!

Und alle (zwei) Passagiere sofort auf der Brücke und aufgeregt – Hühnerhaufen… Der 2. Offizier grinst sich einen und kocht Kaffee. Ich soll mal das Eis gucken und mich freuen, sagt er…

Wie hübsch. Ein Glück habe ich so viel abgenommen – so schnell habe ich meinen Kram noch schon lange nicht mehr zusammen gerafft und bin los gerannt. Und so schnell bin ich auch schon lange keine steile Treppe mehr hoch.

Diese Farben! Ganz glatte See, stahlblau, hellblauer Himmel und dann das Eis – eher schon recht schmutzig. Klar, achteraus sowieso, nachdem wir da durch gepflügt sind. Aus der Ferne noch schneeweiß.

Bilder auf der Brücke – dann ganz runter aufs Poop-Deck und noch mehr Bilder. Und eigentlich wollte ich noch zum Bug, um zu sehen, wie wir die Eisschollen wegschieben – daher das Bummbumm – aber da war es schon vorbei.

Und eine halbe Stunde später ging es dann richtig los. Also bin ich wieder runter gerannt. Und dann nach vorne zum Bug. Unglaublich, wie das Schiff quasi auf dem Eis tanzte. Ein Gerumpel und Gedröhne, Gerüttel und Geschüttel. Krachen und klirren. Abgelöst von leisem Rauschen und einem Klimpern, wie diese Windspiele aus den 80ern.

Dann wieder gewaltige Schläge vor den Bug – im wahrsten Sinne des Wortes! – welch eine unglaubliches Kräftemessen zwischen Technik und Natur. Keine Frage, wer hier am Ende gewinnt. Und das war erst relativ dünnes Resteis! Trotzdem hats mir wirklich die Tränen in die Augen getrieben und ich habe a Bug gegen das Getöse angebrüllt – so etwas Schönes habe ich seit Neuseeland nicht mehr gesehen!

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Später dann sah man am Heck, dass sich die Fahrrinne hinter dem Schiff sofort wieder schloss.

Und dann wartete in der Ferne die Kontio auf uns – einer der beiden finnischen Eisbrecher, die zusammen mit zwei schwedischen Eisbrechern hier oben den Verkehr am laufen halten.

Neben der Kontio ein winziges Lotstenboot. Der Lotse ist sehr finnisch – und sehr cool! Er berichtet dem Kapitän von der aktuellen Eissituation – der Südwind drückt weiter das ganze Resteis in den Norden und dort wird es derzeit wieder kompakter und damit haben die Eisbrecher offenbar noch richtig was zu tun.

Aber die Jungs auf den Dingern sind auch cool. Extrem Cool – Finnen halt. Ich habe mal eine Reportage über die Kontio gesehen – der Kapitän da wirkte so, als ob ihn nichts wirklich aus der Ruhe bringen könnte. Naja… Die Finnen… Sauna, Wodka, Tango, Leningrad Cowboys und Aki Kaurismäki – wunderbar!

Jetzt fährt uns der Lotse nach Oulu– mit eingeschalteten Suchscheinwerfern – gespenstisch und vollkommen unwirklich!

Abgeschnitten

Man sieht zwar noch Land – das unterscheidet diese Reise übrigens sehr stark von der Tätigkeit in den öffentlichen Diensten des Landes Berlin – aber fernmeldetechnisch ist seit gestern Abend Schicht im Schacht… Drum liegen die ganzen netten Bilder vom Nordostseekanal nun zwar schon auf dem Server, aber ich habe es nicht mehr geschafft, sie auch frei zu schalten – ärgerlich. Aber: absolut kein Empfang… Schade, denn es liegen da auch schon zwei Artikel, die veröffentlicht werden müssen.

Wird wohl bis morgen Abend warten müssen… Gerade fahren wir südlich unter Karlskrona vorbei. Und immer weiter raus aufs Meer um Öland herum um dann nach NNO zu drehen und zwischen Stockholm und Gotland hindurch quer rüber zur finnischen Küste zu fahren. Sonntag Abend sind wir dann in Oulu und Montag haben wir den ganzen Tag Zeit, die Stadt unsicher zu machen. danach weiter nach Raahe, Kemi, Tornio und dann wieder nach Hause.

