Kopenhagen aus der Tube

Ob ich damit ins Guiness-Buch komme? Kopenhagenkompakttourisause in vier Stunden! Ich hab mir übers Internet ein 24-Stundenticket für die öffentlichen Verkehrsmittel besorgt. Da schicken sie einem ne SMS aufs Handy und dann hält man den Busfahrern und anderen amtlich Interessierten einfach das Handy vor die Nase und gut. Praktisch!

Also runter vom Schiff, quer durch den Hafen, raus aus dem Hafen, einmal rund um den Hafen, Bus, irgendwo raus – zufälligerweise um die Ecke von Amalienborg.

Gleich mal gucken, ob Margarete diesmal Fenster geputzt hat – als ich 1982 das letzte Mal da war, sah es etwas rumplig aus so repräsentationstechnisch… Naja, die Dänen sind nicht ganz so verspannt wie wir Deutschen. Mit Ausnahme der Bärenfellmützenwachsoldaten vorm Schloss.

Glück gehabt – war gerade Wachablösung. Irgendwie können die einem schon Leid tun. Sie sehen doch nicht wirklich ernstzunehmend aus – wenn man mal von der Bewaffnung absieht, mein lieber Mann… – und dann staken die da rum, stellen sich quasi Nase an Nase gegenüber und brüllen sich an. Man muss militärische Traditionen nicht verstehen, oder?

Dafür dürfen Sie nicht drauf reagieren, dass alle Ihre Linsen auf sie richten – ich auch, klar, bin ja heute Extremtourist…

Weiter – runter zum Wasser und in Richtung Langelinie – wer sitzt da am Ende? Die kleene Süße…

Sie ist ja furchtbar zierlich und zart und klein und sehr umringt – selbst heute noch bei dem Mistwetter. Hauptsächlich Japaner, die sicher nicht wissen, wo sie sind. Gefolgt von kreischend hysterischen Amis, die wissenstechnisch das japanische Schicksal teilen. Zwischendrin Axel, der sich böse guckend als Gelegenheitsfotograf für japanische und amerikanische Touristen verweigert. Sehr entrüstete Amischnepfe… Naja… Ich bin eben nicht sozialkompatibel…

Übrigens ist diese Meerjungfrau wirklich sehr hübsch – kein Wunder, dass sie so berühmt ist… Entzückend!

Weiter mit dem Wasserbus – vorbei an der gewaltig klotzigen Oper. Sehr beeindruckend – und ich denke mal, es passt ohne Weiteres die gesamte dänische Bevölkerung rein. Zumindest die kulturbeflissene… Was bei dem allgemeinen Musikgeschmack des Durchschnittsdänen nicht unbedingt zur Standardausstattung gehört. Sie haben auch ABgründe, diese Dänen – bei aller Liebe… Sagen wir mal so – der MDR hätte hier Musiksendungsmäßig sensationelle Einschaltquoten!

Dann zur königlichen Bibliothek. Mann ist das ein Teil. Ich weiß schon warum mein Herz so an Dänemark hängt. Sie können bauen, die Dänen – und sie können Design – und sie können Innenarchitektur. Es ist unglaublich.

Ich bin dann doch ne halbe Stunde in der Bibliothek hängen geblieben. Außen total eckig, schroff, funktional und innen nicht ein einziger rechter Winkel – warme aber nüchtern organische Formen, oder wie man das beschreiben soll. Und alles aus Beton – Beton kann auch sehr schön aussehen.

Ich war – wie man in der Bildergalerie sieht – sehr beeindruckt.

Danach weiter in Richtung Rathaus. Am Tivoli vorbei. Eigentlich wollte ich noch mit der Ringbuslinie einmal durch die Innenstadt eiern. Aber dann wären die Busse in den Hafen nicht mehr gefahren und Taxi ist so derart teuer, dass ich dann doch nur noch zum Hauptbahnhof gefahren bin.

Der Chief wollte so gerne einen Spiegel und einen Stern haben. Hab ich ihm noch schnell besorgt und als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk in die Hand gedrückt. Ich hab nämlich auch was für den Alten und der Chief ist so nett, dass ich dann schon ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, wenn der nix bekommen hätte. So hat sich das Problem auch gelöst.

Dann vorbei an den Zeugen Jehovas – die Spinner sind echt überall! – zum 26er und dann zurück um Hafen, einmal rund um den Hafen, durchs Gate, quer durch den Hafen und erfreulicherweise lag die Vera noch am Kai.

Und jetzt geh ich auf die Brücke – hoffentlich krieg ich da das WLAN zu greifen. Ist hier netterweise umsonst, aber nicht sehr sendestark. Dann geht der Kram noch ins Netz und ich dann inne Koje. Bin etwas alle nach dem Parforce-Ritt – und ich bin sehr froh, dass ich mal wieder in Dänemark war, ein wenig Dänisch sprechen und mich an den mehrheitlich freundlichen Dänen erfreuen konnte. Ich hab Land und Leute nämlich SEHR gerne!