Spätestens in Oulu werde ich mit dem Tablet bewaffnet in den nächsten MacDoof rennen, um dort dann mal das Blog zu sortieren. Aber eigentlich sollte vielleicht auf Höhe von Stockholm wieder Empfang sein. Und an der finnischen Küste auch, denn die Finnen haben es ja erfunden… Oder zur Perfektion getrieben… Also das Mobilfunkzeugs… Schaumama…

Irgendwie ist das ja auch beknackt – man macht Urlaub und rennt nur dem Internet hinterher, um anderen zu zeigen, wie man Urlaub macht. Wo bleibt da die Erholung? Vorhin habe ich ein wenig an der neuen AIS-Empfangsstation für MarineTraffic.com rumprogrammiert. Dann habe ich draußen gesessen und gelesen. Dann war ich müde und habe geschlafen. Aber zwischendurch? Immer gucken, ob nun ein Netz da ist.

Wie dämlich!

Andererseits sind die Bilder teilweise recht hübsch…

Trotzdem dämlich!

Ich gucke auf die Ostsee – die ist relativ ruhig und ganz schwarz. Wenn das Meer so aussieht, muss ich immer an die Estonia denken. Die Ostsee ist ein sehr flaches Meer – andere Meere grinsen sich sicher einen angesichts der maximalen Tiefen hier. Für die Estonia hat es gereicht. Gestern habe ich mir eine Doku über die Titanic angesehen. Furchtbar! Das Meer ist faszinierend, schön und gnadenlos. Komisch – mir hat sich so dieser letzte Funkspruch eingeprägt, in dem die Finnen immer wieder verzweifelt versucht haben, die Estonia zu erreichen. Gruselig! Vor allem wenn man dann bedenkt, welch geringe Entfernungen da zwischen all diesen Schiffen liegen. Aber auf See dauert alles etwas länger als an Land. Und ohne Schutzanzug überlebt man in diesen Wassertemperaturen maximal 5-10 Minuten – und dann ist Schluss. Angeblich merkt man es nicht – auch das Kältegefühl soll ganz schnell weg sein. Tröstlich?

Komische Gedanken…

Ich geh mal Sonnenuntergang gucken – und wenn er schön wird, dann häng ich ihn hier noch hinten dran!

Ach ja – es ist mittlerweile schon empfindlich kühl. Nun verstehe ich auch, warum ich eine Gesichtsmaske im Kleiderschrank habe – damit die Nase nicht abfällt. Gibt dann bestimmt ein lustiges Foto mit dem Teil im Gesicht…

Landgang – Klaipėda

Schon mal auf einer schwankenden Kommandobrücke Kaffee gekocht und abgewaschen? Wer Kaffee will, muss balancieren (und wer Sahne will, muss Kühe schütteln – muhahaha!). Und ich brauche den dringend, den Kaffee… Der Landgang war schön und ich bin jetzt relativ platt. Und glücklich mal wieder über die Abnehmerei – ich bin da knapp 4 Stunden rumgelaufen ohne die geringsten Probleme wie Rückenschmerzen, Schweißausbrüche und all die anderen Ausfallerscheinungen vergangener Zeiten. Es ist wirklich ein bisschen wie ein neues Leben…

Das erste Mal in einer der drei baltischen Republiken! Spannend!!!

Der Agent hat mich abgeholt und an der reichlich rundlichen und grimmig guckenden Zolltante vorbei gelotst. Die hatte natürlich was zu meckern… Man dürfe auf dem Hafengelände nicht fotografieren – ich war doch aber schon runter vom Hafengelände! Njet! Und das wäre die falsche Passnummer auf der Passagierliste. Klar – der Kapitän hat meinen Reisepass und ich hatte meinen Personalausweis mit. Das führte dann zu Diskussionen zwischen dem sehr netten Agenten und dem ganz offensichtlich übrig gebliebenen, Frau gewordenen Relikt aus sozialistischen Bürokratie- und Obrigkeitszeiten… Soll ich wieder einen meiner Gesänge über relativ unterbelichtete Menschen performen und wie sie sind, wenn sie auch nur ein kleines bisschen Macht über andere haben?

Nein – ich bin da durch und dann wurde es unterhaltsam. Der Agent hat mich in der Altstadt abgesetzt und ich bin los. Erst mal ins Touristenbüro – alle sehr nett da und hilfreich. Dann in so ein Nobelhotel mit Geldwechsel – und schon hatte ich mein erstes litauisches Geld in der Hand.

Dann bin ich zum Theaterplatz und nun wüsste ich gerne mal, wer Simon Dach war. Der hat offensichtlich im 17. Jahrhundert gelebt – vielleicht ein Zeitgenosse Kants? Das war ja alles mal Ostpreußen irgendwann – sobald ich wieder ein vernünftiges Netz habe, wird der Mann gegoogelt.