Glædelige Jul!

Raahe, Tornio, Kemi und so

Die eigentliche Eisfahrt begann nach Oulu. Es ging über Raahe und Tornio nach Kemi. Dies mit einigen Umwegen, Fehlversuchen und letztendlich dann nur noch mit Unterstützung durch einen der finnischen Eisbrecher Kontio und Otso.

Man bleibt stecken, fährt zurück, nimmt Anlauf und versucht es an anderer Stelle nochmal. Die MS Jork hat eine kleine Eisklasse- sie kommt durch bis zu 50cm dickes Eis alleine durch. Aber irgendwann ist dann eben mal Schluss.

Irgendwie war es auch witzig – wie im Slapstick-Film. Wir wurden immer langsamer und irgendwann standen wir dann und es machte noch einmal “Knirsch!”, so als ob das Schiff recht genervt seufzt und aufgibt – und dann war Ruhe. Langsam ging es dann wieder zurück.

Guckt man sich das GPS-Log an, dann sieht man, dass da nicht viel mit gradlinigem Kurs war – zudem man auch noch irgendwie um die Schären herum muss, die sich alle unter dem Eis verstecken.

GPS

Dann kam das Anlegemanöver in Kemi – bei sehr starkem Südwind, der das Eis mit großer Kraft in den Hafen drückte. So, dass es fast nicht möglich war, irgendwie an den Kai zu kommen. Es folgte ein Manöver, bei dem der Kapitän und der Lotse versuchten, das Eis zwischen Schiff und Kai weg zu bekommen.

Zunächst fuhren sie immer wieder hin und her, um die großen Eisplatten etwas zu verkleinern. Dann wurde das Schiff achtern fest gemacht und leicht nach au0ßen gedreht, so dass es ungefähr in 20° zum Kai lag. Daraufhin wurde mit Fingerspitzengefühl sowie vor allem dem Bug- und Heckstrahlruder das Eis weggespült. Nach zwei Stunden war das Werk vollbracht und wir lagen am Kai.

AM nächsten Tag ging es denn im Nebel auf den Weg nach Hause. Dies gelang dann erneut wieder nur mit der Hilfe der Otso, da der Wind über Nacht das Eis immer weiter in den botnischen Meerbusen gedrückt und damit komprimiert hat.

Dann irgendwann war die Eisgrenze erreicht – ein letzter Blick auf die OTSO und die Eisfahrt war vorbei.

Das war eine schöne Fahrt und nun nehme ich zwangsweise aber unvermeidlich wieder Kurs auf den öffentlichen Dienst in Berlin.

Eis!

1625 hours

Gerumpel und Vibration – kann ja nur bedeuten, dass wir den Kurs schnell ändern oder Fahrt weg oder auf nehmen. Bumm, bumm, bumm… Wer klopft da?

Raus aus der Koje – Breaking Bad kann warten!

Eis!

Und alle (zwei) Passagiere sofort auf der Brücke und aufgeregt – Hühnerhaufen… Der 2. Offizier grinst sich einen und kocht Kaffee. Ich soll mal das Eis gucken und mich freuen, sagt er…

Wie hübsch. Ein Glück habe ich so viel abgenommen – so schnell habe ich meinen Kram noch schon lange nicht mehr zusammen gerafft und bin los gerannt. Und so schnell bin ich auch schon lange keine steile Treppe mehr hoch.

Diese Farben! Ganz glatte See, stahlblau, hellblauer Himmel und dann das Eis – eher schon recht schmutzig. Klar, achteraus sowieso, nachdem wir da durch gepflügt sind. Aus der Ferne noch schneeweiß.

Bilder auf der Brücke – dann ganz runter aufs Poop-Deck und noch mehr Bilder. Und eigentlich wollte ich noch zum Bug, um zu sehen, wie wir die Eisschollen wegschieben – daher das Bummbumm – aber da war es schon vorbei.

Und eine halbe Stunde später ging es dann richtig los. Also bin ich wieder runter gerannt. Und dann nach vorne zum Bug. Unglaublich, wie das Schiff quasi auf dem Eis tanzte. Ein Gerumpel und Gedröhne, Gerüttel und Geschüttel. Krachen und klirren. Abgelöst von leisem Rauschen und einem Klimpern, wie diese Windspiele aus den 80ern.

Dann wieder gewaltige Schläge vor den Bug – im wahrsten Sinne des Wortes! – welch eine unglaubliches Kräftemessen zwischen Technik und Natur. Keine Frage, wer hier am Ende gewinnt. Und das war erst relativ dünnes Resteis! Trotzdem hats mir wirklich die Tränen in die Augen getrieben und ich habe a Bug gegen das Getöse angebrüllt – so etwas Schönes habe ich seit Neuseeland nicht mehr gesehen!

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Später dann sah man am Heck, dass sich die Fahrrinne hinter dem Schiff sofort wieder schloss.

Und dann wartete in der Ferne die Kontio auf uns – einer der beiden finnischen Eisbrecher, die zusammen mit zwei schwedischen Eisbrechern hier oben den Verkehr am laufen halten.

Neben der Kontio ein winziges Lotstenboot. Der Lotse ist sehr finnisch – und sehr cool! Er berichtet dem Kapitän von der aktuellen Eissituation – der Südwind drückt weiter das ganze Resteis in den Norden und dort wird es derzeit wieder kompakter und damit haben die Eisbrecher offenbar noch richtig was zu tun.

Aber die Jungs auf den Dingern sind auch cool. Extrem Cool – Finnen halt. Ich habe mal eine Reportage über die Kontio gesehen – der Kapitän da wirkte so, als ob ihn nichts wirklich aus der Ruhe bringen könnte. Naja… Die Finnen… Sauna, Wodka, Tango, Leningrad Cowboys und Aki Kaurismäki – wunderbar!

Jetzt fährt uns der Lotse nach Oulu– mit eingeschalteten Suchscheinwerfern – gespenstisch und vollkommen unwirklich!

Abgeschnitten

Man sieht zwar noch Land – das unterscheidet diese Reise übrigens sehr stark von der Tätigkeit in den öffentlichen Diensten des Landes Berlin – aber fernmeldetechnisch ist seit gestern Abend Schicht im Schacht… Drum liegen die ganzen netten Bilder vom Nordostseekanal nun zwar schon auf dem Server, aber ich habe es nicht mehr geschafft, sie auch frei zu schalten – ärgerlich. Aber: absolut kein Empfang… Schade, denn es liegen da auch schon zwei Artikel, die veröffentlicht werden müssen.

Wird wohl bis morgen Abend warten müssen… Gerade fahren wir südlich unter Karlskrona vorbei. Und immer weiter raus aufs Meer um Öland herum um dann nach NNO zu drehen und zwischen Stockholm und Gotland hindurch quer rüber zur finnischen Küste zu fahren. Sonntag Abend sind wir dann in Oulu und Montag haben wir den ganzen Tag Zeit, die Stadt unsicher zu machen. danach weiter nach Raahe, Kemi, Tornio und dann wieder nach Hause.

Spätestens in Oulu werde ich mit dem Tablet bewaffnet in den nächsten MacDoof rennen, um dort dann mal das Blog zu sortieren. Aber eigentlich sollte vielleicht auf Höhe von Stockholm wieder Empfang sein. Und an der finnischen Küste auch, denn die Finnen haben es ja erfunden… Oder zur Perfektion getrieben… Also das Mobilfunkzeugs… Schaumama…

Irgendwie ist das ja auch beknackt – man macht Urlaub und rennt nur dem Internet hinterher, um anderen zu zeigen, wie man Urlaub macht. Wo bleibt da die Erholung? Vorhin habe ich ein wenig an der neuen AIS-Empfangsstation für MarineTraffic.com rumprogrammiert. Dann habe ich draußen gesessen und gelesen. Dann war ich müde und habe geschlafen. Aber zwischendurch? Immer gucken, ob nun ein Netz da ist.

Wie dämlich!

Andererseits sind die Bilder teilweise recht hübsch…

Trotzdem dämlich!

Ich gucke auf die Ostsee – die ist relativ ruhig und ganz schwarz. Wenn das Meer so aussieht, muss ich immer an die Estonia denken. Die Ostsee ist ein sehr flaches Meer – andere Meere grinsen sich sicher einen angesichts der maximalen Tiefen hier. Für die Estonia hat es gereicht. Gestern habe ich mir eine Doku über die Titanic angesehen. Furchtbar! Das Meer ist faszinierend, schön und gnadenlos. Komisch – mir hat sich so dieser letzte Funkspruch eingeprägt, in dem die Finnen immer wieder verzweifelt versucht haben, die Estonia zu erreichen. Gruselig! Vor allem wenn man dann bedenkt, welch geringe Entfernungen da zwischen all diesen Schiffen liegen. Aber auf See dauert alles etwas länger als an Land. Und ohne Schutzanzug überlebt man in diesen Wassertemperaturen maximal 5-10 Minuten – und dann ist Schluss. Angeblich merkt man es nicht – auch das Kältegefühl soll ganz schnell weg sein. Tröstlich?

Komische Gedanken…

Ich geh mal Sonnenuntergang gucken – und wenn er schön wird, dann häng ich ihn hier noch hinten dran!

Ach ja – es ist mittlerweile schon empfindlich kühl. Nun verstehe ich auch, warum ich eine Gesichtsmaske im Kleiderschrank habe – damit die Nase nicht abfällt. Gibt dann bestimmt ein lustiges Foto mit dem Teil im Gesicht…