Vom Theaterplatz bin ich dann durch einige sehr schnuckelige mit Kopfstein gepflasterte Sträßchen zu einem sehr gemütlichen Café gegangen und habe dort meinen ersten litauischen Kaffee getrunken. Guter Stoff – ein Glück kann man sich mittlerweile eigentlich mehr oder weniger überall auf guten Kaffee verlassen!

Wiener und Italiener mögen das möglicherweise anders sehen – sind Wiener oder Italiener anwesend?

Nach dieser kleinen Kaffeepause bin ich weiter durch die Altstadt gewandert und habe mir das Schulschiff Meridianas auf der Memel angeguckt – ein Wahrzeichen Klaipėdas und ein wahres Prachtstück von einem alten Dreimaster. Dann weiter durch sehr kleine Straßen mit sehr lustigen Verkehrszeichenwäldern.

Die Häuser hier erinnern mich in Teilen ein wenig an Stockholm – nicht ganz so pompös, aber irgendwie… tja… baltisch? Preußisch jedenfalls eher nicht. Außerhalb der Altstadt herrscht dann aber leider eher sozialistischer Neobrutalismus. Fertigbauplatte in furchterregendem Zustand. Große weite zubetonierte Flächen, alles doch eher kahl und seelenlos.

Also zurück in die Altstadt. Da war ein Geschäft namens Amber Queen – nannte sich hochtrabend Bernsteinmuseum, war aber doch eher ein Geldgrab für Kreuzfahrttouristen. Fotografieren verboten! Also habe ich von außen durchs Schaufenster das eine oder andere Exponat abgelichtet und wurde allsofort von einer eifrigen Verkäuferin weggewedelt. Die Auslagen hatten alles zu bieten – von sehr schön und geschmackvoll bis zu erschreckendem Kitsch.

Daneben dann ein Pelzladen und diverse andere Läden, mehrheitlich mit Utensilien für offenbar unanständig reiche Russinnen. Der Agent hat erzählt, die Russen aus Kaliningrad kaufen in Klaipėda in größeren Gruppen und größeren Mengen regelmäßig ein – es sind nur 75km – und selbst, wenn man Visagebühren und Transportkosten abrechnen würde, läge die Ersparnis noch bei ca. 50%. So sah ich etliche arrogant drein blickende, erheblich überschminkte, mit Juwelen behangene und in Pelze gehüllte, angereiftere Damen von aufgedunsener Konsistenz und hefeteigartigem Teint, die in ihren SUVs relativ rücksichtslos durch die kleinen Gässchen und Sträßchen rumpelten. Dann vielleicht doch lieber wieder die Glorreiche Rote Armee?

Ja, ich bin auch keine Augenweide – aber ich mache auch nicht mit einem Selfish Useless Vehicle kleine Städte platt und sehe dabei peinlich aus!

Als Kontrastprogramm gab es aber auch – dies sei zur Ehrenrettung Klaipėdas gesagt, welches ja für diese sagen wir mal zweite russische Invasion nichts kann – auch jede Menge wirklich sehr aparter baltischer Naturschönheiten und andere markante Typen zu bewundern.

Dann wieder zurück ins Touristenbüro, wo ich ein paar Postkarten nebst Briefmarken erwarb, beschriftete, beklebte und in den Briefkasten warf. Mal sehen, ob und wann sie ankommen! Danach bin ich was Schönes essen gegangen in der Alten Hanse – einem Jazz-Restaurant mit hervorragender Küche – es gab Krabbensuppe.

Schließlich habe ich noch den alten Fachwerkspeicher gesucht und nicht gefunden. Dafür aber noch mehr schön Motive, die Ihr natürlich in der Bildergalerie anschauen könnt. Noch einmal um die Ecke und da stand dann auch schon der Agent und hat mich wieder zum Schiff gefahren.

Und jetzt sitze ich da auf eben dieser Brücke, der Kaffee hat gut geschmeckt und ich falle nun langsam aber sicher sowie von neuen Eindrücken sehr bereichert 3 Decks den Niedergang runter in meine Kammer, dort in meine Koje und alsbald ins Koma. Und wenn ich wieder eine funktionierende Netzwerkverbindung habe, lade ich das alles hoch und freue mich auf die zweite Durchfahrt durch den Nordostsee- oder auch Kielkanal.

Organisation

Na, fein! Der Agent ist an Bord und nachdem ich den gefragt habe, wie ich am besten in die Altstadt komme, hat er gesagt, er könne mich ja morgen abholen am Schiff und da hin fahren. 2 Stunden später wieder zurück. Dafür will er 20€ haben. OK – nach seiner eigenen Aussage kostet ein Taxi 7€ – aber dafür muss ich dann auch nicht im Container-Terminal rumrennen, Taxis suchen und so weiter… Schön – dann ist der Landgang morgen ja gesichert und ich habe zumindest 2 Stündchen in der Altstadt. Freude!

Silvester

Na, das ist doch mal ne Party! Da haben die Philippinos den Grill angeworfen…

… und ein ziemlich opulentes Silvesteressen gezaubert.

Der Kapitän hat wohl schon den ganzen Tag den Philippinos von Dinner for One vorgeschwärmt. Also mussten sie sich das natürlich alle angucken und wurden  immer lustiger.

Ich glaube übrigens, dass der Kapitän seine Jungs sehr mag – ich habe den die ganze Zeit nicht einmal von oben herab erlebt. Nur seine vier Kadetten begeistern ihn scheinbar nicht so wirklich – ansonsten wirkt er eher väterlich, wenngleich auch sehr bestimmt. Angenehm!

Ansonsten passiert hier nix. Ich gucke gerade den Silvesterstadl über Satellit – das ist wirklich eine Härteprüfung… Mia gehn ned foat, mir bleiben do! Das ist der gesamte Text eines ganzen Liedes (?), welches sich über qualvolle 3 Minuten erstreckt.

Ich kapier aber jetzt, warum die ganzen alten Säcke sowas gucken – die Mädels da quellen ja sowas von aus ihren Dirndln – sehr appetitlich… Wenn man dann den Ton abdreht…

Ich geh um 23:00 hoch auf die Brücke – dann sehr ich vielleicht ein bischen Feuerwerk an Land. Dann wird wohl in der Messe einmal *pling* gemacht und dann war es das auch schon. Recht unspektakulär – und ich kann eh keinen Sekt trinken…

Heute Nacht gehen wir vor Klaipeda auf Reede bis morgen Abend gegen 17:00 – dann bleiben wir 24 Stunden und wenn mir Konstantin (dauerschläfriger Kadett) dann erklärt, wie das da mit dem Landgang am besten funktioniert, komme ich mal runter von dem Kahn und setze das erste Mal in meinem Leben meinen Fuss aufs ehemalige Gebiet des Bösen…

Und jetzt dreh ich dem Andy Borg den Saft ab – es gibt auch keine Alternative – im ZDF quäkt die Kievel rum – die ist zwar niedlich, aber das hilft ihr nix – ein furchtbare Frau… Und von den ganzen anderen Sendern wollen wir nicht reden…

Wie auch immer – ich wünsche Euch einen guten Rutsch und ein schönes neues Jahr!

Feuerwerk

Riga

*ratter* *rumpel* *vibrier* *dröhn*

Langsame Fahrt – immer recht unruhig. Lotsen an Bord genommen und nun einlaufen in Riga. Das Reich des Bösen! Also ehedem… Vor 25 Jahren war das hier alles Sperrgebiet. Ganz böse… Der furchtbare Russe saß hier, guckte grimmig und sagte vorzugsweise Njet! Väterchen Frost glotzt auch schon unterkühlt über die Reeling – und das sieht dann so aus:

Schade, dass ich nicht von Bord komme. Aber das hat keinen Sinn. Das Zentrum ist doch gut 10km weit weg, Shuttle gibt es nicht, was ein Taxi kosten sollte, weiß keiner, der Lotse, der mir da hätte helfen können war schneller von Bord als sein Schatten. Der Chief guckt nur und sagt, in Osteuropa ginge er aus Prinzip nicht von Bord. Dann äußert er sich noch allgemein unerfreulich über osteuropäische Wirtschaftsflüchtlinge, die ab 1.1.2014 in Deutschland auch Hartz-IV-Anspruch haben und wähnt einen baldigen Bürgerkrieg. Ich habe irgendwann gelernt, die Klappe zu halten. Der Mann ist mit einer furchtbar freundlichen Philippina verheiratet, die über Weihnachten / Neujahr mit an Bord ist. Wenn ich mich recht erinnere, herrscht dort auch eine ganz veritable Armut… Bei manchen Leuten versteh ich die mentalen Zusammenhänge nicht wirklich…

Mal sehen, ob ich morgen noch etwas mehr von Riga zu sehen bekomme. Aber laut Agent und Lademeister wird da hier 8 – 10 Stunden dauern. Also sind wir schon morgens zwischen 3:00 und 5:00 wieder weg. na, vielleicht bekomme ich dann Silvester was von Klaipeda mit…